Kultur

Ruth Westheimer: Die berühmteste Sextherapeutin der Welt wird 95

Ruth Westheimer hat den Holocaust überlebt, wurde zu einer Ikone der Popkultur, ist ausgebildete Scharfschützin und Bestsellerautorin von “Sex für Dummies”.

“Wenn es um Sex geht, sind die wichtigsten sechs Zoll die zwischen den Ohren.”

“Sextoys sind eine wunderbare Sache. Zugleich sollte man sich nicht an Vibratoren gewöhnen, denn kein Penis ist in der Lage, das zu tun, was ein Vibrator kann.”

“Wenn es um Sex geht, sind die wichtigsten sechs Zoll die zwischen den Ohren.”

“Fellatio lässt sich recht einfach lernen, wenn man an einer Banane oder einem Eis am Stiel übt.”

Für Fans ist sie: “Oma Freud”

Dies sind nur einige Weisheiten der in Deutschland geborenen amerikanischen Sexualtherapeutin Dr. Ruth Westheimer, die sie im Laufe ihrer 64-jährigen Karriere verkündete. 

Ihr Erfolg kam spät, erst mit 52 Jahren. Da moderierte die Popkultur-Ikone, die am 4. Juni ihren 95. Geburtstag feiert, die Radiosendung “Sexually Speaking”..

Während ihrer zehn Jahre als Radiomoderatorin bildete sich um sie eine große Fangemeinde – unter ihnen auch zahlreiche Frauenrechtlerinnen und -rechtler sowie Menschen der LGBTQ-Gemeinschaft. Sie alle interessierten sich für ihre unverblümte Herangehensweise und ihre Ratschläge zu Themen wie dem weiblichen Orgasmus, Masturbation, Verhütung oder auch Abtreibung.

Sie besiegelte ihren Status als Spezialistin, die nicht nur ihr Handwerk verstand, sondern auch den Mut und die Sensibilität besaß, über Homosexualität, Safer Sex und AIDS-Prävention zu sprechen. Damit brach sie in den 1980er-Jahren ein Tabu.

Ihre Strahlkraft lag darin, nicht wie eine Therapeutin, sondern eher wie eine vertrauenswürdige Tante ihre Zuhörerschaft anzusprechen. So kam sie zu Spitznamen wie “Oma Freud” (eng.: “Grandma Freud”) und “Schwester Wendy der Sexualität” (engl.: “Sister Wendy of Sexuality”).

Mit ihrer Körpergröße von nur 1 Meter 40, ihrer fröhlichen Ausstrahlung sowie einem Akzent – den sie einmal als “Mischmasch aus Deutsch, Hebräisch, Schweizerisch und Französisch” charakterisierte – moderierte sie 1985 ihre eigene TV-Talkshow: “The Dr. Ruth Show”. Außerdem trat sie in Filmen, Werbespots, Fernseh-Spielshows und Sitcoms auf. Sie moderierte auch eine Reihe von Playboy-Lehrvideos mit dem Titel “Making Love” und schrieb mehr als 40 Bücher, darunter ihr Bestseller “Sex für Dummies”.

Doch Dr. Ruths Lebensfreude und unermüdlicher Schaffensdrang täuscht über die tragischen Verluste und die Trauer, die sie in ihrer Kindheit erleben musste, hinweg.

Geboren als Karola Ruth Siegel am 4. Juni 1928 in Wiesenfeld in Deutschland, lebte sie zu ihrem 10. Geburtstag mit ihren jüdisch-orthodoxen Eltern in Frankfurt am Main. Das Jahr 1933 veränderte ihr Leben. Adolf Hitler ergriff in Deutschland die Macht und brachte Terror, Vernichtungskrieg und Völkermord in die Welt. 

Am 5. Januar 1939 setzten ihre Mutter und ihre Großmutter Ruth am Frankfurter Hauptbahnhof in einen Zug, der sie in ein Waisenhaus in Heiden in der Schweiz bringen sollte.

Die Aktion war Teil eines Kindertransportprogramms, einer organisierten Rettungsaktion, die Tausende jüdischer Kinder vor Beginn des Zweiten Weltkriegs ins sichere Ausland brachte. “[Sie] winkten zum Abschied. Und das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe.” Am Ende war sie die einzige Überlebende; der Rest ihrer Familie wurde vermutlich in den Konzentrationslagern der Nazis umgebracht.

Nach dem Krieg emigrierte die 17-jährige Ruth in das damals britisch kontrollierte Palästina und wurde Mitglied einer zionistischen paramilitärischen Untergrundorganisation, der Haganah, wo sie sich zur Scharfschützin ausbilden ließ und “das Schießen lernte, indem sie sich Hitler als Ziel vorstellte”, erzählte sie im Interview mit dem britischen Magazin The Observer einmal.

