Uncategorized

Ukraine aktuell: “Prekäre Situation” am AKW Saporischschja

Zunehmende Gefechte rund um die große Nuklearanlage bereiten der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) Sorgen. Der ukrainische Staatschef Selenskyj dankt westlichen Unterstützern. Nachrichten im Überblick.

 

Das Wichtigste in Kürze:

 

 

Selenskyj: Volle Konzentration auf Rückeroberungen

Die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) hat vor einem Nuklearunfall durch zunehmende Kampfhandlungen rund um das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine gewarnt. “Ich habe klare Anzeichen militärischer Vorbereitungen in dem Gebiet gesehen, als ich das AKW Saporischschja vor drei Wochen besucht habe”, sagte IAEA-Direktor Rafael Grossi. Seither hätten die vor Ort stationierten Atomexperten mehrfach Explosionen in unmittelbarer Nähe der Anlage registriert, fügte der Argentinier hinzu.

Er sei “zutiefst besorgt” wegen der aktuellen Lage. Die prekäre Situation erfordere weiteren Druck, damit die Anlage weder beschossen noch als Ausgangspunkt für Angriffe genutzt werde. Er werde diesbezüglich mit Russen und Ukrainern weiter verhandeln, kündigte Grossi an.

Das AKW wurde bereits kurz nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine vor 14 Monaten von russischen Truppen besetzt. Nach Beschuss musste die Anlage schon mehrfach über einen Notstrombetrieb mit Dieselgeneratoren versorgt werden. Aus Sicherheitsgründen wurde das Kraftwerk inzwischen in den Kaltbetrieb versetzt und die Reaktoren heruntergefahren.

Trotzdem ist ein Nuklearunfall bei einem Treffer nicht ausgeschlossen. Die Befürchtungen haben angesichts der erwarteten ukrainischen Offensive zur Rückgewinnung eigener Gebiete zugenommen. Das Gebiet Saporischschja gilt als eine der möglichen Stoßrichtungen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor dem Hintergrund der erwarteten Gegenoffensive Kiews vom Aufbau neuer Militäreinheiten berichtet. “Wir bereiten auch aktiv neue Brigaden und Einheiten vor, die sich an der Front bewähren werden”, sagte Selenskyj in einer Videoansprache.

Bei seinen Besprechungen mit dem Generalstab gehe es um die Bereitstellung aller Mittel für die Befreiung der Ukraine von der russischen Besatzung. “Wir alle in der Ukraine müssen verstehen, dass die Hauptaufgabe des Staates die Befreiung unserer Gebiete, das Zurückholen unserer Erde und unserer Menschen aus russischer Gefangenschaft ist.” Die staatlichen Ressourcen würden vor allem dafür aufgewendet, sagte der Staatschef. Die Front habe “oberste Priorität”, betonte er.

Selenskyj dankte zugleich den westlichen Partnern, die im Rahmen des sogenannten Ramstein-Formats der Ukraine bei der Verteidigung helfen. “Ihre Entschlossenheit entspricht voll und ganz der tatsächlichen Situation und den Bedürfnissen auf dem Schlachtfeld”, so Selenskyj.

Am Freitag hatten die westlichen Alliierten auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz über weitere Militärhilfen für die Ukraine beraten. Die Unterstützung für Kiew werde das ukrainische Militär in die Lage versetzen, “auf dem Schlachtfeld weitere Erfolge zu erlangen”, sagte der Verteidigungsminister der USA, Lloyd Austin. Auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg äußerte sich  zuversichtlich, dass Kiew in der Lage sein werde, “noch mehr Land befreien zu können”.

Nach dem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein hat der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow den Wunsch seines Landes nach westlichen Kampfjets bekräftigt. Er sei sich sicher, dass Kiew für seine Luftverteidigung von den Verbündeten moderne Kampfjets “nach NATO-Standard” erhalten werde, sagte Resnikow.

Er habe in Ramstein die “Prioritäten der Ukraine” präsentieren und berichten können, welche Hilfe seine Regierung erwarte. Langstreckenwaffen, um russisches Staatsgebiet anzugreifen, gehörten derzeit nicht dazu. Es existierten auf ukrainischem Gebiet “genug Ziele” der russischen Armee, “damit wir das russische Militärpotenzial vernichten können”.

Nach Informationen der Zeitung “Welt am Sonntag” bemüht sich die Ukraine bei Deutschland um die Lieferung von Transportpanzern des Typs Fuchs sowie von Fennek-Spähpanzern. Geschützte Fahrzeuge wie diese seien bei der von Kiew geplanten Frühjahrsoffensive gegen die russischen Invasoren nach ukrainischen Angaben “unerlässlich”, berichtet das Blatt. Nach den Worten des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius beginnt an diesem Samstag die Ausbildung von 100 ukrainischen Soldaten an Leopard-1-Panzern. Bis zur Jahresmitte werde Deutschland “bis zu 80” der Panzer an die Ukraine liefern.

