Streit an US-Schule: Ist Michelangelos David zu nackt?
Kunst oder Pornografie? Dass sie im Unterricht die weltberühmte David-Statue von Michelangelo zeigte, kostete eine Schulleiterin in den USA den Job.
In den Sozialen Netzwerken reagierten Nutzer mal empört, mal amüsiert. Kunst mit Pornographie zu verwechseln, sei “einfach lächerlich”, twitterte der Bürgermeister von Florenz, Dario Nardella. Die Statue des Renaissance-Künstlers Michelangelo (1457-1564) ist dort in der Galleria dell’Accademia ausgestellt.
Was war geschehen? Hope Carrasquilla, die Leiterin der Tallahassee Classical School in Florida, habe ihren Posten räumen müssen, nachdem ihr der Vorsitzende der Schulbehörde ein Ultimatum zum Rücktritt gestellt hatte, berichtete die Zeitung “Tallahassee Democrat”. Eltern hätten sich bei der Schulbehörde beschwert, ihre Kinder hätten Pornographie ansehen müssen.
In den Sozialen Netzwerken reagierten Nutzer mal empört, mal amüsiert. Kunst mit Pornographie zu verwechseln, sei “einfach lächerlich”, twitterte der Bürgermeister von Florenz, Dario Nardella. Die Statue des Renaissance-Künstlers Michelangelo (1457-1564) ist dort in der Galleria dell’Accademia ausgestellt.
Der Vorsitzende des Schulvorstands, Barney Bishop III., sagte dem US-Magazin “Slate”, er habe kein Problem damit, dass Michelangelos “David” elf- und zwölfjährigen Schülerinnen und Schülern im Unterricht gezeigt werde. Doch sei es ein “ungeheuerlicher Fehler” gewesen, die Eltern nicht vorher zu informieren. Die Eltern sollten selbst entscheiden können, ob es angemessen ist, dass ihr Kind die Statue sieht. Für die Trennung von Schulleiterin Carrasquilla habe es mehrere Gründe gegeben. Darüber könne er jedoch aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht sprechen.
Eltern sollen selbst entscheiden
Tatsächlich bestehe das übliche Protokoll der Schule darin, den Eltern einen Brief zu schicken, bevor den Schülern solche klassischen Kunstwerke gezeigt würden, bestätigte die zurückgetretene Direktorin der Online-Zeitung “Huffington Post”. Wegen “einer Reihe von Missverständnissen” sei der Brief nicht zu den Eltern der Sechstklässler gelangt, woraufhin sich einige beschwert hätten. “Es macht mich traurig”, so Hope Carrasquilla, “dass meine Zeit hier auf diese Weise enden musste”.
Inzwischen sei die Lehrerin von Polizeibeamten vom Schulgelände eskortiert worden, berichtet der “Tallahassee Democrat”. Ein Lehrer, der aus Protest gegen die Entlassung eine Onlinepetition gestartet hatte, sei zudem mit Disziplinarmaßnahmen bedroht und seine Petition aus dem Netz entfernt worden.
“Der Vorfall an der Tallahassee Classical School passt zur aktuellen politischen Entwicklung in Florida”, schrieb das deutsche Nachrichtenmagazin “Der Spiegel”. Der republikanische Gouverneur Ron DeSantis schränke derzeit die Lehrfreiheit an den Schulen seines Bundesstaats massiv ein – demnach sollten Schülerinnen und Schüler unter anderem nicht mehr über Rassismus unterrichtet werden. Bereits 2022 hatte DeSantis durchgesetzt, dass an Grundschulen in Florida der Unterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität verboten ist. Aktuell ist geplant, dieses Verbot auf alle Altersstufen auszuweiten – im April soll der Bildungsrat Floridas darüber abstimmen.
Auch im mittelitalienischen Florenz, wo Michelangelos monumentale Statue steht, schlugen die Ereignisse Wellen. Die Direktorin der Galleria dell’Accademia, die deutsche Historikerin Cecilie Hollberg, zeigte sich empört und erstaunt. “Das ist absurd. Nacktheit ist nicht dasselbe wie Pornographie”, sagte sie der italienischen Tageszeitung “La Repubblica”. Die zwischen 1501 und 1504 geschaffene David-Statue sei das Symbol der Renaissance und zeige den Menschen in all seiner von Gott geschaffenen Makellosigkeit.
Das Museum in Florenz gehört – vor allem wegen der berühmten David-Skulptur – zu den meistbesuchten Museen Italiens. Michelangelos Marmorskulptur zeigt den biblischen David in dem Moment, in dem er mit der Steinschleuder den Kampf gegen den Riesen Goliath aufnehmen will.
