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Donau-Delta: Welche Folgen können Flussvertiefungen haben?

Die Ukraine hat einen Kanal im Donau-Delta ausgebaggert, um trotz Krieg mehr Getreide verschiffen zu können. Was bedeuten solche Vertiefungen für Flüsse und das Leben, das sich in und um sie angesiedelt hat?

Das Getreide-Abkommen zwischen der Ukraine und Russland wurde verlängert. Die Ukraine kann also erst einmal weiter ihren Weizen sicher über das Schwarze Meer verschiffen. Für wie lange diese Verlängerung gilt, blieb zunächst unklar. Russland hatte auf nur 60 Tage beharrt, Kiew hatte für 120 Tage plädiert.

Fest steht: Andere Exportwege für ukrainisches Getreide sind weiterhin von großer Wichtigkeit. So brachten Frachtschiffe über die ukrainischen Donauhäfen in den ersten fünf Monaten des Krieges mehr als vier Millionen Tonnen Getreide außer Landes, so verkündete es das ukrainische Infrastrukturministerium im Sommer 2022.

Das Getreide-Abkommen zwischen der Ukraine und Russland wurde verlängert. Die Ukraine kann also erst einmal weiter ihren Weizen sicher über das Schwarze Meer verschiffen. Für wie lange diese Verlängerung gilt, blieb zunächst unklar. Russland hatte auf nur 60 Tage beharrt, Kiew hatte für 120 Tage plädiert.

Die Donau, der zweitlängste Fluss Europas, als Transportweg für dringend benötigtes Getreide. Klingt erst einmal wie eine perfekte Lösung. Doch ein aktueller Streitfall zeigt auch die Probleme auf. Im Februar 2023 verkündete dasselbe Ministerium, es habe den Bystre-Kanal vertieft, von 3,9 Meter auf 6,5 Meter.

Flussvertiefungen: Ein riskantes Unterfangen

Der Kanal verbindet das Schwarze Meer mit dem Chilia-Arm der Donau. Dieser Flussarm im nördlichen Teil des Donau-Deltas bildet die Grenze zwischen der Ukraine und Rumänien. In Bukarest zeigte man sich empört, weil die Vertiefung angeblich nicht abgesprochen war.

Es herrscht Aufregung über die Arbeit am Bystre-Kanal , weil die Vertiefung von Flüssen und anderen fließenden Gewässern erhebliche Folgen für Pflanzen, Tiere und das gesamte Ökosystem haben kann.

In fließenden Gewässern besteht ein ausgeklügeltes Gleichgewicht, aufgrund dessen verschiedenste Tier- und Pflanzenarten miteinander leben können. Dieser natürliche Lebensraum wird durch eine Vertiefung vollkommen durcheinandergewirbelt. In Flachwasserzonen wachsen Algen, die Sauerstoff produzieren.

Durch Ausbaggerungen entstehen aber mehr tiefe Flussbereiche. Die Algen dort sterben ab, weil nicht mehr genug Licht zu ihnen dringt, und werden von Mikroben abgebaut. Diese Mikroorganismen verbrauchen dabei Sauerstoff.

Mit anderen Worten: Die Bereiche, in denen Sauerstoff produziert wird, werden weniger, und die Bereiche, in denen Sauerstoff verbraucht wird, werden mehr. So entstehen sogenannte Sauerstofflöcher im Fluss, die für Fische gefährlich sind. “Solche Todeszonen bilden für wandernde Fische wie Meerforelle, Lachs oder Flussneuenauge unüberwindbare Hindernisse auf ihrem Weg in die Laichgebiete”, erklärte der WWF in einem Artikel über eine Elbvertiefung im Sommer 2020.

Außerdem sinkt der Grundwasserspiegel durch eine Vertiefung, was weitreichende Folgen nach sich zieht. “Die Strömungsgeschwindigkeit erhöht sich, das Wasser fließt schneller ab und die Auswirkung auf die Flusssohle, ein wichtiger besiedelbarer Raum für Kleinstlebewesen, ist verheerend”, sagte WWF-Expertin Beatrice Claus dem Redaktionsnetzwerk Deutschland im Sommer 2022.

