Wirtschaft

Krise in Europas Erdbeergarten

Es ist ein Krieg ums Wasser: Der Anbau von Erdbeeren für Europas Supermärkte zerstört Spaniens weltberühmten Doñana-Nationalpark. Eines der größten Feuchtgebiete Europas droht auszutrocknen.

Es ist eine Katastrophe mit Ansage: Spaniens weltberühmter Doñana-Nationalpark, eines der größten Feuchtgebiete Europas, droht auszutrocknen. Vor allem die großen Erdbeerfarmen, auf denen die roten Früchte für Europas Verbraucher wachsen, graben mit ihrem Durst diesem Naturparadies in Südspanien, das zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, das Wasser ab.

Doch statt den Doñana-Park zu schützen und gegen Hunderte von Erdbeerbauern vorzugehen, die ohne Erlaubnis das Grundwasser auf ihre Felder pumpen, will die konservative andalusische Regionalregierung nun den illegalen Anbau legalisieren. Die EU-Kommission, internationale Umweltverbände und auch Spaniens progressive Staatsregierung sprechen von einem Skandal.

Es ist eine Katastrophe mit Ansage: Spaniens weltberühmter Doñana-Nationalpark, eines der größten Feuchtgebiete Europas, droht auszutrocknen. Vor allem die großen Erdbeerfarmen, auf denen die roten Früchte für Europas Verbraucher wachsen, graben mit ihrem Durst diesem Naturparadies in Südspanien, das zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, das Wasser ab.

“Die Situation ist kritisch”, sagt Eloy Revilla. Der 51-Jährige ist Chef der biologischen Forschungsstation im Nationalpark und der beste Kenner dieses bedrohten Naturreichs. Ein 1200 Quadratkilometer großer Lebensraum, in dem Wildpferde, Kaiseradler, Luchse, Schildkröten und Millionen Zugvögel zu Hause sind.

Ein Symbol des Sterbens 

Mit ausgestrecktem Arm weist Revilla auf eine gelb-braune Steppe, die von Kiefern umgeben ist. Früher sei dies einmal eine Lagune gewesen, sagt er. Ein See, in dessen seichtem Wasser Tausende von Flamingos nach Krebsen, Schnecken und Insektenlarven fischten. Heute ist diese Lagune wegen des sinkenden Grundwasserspiegels nur noch eine ausgetrocknete Schlammwüste. Sie ist zum Symbol für das Sterben des Doñana-Parks geworden.  Gut 60 Prozent aller Lagunen, welche die Herzstücke für das artenreiche Leben im Nationalpark sind, seien bereits ausgetrocknet, sagt Revilla. Mit den Lagunen verschwinden viele jener vom Aussterben bedrohten Lebewesen, die in diesem einzigartigen Naturschutzgebiet einen ihrer letzten Rückzugsorte hatten.

Auf mehr als 100 Quadratkilometern erstrecken sich im Norden und Westen des Parks riesige Plantagen. Dort wird unter Plastikdächern ein Großteil jener Erdbeeren gezüchtet, die jetzt im Frühjahr die Supermärkte in Deutschland, Österreich, der Schweiz oder in Luxemburg überschwemmen. Das Geschäft mit den roten Früchten – vor allem Erdbeeren, aber auch Himbeeren – ist zusammen mit dem Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig in der südspanischen Provinz Huelva.

Jahrzehntelang wuchs die Zahl der Erdbeerfarmen im Einzugsgebiet des Doñana-Parks. Denn der Hunger der Europäer auf Erdbeeren wurde immer größer. Die spanischen Früchte sind in der Regel billiger als jene Beeren, die in den nord- und zentraleuropäischen Ländern angebaut werden. Die spanischen Politiker aller Parteien freuten sich über den Boom und sahen großzügig über den massiven Wasserdiebstahl der Bauern hinweg.

Doch spätestens seit der Europäische Gerichtshof im Jahr 2021 Spanien wegen des Raubbaus und wegen mangelnder Schutzmaßnahmen für Doñana verurteilte, hat sich der Druck erhöht: Die nationale Wasserschutzbehörde begann mit Inspektionen, die Wasserräuber zu verfolgen. Die Umweltpolizei rückte an und versiegelte mit Baggern und Zement Hunderte von illegalen Brunnen. Nicht immer mit Erfolg: Manche Bauern zapften umgehend an anderer Stelle erneut die unterirdischen Grundwasserspeicher an.

