Kultur

Erinnerungen an einen besonderen Großvater: Pablo Picasso

Bernard Ruiz-Picasso ist der Enkel von Pablo Picasso. Als Kind schämte er sich für die Gemälde seines Großvaters. Heute besitzt er eine der umfangreichsten Sammlungen eines der wohl größten Genies des 20. Jahrhunderts.

 Als Pablo Picasso am 8. April 1973 stirbt, hinterlässt er ein millionenschweres Vermächtnis, aber kein Testament. Es dauert ganze sieben Jahre, bis alle Bilder, Skulpturen, Zeichnungen, Briefe und Texte in Picassos Besitz inventarisiert und katalogisiert sind. Das Ergebnis ist schwindelerregend: 1856 Gemälde, 7089 Zeichnungen, 30.000 Graphiken, 1355 Plastiken, 2880 Keramiken. 

Seine zweite Ehefrau – Jaqueline Roque – hatte ihn in seinen letzten Lebensjahren nicht nur vor der Öffentlichkeit abgeschirmt, sondern verwehrte den unehelichen Kindern sowie Enkeln sogar die Teilnahme an der Beerdigung.

 Als Pablo Picasso am 8. April 1973 stirbt, hinterlässt er ein millionenschweres Vermächtnis, aber kein Testament. Es dauert ganze sieben Jahre, bis alle Bilder, Skulpturen, Zeichnungen, Briefe und Texte in Picassos Besitz inventarisiert und katalogisiert sind. Das Ergebnis ist schwindelerregend: 1856 Gemälde, 7089 Zeichnungen, 30.000 Graphiken, 1355 Plastiken, 2880 Keramiken. 

Bernard Ruiz-Picasso, der Enkel, den wir in Paris treffen, ist damals 13 Jahre jung. Er ist der Sohn von Paulo Ruiz-Picasso, dem ersten Sohn von Pablo Picasso und dessen erster Ehefrau Olga Khokhlova und damit “rechtmäßiger Erbe” – was die unehelichen Kinder bekommen sollen, ist da noch nicht klar. 

Bernard Ruiz Picasso ist Picassos Enkel

Doch auch der Staat hielt die Hand auf: Erbschaftssteuern sind fällig Aufgrund des umfangreichen Nachlasses kam in Frankreich erstmals ein Gesetz – die sogenannte “Dation” – zur Anwendung: Es erlaubte den Erben, ihre Steuern nicht in Geld, sondern in Kunstwerken zu bezahlen. So entstand 1985 aus diesem Nachlass das Picasso-Museum in Paris, das mit 5000 Ausstellungsstücken und 200.000 Dokumenten und Dingen aus dem persönlichen Archiv die größte Sammlung des Künstlers beherbergt.

Bernard Ruiz Picasso stiftete vor zwanzig Jahren wiederum einen Teil seiner Sammlung, um gemeinsam mit seiner Mutter das Picasso-Museum in Malaga zu gründen. In der andalusischen Küstenstadt wurde sein berühmter Großvater am 25. Oktober 1881 geboren. 

DW: Wann ist Ihnen zum ersten Mal klar geworden, dass Ihr Großvater eines der größten Genies der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts ist?

Bernard Ruiz-Picasso: Ich habe erst kurz vor seinem Tod im Jahr 1973 gemerkt, dass er eine bekannte Persönlichkeit ist. Als Kind habe ich ihn regelmäßig in Südfrankreich besucht. Er war immer von vielen Freunden umgeben und lebte in einem großen Haus, das voller Kunstgegenstände war. Er war immer sehr beschäftigt. Ich war noch jung damals, und ich habe nicht verstanden, wie bedeutend er in künstlerischer Hinsicht war. Aber ich nahm durchaus wahr, dass die Menschen zu ihm aufblickten. Er wurde eben nicht wie ein Schreiner oder Elektriker behandelt, sondern mit mehr Achtung.