Der Florentiner Bürgermeister lud die ehemalige Schuldirektorin inzwischen sogar nach Florenz ein. Er wolle ihr im Namen der Stadt seine Anerkennung aussprechen. “Kunst ist Zivilisation – und wer sie lehrt, verdient Respekt.”
sd/nf (dpa/Der Spiegel/FAZ/Huffington Post/Tallahassee Demoncrat)
In den Sozialen Netzwerken reagierten Nutzer mal empört, mal amüsiert. Kunst mit Pornographie zu verwechseln, sei “einfach lächerlich”, twitterte der Bürgermeister von Florenz, Dario Nardella. Die Statue des Renaissance-Künstlers Michelangelo (1457-1564) ist dort in der Galleria dell’Accademia ausgestellt.
Was war geschehen? Hope Carrasquilla, die Leiterin der Tallahassee Classical School in Florida, habe ihren Posten räumen müssen, nachdem ihr der Vorsitzende der Schulbehörde ein Ultimatum zum Rücktritt gestellt hatte, berichtete die Zeitung “Tallahassee Democrat”. Eltern hätten sich bei der Schulbehörde beschwert, ihre Kinder hätten Pornographie ansehen müssen.
Eltern sollen selbst entscheiden
Der Vorsitzende des Schulvorstands, Barney Bishop III., sagte dem US-Magazin “Slate”, er habe kein Problem damit, dass Michelangelos “David” elf- und zwölfjährigen Schülerinnen und Schülern im Unterricht gezeigt werde. Doch sei es ein “ungeheuerlicher Fehler” gewesen, die Eltern nicht vorher zu informieren. Die Eltern sollten selbst entscheiden können, ob es angemessen ist, dass ihr Kind die Statue sieht. Für die Trennung von Schulleiterin Carrasquilla habe es mehrere Gründe gegeben. Darüber könne er jedoch aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht sprechen.
Tatsächlich bestehe das übliche Protokoll der Schule darin, den Eltern einen Brief zu schicken, bevor den Schülern solche klassischen Kunstwerke gezeigt würden, bestätigte die zurückgetretene Direktorin der Online-Zeitung “Huffington Post”. Wegen “einer Reihe von Missverständnissen” sei der Brief nicht zu den Eltern der Sechstklässler gelangt, woraufhin sich einige beschwert hätten. “Es macht mich traurig”, so Hope Carrasquilla, “dass meine Zeit hier auf diese Weise enden musste”.
Inzwischen sei die Lehrerin von Polizeibeamten vom Schulgelände eskortiert worden, berichtet der “Tallahassee Democrat”. Ein Lehrer, der aus Protest gegen die Entlassung eine Onlinepetition gestartet hatte, sei zudem mit Disziplinarmaßnahmen bedroht und seine Petition aus dem Netz entfernt worden.
“Der Vorfall an der Tallahassee Classical School passt zur aktuellen politischen Entwicklung in Florida”, schrieb das deutsche Nachrichtenmagazin “Der Spiegel”. Der republikanische Gouverneur Ron DeSantis schränke derzeit die Lehrfreiheit an den Schulen seines Bundesstaats massiv ein – demnach sollten Schülerinnen und Schüler unter anderem nicht mehr über Rassismus unterrichtet werden. Bereits 2022 hatte DeSantis durchgesetzt, dass an Grundschulen in Florida der Unterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität verboten ist. Aktuell ist geplant, dieses Verbot auf alle Altersstufen auszuweiten – im April soll der Bildungsrat Floridas darüber abstimmen.
Empörung in Davids Heimat Florenz
Auch im mittelitalienischen Florenz, wo Michelangelos monumentale Statue steht, schlugen die Ereignisse Wellen. Die Direktorin der Galleria dell’Accademia, die deutsche Historikerin Cecilie Hollberg, zeigte sich empört und erstaunt. “Das ist absurd. Nacktheit ist nicht dasselbe wie Pornographie”, sagte sie der italienischen Tageszeitung “La Repubblica”. Die zwischen 1501 und 1504 geschaffene David-Statue sei das Symbol der Renaissance und zeige den Menschen in all seiner von Gott geschaffenen Makellosigkeit.
Das Museum in Florenz gehört – vor allem wegen der berühmten David-Skulptur – zu den meistbesuchten Museen Italiens. Michelangelos Marmorskulptur zeigt den biblischen David in dem Moment, in dem er mit der Steinschleuder den Kampf gegen den Riesen Goliath aufnehmen will.
Der Florentiner Bürgermeister lud die ehemalige Schuldirektorin inzwischen sogar nach Florenz ein. Er wolle ihr im Namen der Stadt seine Anerkennung aussprechen. “Kunst ist Zivilisation – und wer sie lehrt, verdient Respekt.”
sd/nf (dpa/Der Spiegel/FAZ/Huffington Post/Tallahassee Demoncrat)