 Mehr als 20 europäische Handelsketten, darunter viele der großen Supermarkt-Betreiber im deutschsprachigen Raum, schlossen sich einem Aufruf des Naturschutzverbandes WWF an. Darin wird an spanische Politiker wie an Landwirte appelliert, die Nachhaltigkeit des Anbaus zu garantieren, um den Ruf dieses wichtigsten europäischen Erdbeergartens nicht zu gefährden. Auch innerhalb der Landwirtschaft tobt ein Krieg ums Wasser. Und zwar zwischen Farmern, die legale Wasserrechte besitzen und jenen, die ihre Felder illegal mit Grundwasser beregnen. In der Branche wird über Drohungen gegen jene Bauern berichtet, die sich für eine nachhaltige Erdbeerwirtschaft einsetzen und gegen die schwarzen Schafe vorgehen wollen.

Der Wassermangel, der durch den globalen Klimawandel noch verschärft wird, lässt inzwischen nicht nur den Nationalpark vertrocknen, sondern zugleich immer mehr Erdbeerfelder. Dieses Jahr werde die Ernte wohl um 30 Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr, teilte der regionale Bauernverband Freshuelva mit. Der Wassernotstand führt dazu, dass sogar die ehrlichen Erdbeerbauern immer mehr Plantagen mangels ausreichender Beregnung stilllegen müssen.

Doch den konservativen andalusischen Provinzfürsten, Juanma Moreno, scheint dies alles nicht zu stören. Er heizt den Wasserkrieg mit seinem Plan, annähernd 600 illegale Anbaubetriebe zu legalisieren, weiter an. Mit der Wassernot habe er nichts zu tun, sagt Moreno. Die Schuld trage allein Spaniens sozialdemokratischer Regierungschef Pedro Sánchez. Denn die nationale Regierung investiere nicht genug in die Region und versorge Doñana wie die Erdbeerbauern nicht mit ausreichend Wasser. Sánchez antwortete mit einer klaren Ansage: Spaniens nationale Regierung werde Morenos Erdbeerplan mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln stoppen.

Lebensraum vieler Tierarten: Hier Rosaflamingos im Doñana-Nationalpark
Erntehelferin aus Marokko bei der Erdbeerernte in Palos de la Frontera bei Huelva
Auch regelmäßige Waldbrände gefährden den Nationalpark Coto de Doñana

Es ist eine Katastrophe mit Ansage: Spaniens weltberühmter Doñana-Nationalpark, eines der größten Feuchtgebiete Europas, droht auszutrocknen. Vor allem die großen Erdbeerfarmen, auf denen die roten Früchte für Europas Verbraucher wachsen, graben mit ihrem Durst diesem Naturparadies in Südspanien, das zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, das Wasser ab.

Doch statt den Doñana-Park zu schützen und gegen Hunderte von Erdbeerbauern vorzugehen, die ohne Erlaubnis das Grundwasser auf ihre Felder pumpen, will die konservative andalusische Regionalregierung nun den illegalen Anbau legalisieren. Die EU-Kommission, internationale Umweltverbände und auch Spaniens progressive Staatsregierung sprechen von einem Skandal.

Ein Symbol des Sterbens 

“Die Situation ist kritisch”, sagt Eloy Revilla. Der 51-Jährige ist Chef der biologischen Forschungsstation im Nationalpark und der beste Kenner dieses bedrohten Naturreichs. Ein 1200 Quadratkilometer großer Lebensraum, in dem Wildpferde, Kaiseradler, Luchse, Schildkröten und Millionen Zugvögel zu Hause sind.