Haben Sie als Kind jemals überlegt, womit er sein Geld verdient?

In der Schule waren mir solche Themen offen gestanden peinlich. Denn alle meine Freunde antworteten auf die Frage, was ihre Familienmitglieder beruflich machten, Dinge wie: Mein Vater ist Metzger, meiner arbeitet als Anwalt. Für mich war es komplizierter, diese Frage zu beantworten. Außerdem lachten viele Kinder über die Kunst von Picasso, weil seine Bilder in ihren Augen einfach schrecklich furchteinflößend waren. Mit Augen an Stelle von Ohren und anderen seltsamen Dingen.

Wie erinnern Sie sich an ihn? War er ein netter Großvater?

Als ich jung war, herrschten andere Zeiten. Kindern war es nicht erlaubt, Erwachsene zu unterbrechen, und es gab damals noch nicht so viele Telefone. In Picassos Haus gab es ein einziges Telefon, das auf gewisse Weise ein Tabu-Objekt war. Wenn ich im Wohnzimmer auf dem Boden spielte, redete er meistens mit anderen Erwachsenen, und manchmal bat er mich zu ihm zu kommen und mich zu ihm zu setzen. Manchmal zeigte er mir etwas und nahm mich in den Arm, wie es Großväter nun mal so machen.

Wenn er mit Ihnen gespielt hat oder wenn Sie Zeit mit ihm in Südfrankreich verbracht haben, sprachen Sie dann Spanisch oder Französisch miteinander?

Meistens Französisch, weil ich damals noch kein Spanisch konnte. Ich habe es erst später in der Schule gelernt.

Wie viel hat er gearbeitet?

Oh, er hat sehr viel gearbeitet. Wenn er hier mit uns zusammensitzen würde, würde er etwas zeichnen, während er das Interview geben würde. Er würde eine sehr energiegeladene Atmosphäre verbreiten, auch noch im Alter.

Sie haben das Picasso Museum in Malaga gegründet, und Sie sagen, dass Picasso der erste Popstar der Kunstgeschichte gewesen sein könnte. Wie erinnert das Museum an Picasso, und was ist im Rahmen der Feierlichkeiten zum Todestag geplant?

Zufälligerweise fällt das 20-jährige Bestehen des Museums mit Picassos 50. Todestag zusammen. Das Museum habe ich vor zwanzig Jahren mit meiner Mutter Christine Ruiz Picasso gegründet, und gemeinsam mit ihr arbeite ich seitdem daran, die Sammlung zu erweitern. Wir werden das Jubiläum mit einer Bestandsaufnahme feiern und schauen, wo wir heute stehen, und das Haus zukunftsfähig machen. Denn die Museumslandschaft und auch das Publikum haben sich in den letzten zwanzig Jahren stark verändert. Ein langwieriger Prozess. Museen gleichen behäbigen Tankern, und wir leben in einer Zeit in der Museen weltweit auf dem Prüfstand stehen. Aber mich fasziniert, dass sie Orte sind, an denen die Gegenwart und die Zukunft des Zusammenlebens verhandelt werden. Das gilt natürlich für Kultur im Allgemeinen.

Picasso verbrachte seine Kindheit in Malaga. Wie hat das seine Arbeit beeinflusst? Sein Vater war ja ein begeisterter Taubenmaler – und Picasso hat die ikonische Friedenstaube gemalt. Geht das auf seine Kindheit in Malaga zurück?

Zweifellos üben die frühen Lebensjahre einen großen Einfluss auf alle Künstlerinnen und Künstler, oder besser gesagt alle Kreativen aus. In Picassos Werk kann man ganz eindeutig die Farben seiner Kindheit wiedererkennen, die allesamt in den Gemälden auftauchen. Das Orange, das Gelb der Zitronen – diese.

