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Borussia Dortmund: Verzweiflung in Schwarz-Gelb

Zum Auftakt des 30. Bundesliga-Spieltags muss der BVB den nächsten Rückschlag im Titelrennen mit dem FC Bayern hinnehmen. Beim Spiel in Bochum hat der Tabellenführer aber nur zum Teil selbst Schuld am Misserfolg.

“Niemals aufgeben, Marcel!” stand auf einem riesigen schwarz-gelben Banner am Zaun des Gästeblocks im Bochumer Stadion. Vor diesem Transparent und den BVB-Fans nahmen die enttäuschten und wütenden Spieler von Borussia Dortmund und ihr Trainer nach dem 1:1 beim VfL Bochum Aufstellung, um sich von ihren Anhängern Trost und Aufmunterung spenden zu lassen. Und wohl auch, um ihrerseits zu signalisieren, dass man alles versuchen wird, nach elf Jahren wieder die Meisterschale nach Dortmund zu holen.

Mit dem Spruch am Zaun unterstützt die organisierte Dortmunder Fanszene seit einiger Zeit ein Mitglied aus ihren Reihen, dass gegen eine schwere Krebserkrankung kämpft. “Niemals aufgeben, Edin!” hätte dort allerdings auch stehen können, wenn es nicht um Leben und Tod, sondern nur um das rein Sportliche gegangen wäre. Fast schon trotzig hielt BVB-Coach Edin Terzic vier Finger in die Höhe und zeigte damit an: Es sind noch vier Spiele bis zum Ende der Bundesliga-Saison. Danach ging er in die Interviewzone und zur Pressekonferenz und ließ dort Frust ab.

“Niemals aufgeben, Marcel!” stand auf einem riesigen schwarz-gelben Banner am Zaun des Gästeblocks im Bochumer Stadion. Vor diesem Transparent und den BVB-Fans nahmen die enttäuschten und wütenden Spieler von Borussia Dortmund und ihr Trainer nach dem 1:1 beim VfL Bochum Aufstellung, um sich von ihren Anhängern Trost und Aufmunterung spenden zu lassen. Und wohl auch, um ihrerseits zu signalisieren, dass man alles versuchen wird, nach elf Jahren wieder die Meisterschale nach Dortmund zu holen.

“Dass nicht alles dafür getan wird, in dieser Phase der Saison keine Fehlentscheidung zu treffen, finde ich sehr ungerecht, das tut weh”, beklagte sich Terzic über Schiedsrichter Sascha Stegemann. Dreimal hatte der Unparteiische darauf verzichtet, sich eine strittige Szene noch einmal auf dem Monitor selbst anzuschauen. Vor dem 1:0 der Bochumer war BVB-Abwehrspieler Emre Can beim Kopfball in den Rücken gestoßen worden, im weiteren Spielverlauf hätte es zweimal einen Elfmeter für Dortmund geben können oder sogar müssen.

Schiedsrichter Stegemann braucht keine Zeitlupen

Die Zeitlupen bei einem Foul an Dortmunds Torschützen Karim Adeyemi waren eindeutig, die bei einem Handspiel eines Bochumer Verteidigers im eigenen Strafraum zumindest diskutabel. Allerdings war der Unparteiische davon überzeugt, diese Zeitlupen gar nicht zu benötigen, da er auch ohne sie bereits zur richtigen Entscheidung gekommen sei.

“Ich finde es frech, wenn man sich mit den Mitteln, die man heutzutage zur Verfügung hat, wenn es um die deutsche Meisterschaft geht, diese Situation nicht anschaut”, beschwerte sich Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl. “Das Hilfsmittel, das wir in dieser Situation zur Verfügung haben, nicht zu nutzen, halte ich für absolut fahrlässig, halte ich für feige und für komplett falsch.”

“Es ist für uns eine einmalige Chance, es ist vielleicht für mich eine einmalige Chance in meinem Leben so nah an die Meisterschale zu kommen”, sagte Terzic. “Und dann gibt es solche Entscheidungen, wo so viel auf dem Spiel steht. Das einzige, worum ich gebeten habe: Schau es dir an, wenn du dir nicht sicher bist bei dem Tempo.” Er selbst sei “jeden Tag im Training Schiedsrichter” und wisse, “wie brutal schwer das ist”. Aber er fordere einfach, “dass man alles dafür tut, keine Fehlentscheidung zu treffen. Und das hat heute nicht stattgefunden.”