In der Gruppe der führenden westlichen Industrienationen (G7) wird nach Angaben von Diplomaten über eine weitere Beschränkung des Handels mit Russland diskutiert. Demnach sind unter anderen die USA offen dafür, Exporte in das Land grundsätzlich zu untersagen und Ausnahmen nur für sorgfältig ausgewählte Produkte möglich zu machen. Dies könnten zum Beispiel landwirtschaftliche Erzeugnisse und Arzneimittel sein.

Bislang werden in Reaktion auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine nur für ausgewählte Produkte Ausfuhrverbote erlassen. Dazu gehören in der Europäischen Union beispielsweise Flugzeuge, Luxusgüter und bestimmte Computerchips. Grundsätzlich sind Exporte nach Russland weiter erlaubt.

Der Chef der rechtspopulistischen deutschen Oppositionspartei Alternative für Deutschland (AfD), Tino Chrupalla, hat einen Bericht der Zeitung “Washington Post” zurückgewiesen, wonach Russland durch Einflussnahme auf die AfD die deutsche Solidarität mit der Ukraine schwächen wolle. Von derartigen angeblichen Plänen habe er “noch nie etwas gehört”, sagte Chrupalla dem Portal T-Online. Er sprach von einer “Räuberpistole, die der Diskreditierung der Friedensbewegung dient”.

.

Dem Bericht zufolge strebt die Führung in Moskau ein Bündnis zwischen der deutschen Rechten und dem Lager um die populäre Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht an, die sich ebenso wie die AfD für die rasche Aufnahme von Friedensgesprächen einsetzt. Es werde von ihrer Seite in keiner Weise eine Zusammenarbeit oder Allianz mit der AfD geben, versicherte Wagenknecht der “Washington Post”. Sie habe zudem keinerlei Kontakte zu Vertretern des russischen Staates gehabt, betonte die frühere Linken-Bundestagsfraktionschefin.

wa/AR (dpa, afp, rtr)

Ukraine Saporischschja | Chef der IAEA Rafael Grossi besucht das AKW
Ukriane Kiew | Videoansprache Wolodymyr Selenskyj

 

Das Wichtigste in Kürze:

Selenskyj: Volle Konzentration auf Rückeroberungen

 

Die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) hat vor einem Nuklearunfall durch zunehmende Kampfhandlungen rund um das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine gewarnt. “Ich habe klare Anzeichen militärischer Vorbereitungen in dem Gebiet gesehen, als ich das AKW Saporischschja vor drei Wochen besucht habe”, sagte IAEA-Direktor Rafael Grossi. Seither hätten die vor Ort stationierten Atomexperten mehrfach Explosionen in unmittelbarer Nähe der Anlage registriert, fügte der Argentinier hinzu.

Er sei “zutiefst besorgt” wegen der aktuellen Lage. Die prekäre Situation erfordere weiteren Druck, damit die Anlage weder beschossen noch als Ausgangspunkt für Angriffe genutzt werde. Er werde diesbezüglich mit Russen und Ukrainern weiter verhandeln, kündigte Grossi an.

Das AKW wurde bereits kurz nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine vor 14 Monaten von russischen Truppen besetzt. Nach Beschuss musste die Anlage schon mehrfach über einen Notstrombetrieb mit Dieselgeneratoren versorgt werden. Aus Sicherheitsgründen wurde das Kraftwerk inzwischen in den Kaltbetrieb versetzt und die Reaktoren heruntergefahren.

Resnikow: Konnte in Ramstein Prioritäten präsentieren

Trotzdem ist ein Nuklearunfall bei einem Treffer nicht ausgeschlossen. Die Befürchtungen haben angesichts der erwarteten ukrainischen Offensive zur Rückgewinnung eigener Gebiete zugenommen. Das Gebiet Saporischschja gilt als eine der möglichen Stoßrichtungen.

G7 erwägen Verschärfung von Russland-Sanktionen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor dem Hintergrund der erwarteten Gegenoffensive Kiews vom Aufbau neuer Militäreinheiten berichtet. “Wir bereiten auch aktiv neue Brigaden und Einheiten vor, die sich an der Front bewähren werden”, sagte Selenskyj in einer Videoansprache.