Die erhöhte Strömungsgeschwindigkeit sorgt auch für instabilere Ufer. Das kann für die Menschen, die an ausgebaggerten Flüssen leben, gefährlich werden. Bei einem Hochwasser geben die Ufer schneller nach, das Wasser nimmt sich mehr Raum. An der mehrfach vertieften Elbe mussten in der Vergangenheit beispielsweise ganze Uferzonen neu befestigt werden. Auch hierbei gehen Lebensräume wie Salzwiesen oder Tideauenwälder verloren.

Das Mündungsgebiet der Donau ist das nach dem Wolga-Delta das zweitgrößte Flussdelta Europas. Das Gebiet, wo die Donau ins Schwarze Meer mündet, umfasst rund 5800 Quadratkilometer, von denen 72 Prozent unter Naturschutz stehen. Im Donau-Delta liegen verschiedenste Lebensräume eng beieinander: Ausgedehnte Schilfflächen, Schilfinseln, Seitenarme und Seen sind das Zuhause einer Vielzahl von Tierarten.

Umweltschützer befürchten, dass durch die Ausbaggerung des Kanals der Wasserstand im gesamten Donaudelta sinke, und so Tiere und Pflanzen gefährdet werden. Eine erhebliche Vertiefung des Bystre-Kanals “im Herzen des ukrainischen Donau-Delta-Biosphärenreservats würde ein ökologisch sensibles Gebiet gefährden, das durch mehrere internationale Abkommen geschützt ist”, sagte WWF-Expertin Irene Lucius im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Die Donau hat aber seit Kriegsbeginn erheblich an Bedeutung für den Transport von ukrainischem Getreide gewonnen. Seit März 2022 sei der Warenumsatz der ukrainischen Donauhäfen um das Dreifache gestiegen, so das Infrastrukturministerium in Kiew gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Von 17 Millionen exportierten Tonnen seien dabei 11 Millionen Tonnen Lebensmittel gewesen. Für schwer beladene Frachtschiffe, die diese Tonnen von Lebensmitteln exportieren, muss der Fluss eine gewisse Tiefe haben – deswegen hatte die Ausbaggerung des Donau-Kanals eine so hohe Bedeutung für die Ukraine.

Unterwasseraufnahme von Fischen in der Donau (Foto: Nature Picture Library/imago images)

Das Getreide-Abkommen zwischen der Ukraine und Russland wurde verlängert. Die Ukraine kann also erst einmal weiter ihren Weizen sicher über das Schwarze Meer verschiffen. Für wie lange diese Verlängerung gilt, blieb zunächst unklar. Russland hatte auf nur 60 Tage beharrt, Kiew hatte für 120 Tage plädiert.

Fest steht: Andere Exportwege für ukrainisches Getreide sind weiterhin von großer Wichtigkeit. So brachten Frachtschiffe über die ukrainischen Donauhäfen in den ersten fünf Monaten des Krieges mehr als vier Millionen Tonnen Getreide außer Landes, so verkündete es das ukrainische Infrastrukturministerium im Sommer 2022.

Flussvertiefungen: Ein riskantes Unterfangen

Die Donau, der zweitlängste Fluss Europas, als Transportweg für dringend benötigtes Getreide. Klingt erst einmal wie eine perfekte Lösung. Doch ein aktueller Streitfall zeigt auch die Probleme auf. Im Februar 2023 verkündete dasselbe Ministerium, es habe den Bystre-Kanal vertieft, von 3,9 Meter auf 6,5 Meter.

Der Kanal verbindet das Schwarze Meer mit dem Chilia-Arm der Donau. Dieser Flussarm im nördlichen Teil des Donau-Deltas bildet die Grenze zwischen der Ukraine und Rumänien. In Bukarest zeigte man sich empört, weil die Vertiefung angeblich nicht abgesprochen war.

Es herrscht Aufregung über die Arbeit am Bystre-Kanal , weil die Vertiefung von Flüssen und anderen fließenden Gewässern erhebliche Folgen für Pflanzen, Tiere und das gesamte Ökosystem haben kann.