 

Pablo Picasso

 Als Pablo Picasso am 8. April 1973 stirbt, hinterlässt er ein millionenschweres Vermächtnis, aber kein Testament. Es dauert ganze sieben Jahre, bis alle Bilder, Skulpturen, Zeichnungen, Briefe und Texte in Picassos Besitz inventarisiert und katalogisiert sind. Das Ergebnis ist schwindelerregend: 1856 Gemälde, 7089 Zeichnungen, 30.000 Graphiken, 1355 Plastiken, 2880 Keramiken. 

Seine zweite Ehefrau – Jaqueline Roque – hatte ihn in seinen letzten Lebensjahren nicht nur vor der Öffentlichkeit abgeschirmt, sondern verwehrte den unehelichen Kindern sowie Enkeln sogar die Teilnahme an der Beerdigung.

Bernard Ruiz Picasso ist Picassos Enkel

Bernard Ruiz-Picasso, der Enkel, den wir in Paris treffen, ist damals 13 Jahre jung. Er ist der Sohn von Paulo Ruiz-Picasso, dem ersten Sohn von Pablo Picasso und dessen erster Ehefrau Olga Khokhlova und damit “rechtmäßiger Erbe” – was die unehelichen Kinder bekommen sollen, ist da noch nicht klar. 

Doch auch der Staat hielt die Hand auf: Erbschaftssteuern sind fällig Aufgrund des umfangreichen Nachlasses kam in Frankreich erstmals ein Gesetz – die sogenannte “Dation” – zur Anwendung: Es erlaubte den Erben, ihre Steuern nicht in Geld, sondern in Kunstwerken zu bezahlen. So entstand 1985 aus diesem Nachlass das Picasso-Museum in Paris, das mit 5000 Ausstellungsstücken und 200.000 Dokumenten und Dingen aus dem persönlichen Archiv die größte Sammlung des Künstlers beherbergt.

Bernard Ruiz Picasso stiftete vor zwanzig Jahren wiederum einen Teil seiner Sammlung, um gemeinsam mit seiner Mutter das Picasso-Museum in Malaga zu gründen. In der andalusischen Küstenstadt wurde sein berühmter Großvater am 25. Oktober 1881 geboren. 

DW: Wann ist Ihnen zum ersten Mal klar geworden, dass Ihr Großvater eines der größten Genies der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts ist?

Bernard Ruiz-Picasso: Ich habe erst kurz vor seinem Tod im Jahr 1973 gemerkt, dass er eine bekannte Persönlichkeit ist. Als Kind habe ich ihn regelmäßig in Südfrankreich besucht. Er war immer von vielen Freunden umgeben und lebte in einem großen Haus, das voller Kunstgegenstände war. Er war immer sehr beschäftigt. Ich war noch jung damals, und ich habe nicht verstanden, wie bedeutend er in künstlerischer Hinsicht war. Aber ich nahm durchaus wahr, dass die Menschen zu ihm aufblickten. Er wurde eben nicht wie ein Schreiner oder Elektriker behandelt, sondern mit mehr Achtung.

Haben Sie als Kind jemals überlegt, womit er sein Geld verdient?

In der Schule waren mir solche Themen offen gestanden peinlich. Denn alle meine Freunde antworteten auf die Frage, was ihre Familienmitglieder beruflich machten, Dinge wie: Mein Vater ist Metzger, meiner arbeitet als Anwalt. Für mich war es komplizierter, diese Frage zu beantworten. Außerdem lachten viele Kinder über die Kunst von Picasso, weil seine Bilder in ihren Augen einfach schrecklich furchteinflößend waren. Mit Augen an Stelle von Ohren und anderen seltsamen Dingen.

Wie erinnern Sie sich an ihn? War er ein netter Großvater?

