Ukraine aktuell: Seit Anfang Dezember 20.000 Russen bei Bachmut gefallen
Russland hat nach US-Darstellung in den vergangenen fünf Monaten rund 100.000 Soldaten und Söldner durch Tod oder Verwundung verloren. Laut Ukraine ist “alles bereit” für die Frühjahrsoffensive. Ein Überblick.
Bei Kämpfen in der Region um die Stadt Bachmut im Osten der Ukraine sind nach Schätzung von US-Geheimdiensten auf russischer Seite allein seit Dezember mehr als 20.000 Soldaten getötet worden. Bei etwa der Hälfte von ihnen handele es sich um Kämpfer der russischen Söldnertruppe Wagner, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, in Washington. Die meisten von ihnen seien russische Strafgefangene gewesen, die ohne ausreichende Kampf- oder Gefechtsausbildung in den Krieg geschickt worden seien. Die Zahl der in dem Zeitraum verletzten russischen Soldaten werde auf rund 80.000 geschätzt, sagte Kirby unter Berufung auf US-Geheimdienstinformationen. Die US-Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar.
Das Wichtigste in Kürze:
Angaben zu Verlusten auf ukrainischer Seite machte Kirby nicht. Die Ukraine müsse selbst entscheiden, ob sie Angaben zu toten und verletzten Soldaten mache, sagte er. “Sie sind hier die Opfer. Und Russland ist der Angreifer.”
Russlands Versuch einer Offensive im Donbass, weitgehend über Bachmut, sei gescheitert, sagte Kirby weiter. “Russland ist es nicht gelungen, wirklich strategisch wichtiges Territorium zu erobern.” Dabei zahle Russland einen “furchtbar, furchtbar hohen Preis”. Russische Einheiten und die ukrainische Armee liefern sich schon seit Monaten erbitterte Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut.
Die Vorbereitungen der Ukraine für die angekündigte Frühjahrsoffensive zur Rückeroberung der russisch besetzten Gebiete sind nach Worten von Verteidigungsminister Olexij Resnikow in der Schlussphase. “Ich glaube, dass wir ab heute auf die Zielgerade einbiegen und sagen können: Ja, alles ist bereit”, sagte Resnikow im Staatsfernsehen. Der Generalstab, der Oberbefehlshaber und sein Team werden anhand der Entwicklungen entscheiden, wie, wo und wann die Gegenoffensive losgehe, sagte der Minister.
Nach einer Rückeroberung der besetzten Gebiete setzt Resnikow auf eine Verurteilung der politischen und militärischen Führung Russlands. “Es muss ein Urteil eines internationalen Tribunals für die militärischen Verbrecher des Kremls und dieser Mafia-Bande geben”, forderte er. Kremlchef Wladimir Putin “und sein Umfeld müssen sitzen”. Eine Verurteilung wäre das wichtigste Signal für alle Nachfolger und Nachkommen in Russland.
Nach den jüngsten russischen Raketenangriffen auf ukrainische Städte hat Präsident Wolodymyr Selenskyj eine effektivere Flugabwehr angekündigt. “Wir arbeiten mit unseren Partnern so aktiv wie möglich daran, den Schutz unseres Luftraums noch zuverlässiger zu gestalten”, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. In der Nacht zum 1. Mai sei es in der Zeit von Mitternacht bis sieben Uhr am Morgen gelungen, 15 russische Raketen abzuschießen. “Aber leider nicht alle”, räumte er ein. In Pawlohrad in der Zentralukraine wurden bei den russischen Angriffen mit Raketen und Marschflugkörpern am Montag mindestens zwei Menschen getötet und mehr als 40 verletzt, wie Selenskyj mitteilte. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört oder beschädigt.
Die Ukraine kann Bundeskanzler Olaf Scholzzufolge etwa ab August damit rechnen, Munition für den Gepard-Flugabwehrpanzer aus Deutschland zu beziehen. Es werde eine Produktion aufgebaut, aber dies brauche etwas Zeit, sagte Scholz in einem Bürgerdialog bei Koblenz in Rheinland-Pfalz.
Der Kanzler betonte, dass die Ukraine mit von Deutschland gelieferten Waffen russisches Territorium nicht beschießen dürfe. Diese Regeln hätten auch andere westliche Staaten aufgestellt, die die Ukraine mit Waffen gegen den russischen Angriff beliefern. Man müsse bei aller nötigen Hilfe auch alles tun, um einen Krieg zwischen Russland und der NATO zu verhindern.
Im Interview der Deutschen Welle sagte Wladimir Aschurkow, der Exekutivdirektor der Anti-Korruptionsstiftung des inhaftierten Kremlkritikers Alexej Nawalny, dass die von Moskau erlassenen “repressiven Gesetze” jede Kritik an dem von Russland entfesselten Krieg gegen die Ukraine für die Menschen sehr gefährlich machten. Es würden lächerliche Urteile gefällt. Menschen würden für Antikriegsbeiträge in sozialen Medien oder einfach dafür, dass sie mit leeren Blättern auf die Straße gehen, mit Geldbußen oder Gefängnis bestraft.
