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Die Leiden des Thomas Müller

Tabellenführer FC Bayern München schafft am 31. Bundesliga-Spieltag bei Werder Bremen einen mühevollen Sieg. Wieder einmal verzichtet Trainer Thomas Tuchel auf Thomas Müller in der Startelf.

Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass Thomas Müller derzeit beim FC Bayern München nur die zweite Geige spielt, dann ist er in der 62. Spielminute der Partie bei Werder Bremen erbracht worden: Das Spiel war zäh, die Münchener – insbesondere die Offensivspieler – taten sich schwer. Die Bayern hatten kaum Ideen, dementsprechend waren zwingende Chancen Mangelware. Im Grunde wartete alles darauf, dass Bayern-Coach Thomas Tuchel endlich Thomas Müller einwechseln würde, damit der das Angriffsspiel beleben und dafür sorgen würde, dass das ersehnte Tor doch noch fällt.

Doch dazu kam es nicht: Müller stand nämlich noch einwechselbereit draußen vor der Bank, als auf dem Platz der Treffer, den eigentlich er hätte erzwingen sollen, bereits fiel. Serge Gnabry traf zum 1:0, Müller jubelte, klatschte sogar mit Tuchel ab und wurde erst eingewechselt, nachdem seine Kollegen mit dem Torjubel fertig waren und der Ball wieder auf dem Anstoßpunkt lag. Auch beim 2:0, das Leroy Sané nach einer schnellen Kombination über die rechte Angriffsseite erzielte, lief das Spiel an Müller vorbei. Über mehrere Stationen wanderte Ball von Bayern-Spieler zu Bayern-Spieler, bis Sané frei im Strafraum abschließen konnte – Müller war keine davon.

Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass Thomas Müller derzeit beim FC Bayern München nur die zweite Geige spielt, dann ist er in der 62. Spielminute der Partie bei Werder Bremen erbracht worden: Das Spiel war zäh, die Münchener – insbesondere die Offensivspieler – taten sich schwer. Die Bayern hatten kaum Ideen, dementsprechend waren zwingende Chancen Mangelware. Im Grunde wartete alles darauf, dass Bayern-Coach Thomas Tuchel endlich Thomas Müller einwechseln würde, damit der das Angriffsspiel beleben und dafür sorgen würde, dass das ersehnte Tor doch noch fällt.

“Müller spielt immer”, hieß es beim FC Bayern lange. Ex-Trainer Louis van Gaal hatte dieses Motto einst ausgegeben und (fast) alle seine Nachfolger hatten sich stets daran gehalten. Lediglich zwischen Niko Kovac, der von Juli 2018 bis November 2019 in München Cheftrainer war, hakte es ein wenig. Kovac verzichtete so oft auf Müllers Dienste, dass der sich bereits ernsthafte Gedanken darüber machte, seine Münchener Heimat zu verlassen und zu einem anderen Verein zu wechseln. Jedoch: Kovac musste gehen, Müller blieb und hatte mit Kovacs Nachfolger Hansi Flick wieder einen Trainer, der voll und ganz auf ihn setzte.

Bayern-Legende 

Müller, der als Zehnjähriger von seinem Heimatverein SV Pähl in die Nachwuchsabteilung des FC Bayern wechselte, hat mittlerweile 439 Bundesliga-Spiele für die Münchener absolviert. Er ist damit Nummer zwei in der ewigen Bestenliste. Nur Torwartlegende Sepp Maier hat mit 473 öfter in der 1. Liga für den FCB gespielt. 143 Bundesliga-Tore hat Müller geschossen, dazu 53 Treffer in 142 Champions-League-Partien. Müller ist mit den Münchenern bislang elf Mal deutscher Meister geworden, hat zweimal die Champions League und etliche weitere Titel gewonnen. Da aber alte Erfolge nicht unbedingt zählen, wenn es um die nächste Startaufstellung geht, sitzt Müller unter dem neuen Bayern-Coach Thomas Tuchel nun meistens auf der Bank.

“Es ist kein Müller-Spiel”, pflegt Tuchel die Entscheidungen gegen Müller zu begründen. Zum ersten Mal hatte Müllers Versetzung auf die Bank vor dem Spiel gegen Manchester City in der Champions League Fragen aufgeworfen. Den 33 Jahre alten Routinier nicht von Beginn an zu bringen, sei auch für ihn eine “harte” Entscheidung gewesen, sagte Tuchel damals und versicherte gleichzeitig: “Jedes andere Spiel ist ein Thomas-Müller-Spiel.” Das klang schon fast wieder so, wie damals bei Van Gaal.