Mit ausgestrecktem Arm weist Revilla auf eine gelb-braune Steppe, die von Kiefern umgeben ist. Früher sei dies einmal eine Lagune gewesen, sagt er. Ein See, in dessen seichtem Wasser Tausende von Flamingos nach Krebsen, Schnecken und Insektenlarven fischten. Heute ist diese Lagune wegen des sinkenden Grundwasserspiegels nur noch eine ausgetrocknete Schlammwüste. Sie ist zum Symbol für das Sterben des Doñana-Parks geworden.  Gut 60 Prozent aller Lagunen, welche die Herzstücke für das artenreiche Leben im Nationalpark sind, seien bereits ausgetrocknet, sagt Revilla. Mit den Lagunen verschwinden viele jener vom Aussterben bedrohten Lebewesen, die in diesem einzigartigen Naturschutzgebiet einen ihrer letzten Rückzugsorte hatten.

Auf mehr als 100 Quadratkilometern erstrecken sich im Norden und Westen des Parks riesige Plantagen. Dort wird unter Plastikdächern ein Großteil jener Erdbeeren gezüchtet, die jetzt im Frühjahr die Supermärkte in Deutschland, Österreich, der Schweiz oder in Luxemburg überschwemmen. Das Geschäft mit den roten Früchten – vor allem Erdbeeren, aber auch Himbeeren – ist zusammen mit dem Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig in der südspanischen Provinz Huelva.

Jahrzehntelang wuchs die Zahl der Erdbeerfarmen im Einzugsgebiet des Doñana-Parks. Denn der Hunger der Europäer auf Erdbeeren wurde immer größer. Die spanischen Früchte sind in der Regel billiger als jene Beeren, die in den nord- und zentraleuropäischen Ländern angebaut werden. Die spanischen Politiker aller Parteien freuten sich über den Boom und sahen großzügig über den massiven Wasserdiebstahl der Bauern hinweg.

Schwieriger Kampf gegen Wasserräuber

Doch spätestens seit der Europäische Gerichtshof im Jahr 2021 Spanien wegen des Raubbaus und wegen mangelnder Schutzmaßnahmen für Doñana verurteilte, hat sich der Druck erhöht: Die nationale Wasserschutzbehörde begann mit Inspektionen, die Wasserräuber zu verfolgen. Die Umweltpolizei rückte an und versiegelte mit Baggern und Zement Hunderte von illegalen Brunnen. Nicht immer mit Erfolg: Manche Bauern zapften umgehend an anderer Stelle erneut die unterirdischen Grundwasserspeicher an.

Klimawandel verschärft das Problem 

 Mehr als 20 europäische Handelsketten, darunter viele der großen Supermarkt-Betreiber im deutschsprachigen Raum, schlossen sich einem Aufruf des Naturschutzverbandes WWF an. Darin wird an spanische Politiker wie an Landwirte appelliert, die Nachhaltigkeit des Anbaus zu garantieren, um den Ruf dieses wichtigsten europäischen Erdbeergartens nicht zu gefährden. Auch innerhalb der Landwirtschaft tobt ein Krieg ums Wasser. Und zwar zwischen Farmern, die legale Wasserrechte besitzen und jenen, die ihre Felder illegal mit Grundwasser beregnen. In der Branche wird über Drohungen gegen jene Bauern berichtet, die sich für eine nachhaltige Erdbeerwirtschaft einsetzen und gegen die schwarzen Schafe vorgehen wollen.

Der Wassermangel, der durch den globalen Klimawandel noch verschärft wird, lässt inzwischen nicht nur den Nationalpark vertrocknen, sondern zugleich immer mehr Erdbeerfelder. Dieses Jahr werde die Ernte wohl um 30 Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr, teilte der regionale Bauernverband Freshuelva mit. Der Wassernotstand führt dazu, dass sogar die ehrlichen Erdbeerbauern immer mehr Plantagen mangels ausreichender Beregnung stilllegen müssen.

Doch den konservativen andalusischen Provinzfürsten, Juanma Moreno, scheint dies alles nicht zu stören. Er heizt den Wasserkrieg mit seinem Plan, annähernd 600 illegale Anbaubetriebe zu legalisieren, weiter an. Mit der Wassernot habe er nichts zu tun, sagt Moreno. Die Schuld trage allein Spaniens sozialdemokratischer Regierungschef Pedro Sánchez. Denn die nationale Regierung investiere nicht genug in die Region und versorge Doñana wie die Erdbeerbauern nicht mit ausreichend Wasser. Sánchez antwortete mit einer klaren Ansage: Spaniens nationale Regierung werde Morenos Erdbeerplan mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln stoppen.

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