Als ich jung war, herrschten andere Zeiten. Kindern war es nicht erlaubt, Erwachsene zu unterbrechen, und es gab damals noch nicht so viele Telefone. In Picassos Haus gab es ein einziges Telefon, das auf gewisse Weise ein Tabu-Objekt war. Wenn ich im Wohnzimmer auf dem Boden spielte, redete er meistens mit anderen Erwachsenen, und manchmal bat er mich zu ihm zu kommen und mich zu ihm zu setzen. Manchmal zeigte er mir etwas und nahm mich in den Arm, wie es Großväter nun mal so machen.

Wenn er mit Ihnen gespielt hat oder wenn Sie Zeit mit ihm in Südfrankreich verbracht haben, sprachen Sie dann Spanisch oder Französisch miteinander?

Meistens Französisch, weil ich damals noch kein Spanisch konnte. Ich habe es erst später in der Schule gelernt.

Wie viel hat er gearbeitet?

Oh, er hat sehr viel gearbeitet. Wenn er hier mit uns zusammensitzen würde, würde er etwas zeichnen, während er das Interview geben würde. Er würde eine sehr energiegeladene Atmosphäre verbreiten, auch noch im Alter.

Sie haben das Picasso Museum in Malaga gegründet, und Sie sagen, dass Picasso der erste Popstar der Kunstgeschichte gewesen sein könnte. Wie erinnert das Museum an Picasso, und was ist im Rahmen der Feierlichkeiten zum Todestag geplant?

Zufälligerweise fällt das 20-jährige Bestehen des Museums mit Picassos 50. Todestag zusammen. Das Museum habe ich vor zwanzig Jahren mit meiner Mutter Christine Ruiz Picasso gegründet, und gemeinsam mit ihr arbeite ich seitdem daran, die Sammlung zu erweitern. Wir werden das Jubiläum mit einer Bestandsaufnahme feiern und schauen, wo wir heute stehen, und das Haus zukunftsfähig machen. Denn die Museumslandschaft und auch das Publikum haben sich in den letzten zwanzig Jahren stark verändert. Ein langwieriger Prozess. Museen gleichen behäbigen Tankern, und wir leben in einer Zeit in der Museen weltweit auf dem Prüfstand stehen. Aber mich fasziniert, dass sie Orte sind, an denen die Gegenwart und die Zukunft des Zusammenlebens verhandelt werden. Das gilt natürlich für Kultur im Allgemeinen.

Picasso verbrachte seine Kindheit in Malaga. Wie hat das seine Arbeit beeinflusst? Sein Vater war ja ein begeisterter Taubenmaler – und Picasso hat die ikonische Friedenstaube gemalt. Geht das auf seine Kindheit in Malaga zurück?

Zweifellos üben die frühen Lebensjahre einen großen Einfluss auf alle Künstlerinnen und Künstler, oder besser gesagt alle Kreativen aus. In Picassos Werk kann man ganz eindeutig die Farben seiner Kindheit wiedererkennen, die allesamt in den Gemälden auftauchen. Das Orange, das Gelb der Zitronen – diese.

 

Und sein Vater war ein wirklich guter Künstler, der auf Stillleben spezialisiert war, die wir in Spanien “bodegones” nennen. Er war auch Lehrer an einer Kunstakademie in Malaga, wo unter anderem Architektur, Design und angewandte Kunst unterrichtet wurde. Pablo Picasso, oder ich sollte besser sagen Ruiz Picasso, wie sein vollständiger Name lautete, war in seinem Leben von Anfang an von Kunst und Kultur umgeben. Das hat ihn sehr geprägt. Bis heute hinterlässt Picasso ja Spuren in Malaga, und nicht zuletzt das ihm gewidmete Museum hat die Stadt positiv verändert. Auch andere Ausstellungshäuser haben dort eine Zweigstelle eröffnet. Malaga ist eine Künstlerstadt geworden.

Im 21. Jahrhundert wird die Kritik am Verhalten Ihres Großvaters gegenüber Frauen immer lauter. In einem Interview haben Sie gesagt, dass er ein Feminist sei. Können Sie das erklären?

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