Das änderte sich allerdings, nachdem Müller – genau wie seine Kollegen – gegen Hoffenheim (1:1) und beim FSV Mainz 05 (1:3) zweimal hintereinander eine schwache Leistung bot und der FC Bayern drohte, die sicher geglaubte Meisterschaft im Duell mit Borussia Dortmund doch noch aus der Hand zu geben. Am vergangenen Wochenende gegen Hertha BSC und nun, am 31. Spieltag bei Werder Bremen, war Müller nicht in der Startelf und saß zunächst jeweils eine Stunde auf der Bank.

 

“Das sind zwei Spiele, die er von der Bank gekommen ist, und ihr Kollege fragt, ob ich das Karriereende von Thomas Müller einleite. Da müssen wir vielleicht mal das Maß halten”, beschwerte sich Tuchel nach dem Spiel beim Interview mit Sky – aber er lachte dabei, schließlich war auch ihm bewusst, was ein Verzicht auf Müller auslösen kann. “Ich habe einen Riesenrespekt vor Thomas Müller”, sagte Tuchel. “Der Respekt muss aber auch denen gegenüber gewahrt bleiben, die dann beginnen. Ich glaube, dass wir uns alle daran gewöhnen müssen, dass es solche Entscheidungen gibt, und so wie Thomas sie im Moment hinnimmt, ist es sensationell.”

Tatsächlich lebt Müller seine Rolle als Randfigur mit derselben Energie, mit der er auch auf dem Platz steht. Er feuert seine Kollegen an, klatscht alle vor dem Spiel nochmal ab und gibt ihnen letzte Ratschläge mit auf den Weg. Auch Tuchel bezieht Müller während der Spiele oft mit ein und fragt nach seiner Einschätzung. “Ich weiß, dass Thomas eine besondere Rolle einnimmt, die kriegt er auch von mir”, sagt der Trainer. “Ich hoffe auch, dass er das spürt – im Umgang und bei dem Feedback, das ich mir von ihm hole. Aber es wird sich nicht immer nur an Spielminuten messen lassen.”

———-

SV Werder Bremen – FC Bayern München 1:2 (0:0)

Tore: 0:1 Gnabry (62.), 0:2 Sané (72.), 1:2 Schmidt (86.)

Zuschauer: 42.100 (ausverkauft)

Thomas Müller von Bayern München setzt sich bei der Meisterfeier auf dem Münchener Rathausbalkon die Meisterschale auf den Kopf
Thomas Tuchel, Trainer von Bayern München

Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass Thomas Müller derzeit beim FC Bayern München nur die zweite Geige spielt, dann ist er in der 62. Spielminute der Partie bei Werder Bremen erbracht worden: Das Spiel war zäh, die Münchener – insbesondere die Offensivspieler – taten sich schwer. Die Bayern hatten kaum Ideen, dementsprechend waren zwingende Chancen Mangelware. Im Grunde wartete alles darauf, dass Bayern-Coach Thomas Tuchel endlich Thomas Müller einwechseln würde, damit der das Angriffsspiel beleben und dafür sorgen würde, dass das ersehnte Tor doch noch fällt.

Doch dazu kam es nicht: Müller stand nämlich noch einwechselbereit draußen vor der Bank, als auf dem Platz der Treffer, den eigentlich er hätte erzwingen sollen, bereits fiel. Serge Gnabry traf zum 1:0, Müller jubelte, klatschte sogar mit Tuchel ab und wurde erst eingewechselt, nachdem seine Kollegen mit dem Torjubel fertig waren und der Ball wieder auf dem Anstoßpunkt lag. Auch beim 2:0, das Leroy Sané nach einer schnellen Kombination über die rechte Angriffsseite erzielte, lief das Spiel an Müller vorbei. Über mehrere Stationen wanderte Ball von Bayern-Spieler zu Bayern-Spieler, bis Sané frei im Strafraum abschließen konnte – Müller war keine davon.