Donau: Biosphärenreservat und wichtiger Transportweg

In fließenden Gewässern besteht ein ausgeklügeltes Gleichgewicht, aufgrund dessen verschiedenste Tier- und Pflanzenarten miteinander leben können. Dieser natürliche Lebensraum wird durch eine Vertiefung vollkommen durcheinandergewirbelt. In Flachwasserzonen wachsen Algen, die Sauerstoff produzieren.

Durch Ausbaggerungen entstehen aber mehr tiefe Flussbereiche. Die Algen dort sterben ab, weil nicht mehr genug Licht zu ihnen dringt, und werden von Mikroben abgebaut. Diese Mikroorganismen verbrauchen dabei Sauerstoff.

Mit anderen Worten: Die Bereiche, in denen Sauerstoff produziert wird, werden weniger, und die Bereiche, in denen Sauerstoff verbraucht wird, werden mehr. So entstehen sogenannte Sauerstofflöcher im Fluss, die für Fische gefährlich sind. “Solche Todeszonen bilden für wandernde Fische wie Meerforelle, Lachs oder Flussneuenauge unüberwindbare Hindernisse auf ihrem Weg in die Laichgebiete”, erklärte der WWF in einem Artikel über eine Elbvertiefung im Sommer 2020.

Außerdem sinkt der Grundwasserspiegel durch eine Vertiefung, was weitreichende Folgen nach sich zieht. “Die Strömungsgeschwindigkeit erhöht sich, das Wasser fließt schneller ab und die Auswirkung auf die Flusssohle, ein wichtiger besiedelbarer Raum für Kleinstlebewesen, ist verheerend”, sagte WWF-Expertin Beatrice Claus dem Redaktionsnetzwerk Deutschland im Sommer 2022.

Die erhöhte Strömungsgeschwindigkeit sorgt auch für instabilere Ufer. Das kann für die Menschen, die an ausgebaggerten Flüssen leben, gefährlich werden. Bei einem Hochwasser geben die Ufer schneller nach, das Wasser nimmt sich mehr Raum. An der mehrfach vertieften Elbe mussten in der Vergangenheit beispielsweise ganze Uferzonen neu befestigt werden. Auch hierbei gehen Lebensräume wie Salzwiesen oder Tideauenwälder verloren.

Das Mündungsgebiet der Donau ist das nach dem Wolga-Delta das zweitgrößte Flussdelta Europas. Das Gebiet, wo die Donau ins Schwarze Meer mündet, umfasst rund 5800 Quadratkilometer, von denen 72 Prozent unter Naturschutz stehen. Im Donau-Delta liegen verschiedenste Lebensräume eng beieinander: Ausgedehnte Schilfflächen, Schilfinseln, Seitenarme und Seen sind das Zuhause einer Vielzahl von Tierarten.

Umweltschützer befürchten, dass durch die Ausbaggerung des Kanals der Wasserstand im gesamten Donaudelta sinke, und so Tiere und Pflanzen gefährdet werden. Eine erhebliche Vertiefung des Bystre-Kanals “im Herzen des ukrainischen Donau-Delta-Biosphärenreservats würde ein ökologisch sensibles Gebiet gefährden, das durch mehrere internationale Abkommen geschützt ist”, sagte WWF-Expertin Irene Lucius im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Die Donau hat aber seit Kriegsbeginn erheblich an Bedeutung für den Transport von ukrainischem Getreide gewonnen. Seit März 2022 sei der Warenumsatz der ukrainischen Donauhäfen um das Dreifache gestiegen, so das Infrastrukturministerium in Kiew gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Von 17 Millionen exportierten Tonnen seien dabei 11 Millionen Tonnen Lebensmittel gewesen. Für schwer beladene Frachtschiffe, die diese Tonnen von Lebensmitteln exportieren, muss der Fluss eine gewisse Tiefe haben – deswegen hatte die Ausbaggerung des Donau-Kanals eine so hohe Bedeutung für die Ukraine.

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