Was allerdings – bei allem berechtigtem Frust über die Schiedsrichterleistung – auch nicht stattgefunden hatte, war eine konsequente Chancenverwertung der Dortmunder, die alle Diskussionen über den Mann mit der Pfeife obsolet gemacht hätten. “Klar gab es eine oder zwei strittige Szenen, aber am Ende ärgere ich mich mehr über das, was wir selbst beeinflussen können”, räumte BVB-Offensivspieler Julian Brandt ein. “Und das waren die Chancen.”

Ein weiterer Fehler sei gewesen, sich nach guter und recht überlegener erster Halbzeit in der zweiten Hälfte “am Chaos zu beteiligen”. “Es ging hin und her und war ein bisschen wie bei einem Basketballspiel und das hat uns dann nicht geholfen, aber ich ärgere mich am meisten über das eigene Unvermögen vor dem gegnerischen Tor.”

Der ehrliche Brandt und Borussia Dortmund haben nun bereits vier Bundesligaspiele auf fremdem Platz in Folge nicht mehr gewinnen können. Im direkten Duell mit den Bayern war man chancenlos, im Revierderby auf Schalke und beim VfB Stuttgart schaffte man es nicht, eine Führung über die Zeit zu bringen. Nun folgte in Bochum, beim nächsten Duell mit einem Abstiegskandidaten, der nächste Rückschlag. Hinzu kamen das Aus in der Champions League gegen den FC Chelsea und im DFB-Pokal in Leipzig.

Ist die Dortmunder Mannschaft dem Druck möglicherweise einfach nicht gewachsen? Fakt ist: Statt mit vier Punkten Vorsprung entspannt dabei zusehen zu können, was die Bayern am Sonntag im Spiel gegen Hertha BSC machen, muss der BVB befürchten, seine gerade erst ergatterte Tabellenführung wieder zu verlieren und erneut in die Rolle des (verzweifelten) Verfolgers geschubst zu werden.

Der Meisterschaftskampf bleibt kurz vor der Zielgeraden damit so spannend wie seit Jahren nicht. Allerdings nicht, weil sich die Kontrahenten mit herausragenden Leistungen überbieten, sondern vielmehr weil sich alle Beteiligten immer wieder unfassbare Schwächen erlauben: die Dortmunder, die Bayern – und am Freitagabend in Bochum auch das Schiedsrichterteam.

———–

VfL Bochum – Borussia Dortmund 1:1 (1:1)

Tore: 1:0 Losilla (5.), 1:1 Adeyemi (7.)

Zuschauer: 26.000 (ausverkauft)

Dortmunds Niklas Süle reklamiert während des Spiels in Bochum bei Schiedsrichter Sascha Stegemann
Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic hält nach dem Spiel in Bochum vor den eigenen Fans vier Finger in die Höhe
Borussia Dortmunds Spieler Julian Brandt steht enttäuscht auf dem Feld, im Hintergrund ist die Anzeigetafel mit dem Endergebnis zu sehen

“Niemals aufgeben, Marcel!” stand auf einem riesigen schwarz-gelben Banner am Zaun des Gästeblocks im Bochumer Stadion. Vor diesem Transparent und den BVB-Fans nahmen die enttäuschten und wütenden Spieler von Borussia Dortmund und ihr Trainer nach dem 1:1 beim VfL Bochum Aufstellung, um sich von ihren Anhängern Trost und Aufmunterung spenden zu lassen. Und wohl auch, um ihrerseits zu signalisieren, dass man alles versuchen wird, nach elf Jahren wieder die Meisterschale nach Dortmund zu holen.

Mit dem Spruch am Zaun unterstützt die organisierte Dortmunder Fanszene seit einiger Zeit ein Mitglied aus ihren Reihen, dass gegen eine schwere Krebserkrankung kämpft. “Niemals aufgeben, Edin!” hätte dort allerdings auch stehen können, wenn es nicht um Leben und Tod, sondern nur um das rein Sportliche gegangen wäre. Fast schon trotzig hielt BVB-Coach Edin Terzic vier Finger in die Höhe und zeigte damit an: Es sind noch vier Spiele bis zum Ende der Bundesliga-Saison. Danach ging er in die Interviewzone und zur Pressekonferenz und ließ dort Frust ab.

Schiedsrichter Stegemann braucht keine Zeitlupen

“Dass nicht alles dafür getan wird, in dieser Phase der Saison keine Fehlentscheidung zu treffen, finde ich sehr ungerecht, das tut weh”, beklagte sich Terzic über Schiedsrichter Sascha Stegemann. Dreimal hatte der Unparteiische darauf verzichtet, sich eine strittige Szene noch einmal auf dem Monitor selbst anzuschauen. Vor dem 1:0 der Bochumer war BVB-Abwehrspieler Emre Can beim Kopfball in den Rücken gestoßen worden, im weiteren Spielverlauf hätte es zweimal einen Elfmeter für Dortmund geben können oder sogar müssen.