Bayern-Legende 

“Müller spielt immer”, hieß es beim FC Bayern lange. Ex-Trainer Louis van Gaal hatte dieses Motto einst ausgegeben und (fast) alle seine Nachfolger hatten sich stets daran gehalten. Lediglich zwischen Niko Kovac, der von Juli 2018 bis November 2019 in München Cheftrainer war, hakte es ein wenig. Kovac verzichtete so oft auf Müllers Dienste, dass der sich bereits ernsthafte Gedanken darüber machte, seine Münchener Heimat zu verlassen und zu einem anderen Verein zu wechseln. Jedoch: Kovac musste gehen, Müller blieb und hatte mit Kovacs Nachfolger Hansi Flick wieder einen Trainer, der voll und ganz auf ihn setzte.

Müller, der als Zehnjähriger von seinem Heimatverein SV Pähl in die Nachwuchsabteilung des FC Bayern wechselte, hat mittlerweile 439 Bundesliga-Spiele für die Münchener absolviert. Er ist damit Nummer zwei in der ewigen Bestenliste. Nur Torwartlegende Sepp Maier hat mit 473 öfter in der 1. Liga für den FCB gespielt. 143 Bundesliga-Tore hat Müller geschossen, dazu 53 Treffer in 142 Champions-League-Partien. Müller ist mit den Münchenern bislang elf Mal deutscher Meister geworden, hat zweimal die Champions League und etliche weitere Titel gewonnen. Da aber alte Erfolge nicht unbedingt zählen, wenn es um die nächste Startaufstellung geht, sitzt Müller unter dem neuen Bayern-Coach Thomas Tuchel nun meistens auf der Bank.

“Es ist kein Müller-Spiel”, pflegt Tuchel die Entscheidungen gegen Müller zu begründen. Zum ersten Mal hatte Müllers Versetzung auf die Bank vor dem Spiel gegen Manchester City in der Champions League Fragen aufgeworfen. Den 33 Jahre alten Routinier nicht von Beginn an zu bringen, sei auch für ihn eine “harte” Entscheidung gewesen, sagte Tuchel damals und versicherte gleichzeitig: “Jedes andere Spiel ist ein Thomas-Müller-Spiel.” Das klang schon fast wieder so, wie damals bei Van Gaal.

Das änderte sich allerdings, nachdem Müller – genau wie seine Kollegen – gegen Hoffenheim (1:1) und beim FSV Mainz 05 (1:3) zweimal hintereinander eine schwache Leistung bot und der FC Bayern drohte, die sicher geglaubte Meisterschaft im Duell mit Borussia Dortmund doch noch aus der Hand zu geben. Am vergangenen Wochenende gegen Hertha BSC und nun, am 31. Spieltag bei Werder Bremen, war Müller nicht in der Startelf und saß zunächst jeweils eine Stunde auf der Bank.

“Müller-Spiel” oder kein “Müller-Spiel”?

 

“Das sind zwei Spiele, die er von der Bank gekommen ist, und ihr Kollege fragt, ob ich das Karriereende von Thomas Müller einleite. Da müssen wir vielleicht mal das Maß halten”, beschwerte sich Tuchel nach dem Spiel beim Interview mit Sky – aber er lachte dabei, schließlich war auch ihm bewusst, was ein Verzicht auf Müller auslösen kann. “Ich habe einen Riesenrespekt vor Thomas Müller”, sagte Tuchel. “Der Respekt muss aber auch denen gegenüber gewahrt bleiben, die dann beginnen. Ich glaube, dass wir uns alle daran gewöhnen müssen, dass es solche Entscheidungen gibt, und so wie Thomas sie im Moment hinnimmt, ist es sensationell.”

Tatsächlich lebt Müller seine Rolle als Randfigur mit derselben Energie, mit der er auch auf dem Platz steht. Er feuert seine Kollegen an, klatscht alle vor dem Spiel nochmal ab und gibt ihnen letzte Ratschläge mit auf den Weg. Auch Tuchel bezieht Müller während der Spiele oft mit ein und fragt nach seiner Einschätzung. “Ich weiß, dass Thomas eine besondere Rolle einnimmt, die kriegt er auch von mir”, sagt der Trainer. “Ich hoffe auch, dass er das spürt – im Umgang und bei dem Feedback, das ich mir von ihm hole. Aber es wird sich nicht immer nur an Spielminuten messen lassen.”

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SV Werder Bremen – FC Bayern München 1:2 (0:0)

Tore: 0:1 Gnabry (62.), 0:2 Sané (72.), 1:2 Schmidt (86.)

Zuschauer: 42.100 (ausverkauft)

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