Für einen durchschnittlichen Russen bedeute Protest, dass er seine Freiheit und in manchen Fällen sein Leben riskiere. Deshalb wagen nicht viele Menschen offenen Protest, sagte der im Londoner Exil lebende Aschurkow der DW.
qu/AL (dpa, rtr, afp, ap, dw)
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Das Wichtigste in Kürze:
Bei Kämpfen in der Region um die Stadt Bachmut im Osten der Ukraine sind nach Schätzung von US-Geheimdiensten auf russischer Seite allein seit Dezember mehr als 20.000 Soldaten getötet worden. Bei etwa der Hälfte von ihnen handele es sich um Kämpfer der russischen Söldnertruppe Wagner, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, in Washington. Die meisten von ihnen seien russische Strafgefangene gewesen, die ohne ausreichende Kampf- oder Gefechtsausbildung in den Krieg geschickt worden seien. Die Zahl der in dem Zeitraum verletzten russischen Soldaten werde auf rund 80.000 geschätzt, sagte Kirby unter Berufung auf US-Geheimdienstinformationen. Die US-Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar.
Angaben zu Verlusten auf ukrainischer Seite machte Kirby nicht. Die Ukraine müsse selbst entscheiden, ob sie Angaben zu toten und verletzten Soldaten mache, sagte er. “Sie sind hier die Opfer. Und Russland ist der Angreifer.”
Russlands Versuch einer Offensive im Donbass, weitgehend über Bachmut, sei gescheitert, sagte Kirby weiter. “Russland ist es nicht gelungen, wirklich strategisch wichtiges Territorium zu erobern.” Dabei zahle Russland einen “furchtbar, furchtbar hohen Preis”. Russische Einheiten und die ukrainische Armee liefern sich schon seit Monaten erbitterte Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut.
Die Vorbereitungen der Ukraine für die angekündigte Frühjahrsoffensive zur Rückeroberung der russisch besetzten Gebiete sind nach Worten von Verteidigungsminister Olexij Resnikow in der Schlussphase. “Ich glaube, dass wir ab heute auf die Zielgerade einbiegen und sagen können: Ja, alles ist bereit”, sagte Resnikow im Staatsfernsehen. Der Generalstab, der Oberbefehlshaber und sein Team werden anhand der Entwicklungen entscheiden, wie, wo und wann die Gegenoffensive losgehe, sagte der Minister.
Kirby bezeichnet die russische Offensive auf Bachmut als gescheitert
Nach einer Rückeroberung der besetzten Gebiete setzt Resnikow auf eine Verurteilung der politischen und militärischen Führung Russlands. “Es muss ein Urteil eines internationalen Tribunals für die militärischen Verbrecher des Kremls und dieser Mafia-Bande geben”, forderte er. Kremlchef Wladimir Putin “und sein Umfeld müssen sitzen”. Eine Verurteilung wäre das wichtigste Signal für alle Nachfolger und Nachkommen in Russland.
Kiews Verteidigungsminister: Vorbereitung der Offensive in der Schlussphase
Nach den jüngsten russischen Raketenangriffen auf ukrainische Städte hat Präsident Wolodymyr Selenskyj eine effektivere Flugabwehr angekündigt. “Wir arbeiten mit unseren Partnern so aktiv wie möglich daran, den Schutz unseres Luftraums noch zuverlässiger zu gestalten”, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. In der Nacht zum 1. Mai sei es in der Zeit von Mitternacht bis sieben Uhr am Morgen gelungen, 15 russische Raketen abzuschießen. “Aber leider nicht alle”, räumte er ein. In Pawlohrad in der Zentralukraine wurden bei den russischen Angriffen mit Raketen und Marschflugkörpern am Montag mindestens zwei Menschen getötet und mehr als 40 verletzt, wie Selenskyj mitteilte. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört oder beschädigt.
Die Ukraine kann Bundeskanzler Olaf Scholzzufolge etwa ab August damit rechnen, Munition für den Gepard-Flugabwehrpanzer aus Deutschland zu beziehen. Es werde eine Produktion aufgebaut, aber dies brauche etwas Zeit, sagte Scholz in einem Bürgerdialog bei Koblenz in Rheinland-Pfalz.
Der Kanzler betonte, dass die Ukraine mit von Deutschland gelieferten Waffen russisches Territorium nicht beschießen dürfe. Diese Regeln hätten auch andere westliche Staaten aufgestellt, die die Ukraine mit Waffen gegen den russischen Angriff beliefern. Man müsse bei aller nötigen Hilfe auch alles tun, um einen Krieg zwischen Russland und der NATO zu verhindern.
Selenskyj: Flugabwehr muss effektiver werden
Im Interview der Deutschen Welle sagte Wladimir Aschurkow, der Exekutivdirektor der Anti-Korruptionsstiftung des inhaftierten Kremlkritikers Alexej Nawalny, dass die von Moskau erlassenen “repressiven Gesetze” jede Kritik an dem von Russland entfesselten Krieg gegen die Ukraine für die Menschen sehr gefährlich machten. Es würden lächerliche Urteile gefällt. Menschen würden für Antikriegsbeiträge in sozialen Medien oder einfach dafür, dass sie mit leeren Blättern auf die Straße gehen, mit Geldbußen oder Gefängnis bestraft.
Für einen durchschnittlichen Russen bedeute Protest, dass er seine Freiheit und in manchen Fällen sein Leben riskiere. Deshalb wagen nicht viele Menschen offenen Protest, sagte der im Londoner Exil lebende Aschurkow der DW.
Gepard-Munition für Ukraine wohl ab August
qu/AL (dpa, rtr, afp, ap, dw)
Nawalny-Mitstreiter: Kritik an Moskaus Krieg für Russen gefährlich
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.