Bei seinen Besprechungen mit dem Generalstab gehe es um die Bereitstellung aller Mittel für die Befreiung der Ukraine von der russischen Besatzung. “Wir alle in der Ukraine müssen verstehen, dass die Hauptaufgabe des Staates die Befreiung unserer Gebiete, das Zurückholen unserer Erde und unserer Menschen aus russischer Gefangenschaft ist.” Die staatlichen Ressourcen würden vor allem dafür aufgewendet, sagte der Staatschef. Die Front habe “oberste Priorität”, betonte er.

Selenskyj dankte zugleich den westlichen Partnern, die im Rahmen des sogenannten Ramstein-Formats der Ukraine bei der Verteidigung helfen. “Ihre Entschlossenheit entspricht voll und ganz der tatsächlichen Situation und den Bedürfnissen auf dem Schlachtfeld”, so Selenskyj.

AfD: Keine Beeinflussung der Partei durch Moskau

Am Freitag hatten die westlichen Alliierten auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz über weitere Militärhilfen für die Ukraine beraten. Die Unterstützung für Kiew werde das ukrainische Militär in die Lage versetzen, “auf dem Schlachtfeld weitere Erfolge zu erlangen”, sagte der Verteidigungsminister der USA, Lloyd Austin. Auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg äußerte sich  zuversichtlich, dass Kiew in der Lage sein werde, “noch mehr Land befreien zu können”.

Nach dem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein hat der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow den Wunsch seines Landes nach westlichen Kampfjets bekräftigt. Er sei sich sicher, dass Kiew für seine Luftverteidigung von den Verbündeten moderne Kampfjets “nach NATO-Standard” erhalten werde, sagte Resnikow.

Er habe in Ramstein die “Prioritäten der Ukraine” präsentieren und berichten können, welche Hilfe seine Regierung erwarte. Langstreckenwaffen, um russisches Staatsgebiet anzugreifen, gehörten derzeit nicht dazu. Es existierten auf ukrainischem Gebiet “genug Ziele” der russischen Armee, “damit wir das russische Militärpotenzial vernichten können”.

Nach Informationen der Zeitung “Welt am Sonntag” bemüht sich die Ukraine bei Deutschland um die Lieferung von Transportpanzern des Typs Fuchs sowie von Fennek-Spähpanzern. Geschützte Fahrzeuge wie diese seien bei der von Kiew geplanten Frühjahrsoffensive gegen die russischen Invasoren nach ukrainischen Angaben “unerlässlich”, berichtet das Blatt. Nach den Worten des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius beginnt an diesem Samstag die Ausbildung von 100 ukrainischen Soldaten an Leopard-1-Panzern. Bis zur Jahresmitte werde Deutschland “bis zu 80” der Panzer an die Ukraine liefern.

Deutschland Cottbus | Friedensdemo der AfD Brandenburg mit Tino Chrupalla

In der Gruppe der führenden westlichen Industrienationen (G7) wird nach Angaben von Diplomaten über eine weitere Beschränkung des Handels mit Russland diskutiert. Demnach sind unter anderen die USA offen dafür, Exporte in das Land grundsätzlich zu untersagen und Ausnahmen nur für sorgfältig ausgewählte Produkte möglich zu machen. Dies könnten zum Beispiel landwirtschaftliche Erzeugnisse und Arzneimittel sein.

Bislang werden in Reaktion auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine nur für ausgewählte Produkte Ausfuhrverbote erlassen. Dazu gehören in der Europäischen Union beispielsweise Flugzeuge, Luxusgüter und bestimmte Computerchips. Grundsätzlich sind Exporte nach Russland weiter erlaubt.

Der Chef der rechtspopulistischen deutschen Oppositionspartei Alternative für Deutschland (AfD), Tino Chrupalla, hat einen Bericht der Zeitung “Washington Post” zurückgewiesen, wonach Russland durch Einflussnahme auf die AfD die deutsche Solidarität mit der Ukraine schwächen wolle. Von derartigen angeblichen Plänen habe er “noch nie etwas gehört”, sagte Chrupalla dem Portal T-Online. Er sprach von einer “Räuberpistole, die der Diskreditierung der Friedensbewegung dient”.

.

Dem Bericht zufolge strebt die Führung in Moskau ein Bündnis zwischen der deutschen Rechten und dem Lager um die populäre Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht an, die sich ebenso wie die AfD für die rasche Aufnahme von Friedensgesprächen einsetzt. Es werde von ihrer Seite in keiner Weise eine Zusammenarbeit oder Allianz mit der AfD geben, versicherte Wagenknecht der “Washington Post”. Sie habe zudem keinerlei Kontakte zu Vertretern des russischen Staates gehabt, betonte die frühere Linken-Bundestagsfraktionschefin.

wa/AR (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Nachrichten

Ähnliche Artikel

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"