Die Zeitlupen bei einem Foul an Dortmunds Torschützen Karim Adeyemi waren eindeutig, die bei einem Handspiel eines Bochumer Verteidigers im eigenen Strafraum zumindest diskutabel. Allerdings war der Unparteiische davon überzeugt, diese Zeitlupen gar nicht zu benötigen, da er auch ohne sie bereits zur richtigen Entscheidung gekommen sei.

“Ich finde es frech, wenn man sich mit den Mitteln, die man heutzutage zur Verfügung hat, wenn es um die deutsche Meisterschaft geht, diese Situation nicht anschaut”, beschwerte sich Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl. “Das Hilfsmittel, das wir in dieser Situation zur Verfügung haben, nicht zu nutzen, halte ich für absolut fahrlässig, halte ich für feige und für komplett falsch.”

“Es ist für uns eine einmalige Chance, es ist vielleicht für mich eine einmalige Chance in meinem Leben so nah an die Meisterschale zu kommen”, sagte Terzic. “Und dann gibt es solche Entscheidungen, wo so viel auf dem Spiel steht. Das einzige, worum ich gebeten habe: Schau es dir an, wenn du dir nicht sicher bist bei dem Tempo.” Er selbst sei “jeden Tag im Training Schiedsrichter” und wisse, “wie brutal schwer das ist”. Aber er fordere einfach, “dass man alles dafür tut, keine Fehlentscheidung zu treffen. Und das hat heute nicht stattgefunden.”

Terzic: “Schau es dir an!”

Was allerdings – bei allem berechtigtem Frust über die Schiedsrichterleistung – auch nicht stattgefunden hatte, war eine konsequente Chancenverwertung der Dortmunder, die alle Diskussionen über den Mann mit der Pfeife obsolet gemacht hätten. “Klar gab es eine oder zwei strittige Szenen, aber am Ende ärgere ich mich mehr über das, was wir selbst beeinflussen können”, räumte BVB-Offensivspieler Julian Brandt ein. “Und das waren die Chancen.”

Dortmunder an Misserfolg nicht unbeteiligt

Ein weiterer Fehler sei gewesen, sich nach guter und recht überlegener erster Halbzeit in der zweiten Hälfte “am Chaos zu beteiligen”. “Es ging hin und her und war ein bisschen wie bei einem Basketballspiel und das hat uns dann nicht geholfen, aber ich ärgere mich am meisten über das eigene Unvermögen vor dem gegnerischen Tor.”

Der ehrliche Brandt und Borussia Dortmund haben nun bereits vier Bundesligaspiele auf fremdem Platz in Folge nicht mehr gewinnen können. Im direkten Duell mit den Bayern war man chancenlos, im Revierderby auf Schalke und beim VfB Stuttgart schaffte man es nicht, eine Führung über die Zeit zu bringen. Nun folgte in Bochum, beim nächsten Duell mit einem Abstiegskandidaten, der nächste Rückschlag. Hinzu kamen das Aus in der Champions League gegen den FC Chelsea und im DFB-Pokal in Leipzig.

Ist die Dortmunder Mannschaft dem Druck möglicherweise einfach nicht gewachsen? Fakt ist: Statt mit vier Punkten Vorsprung entspannt dabei zusehen zu können, was die Bayern am Sonntag im Spiel gegen Hertha BSC machen, muss der BVB befürchten, seine gerade erst ergatterte Tabellenführung wieder zu verlieren und erneut in die Rolle des (verzweifelten) Verfolgers geschubst zu werden.

Meisterkampf spannend durch allgemeines Unvermögen

Der Meisterschaftskampf bleibt kurz vor der Zielgeraden damit so spannend wie seit Jahren nicht. Allerdings nicht, weil sich die Kontrahenten mit herausragenden Leistungen überbieten, sondern vielmehr weil sich alle Beteiligten immer wieder unfassbare Schwächen erlauben: die Dortmunder, die Bayern – und am Freitagabend in Bochum auch das Schiedsrichterteam.

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VfL Bochum – Borussia Dortmund 1:1 (1:1)

Tore: 1:0 Losilla (5.), 1:1 Adeyemi (7.)

Zuschauer: 26.000 (ausverkauft)

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