1950 zog sie nach Paris, um an der Sorbonne-Universität Psychologie zu studieren und später an der New Yorker New School einen Master in Soziologie zu absolvieren. Um ihre Studiengebühren zu finanzieren, arbeitete sie als Dienstmädchen mit einem Lohn von 75 Dollar-Cent pro Stunde.

Nachdem sie in den 1960er-Jahren als Lehrerin jobbte und eine eigene Praxis für Sexualtherapie aufmachte, promovierte Ruth 1970 im Alter von 42 Jahren am Teachers College der Columbia University. Ruth Westheimer war dreimal verheiratet. Ihren dritten und letzten Ehemann, den Ingenieur und ebenfalls jüdischen Flüchtling, Manfred Westheimer, heiratete sie 1961.

Die 1997 verwitwete Mutter von zwei Kindern und vierfache Großmutter erzählte 2016 dem Hollywood Reporter: “Wenn ich mir meine vier Enkelkinder anschaue, sagte ich: Hitler hat verloren, und ich habe gewonnen.”

1995 verfasste sie gemeinsam mit Jonathan Mark das Buch “Himmlische Lust. Liebe und Sex in der jüdischen Kultur”. Darin schreibt sie zum Beispiel: “Der große Rabbi Simeon ben-Halafta nannte den Penis den großen Friedensstifter des Hauses.”

In einem Gespräch mit der New York Times im Jahr 1995 über dieses Buch sagte sie: “Ich bin in Nazi-Deutschland aufgewachsen. Und das Einzige, was ich dort gelernt habe, ist, dass man für das, was man glaubt, einstehen muss. Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben. Ich hoffe, dass es Juden und Nicht-Juden gleichermaßen lesen und jeder, der sich für das Familienleben und die Idee von ‘shalom bayit’ oder ‘Frieden im Haus’ interessiert.”

Sie fügte hinzu, dass sie sich lange gefragt habe, warum sie so offen und frei über Sex sprechen könne: “Für uns Juden war Sex nie eine Sünde.” Sie räumte jedoch ein, dass die Verbindung von Sex und heiligen Büchern nicht jedem gefalle.

Ein Mann und eine Frau sitzen auf einer Bühne und führen ein Gespräch. Im Hintergrund hinter ihnen steht Ask Dr Ruth geschrieben.
Eine lächelnde Frau in einem blau-roten Oberteil hält ein Buch mit dem Titel Sex for Dummies.
Eine Gruppe lachender Menschen - die meisten mit Kameras in der Hand - mit einer älteren Frau in der ersten Reihe mit einer rotgeränderten Brille.

“Wenn es um Sex geht, sind die wichtigsten sechs Zoll die zwischen den Ohren.”

“Sextoys sind eine wunderbare Sache. Zugleich sollte man sich nicht an Vibratoren gewöhnen, denn kein Penis ist in der Lage, das zu tun, was ein Vibrator kann.”

Für Fans ist sie: “Oma Freud”

“Fellatio lässt sich recht einfach lernen, wenn man an einer Banane oder einem Eis am Stiel übt.”

Dies sind nur einige Weisheiten der in Deutschland geborenen amerikanischen Sexualtherapeutin Dr. Ruth Westheimer, die sie im Laufe ihrer 64-jährigen Karriere verkündete. 

Ihr Erfolg kam spät, erst mit 52 Jahren. Da moderierte die Popkultur-Ikone, die am 4. Juni ihren 95. Geburtstag feiert, die Radiosendung “Sexually Speaking”..

Während ihrer zehn Jahre als Radiomoderatorin bildete sich um sie eine große Fangemeinde – unter ihnen auch zahlreiche Frauenrechtlerinnen und -rechtler sowie Menschen der LGBTQ-Gemeinschaft. Sie alle interessierten sich für ihre unverblümte Herangehensweise und ihre Ratschläge zu Themen wie dem weiblichen Orgasmus, Masturbation, Verhütung oder auch Abtreibung.

“Hitler hat verloren, und ich habe gewonnen”

Sie besiegelte ihren Status als Spezialistin, die nicht nur ihr Handwerk verstand, sondern auch den Mut und die Sensibilität besaß, über Homosexualität, Safer Sex und AIDS-Prävention zu sprechen. Damit brach sie in den 1980er-Jahren ein Tabu.

Gott ist der ultimative Sexualtherapeut

Ihre Strahlkraft lag darin, nicht wie eine Therapeutin, sondern eher wie eine vertrauenswürdige Tante ihre Zuhörerschaft anzusprechen. So kam sie zu Spitznamen wie “Oma Freud” (eng.: “Grandma Freud”) und “Schwester Wendy der Sexualität” (engl.: “Sister Wendy of Sexuality”).

Mit ihrer Körpergröße von nur 1 Meter 40, ihrer fröhlichen Ausstrahlung sowie einem Akzent – den sie einmal als “Mischmasch aus Deutsch, Hebräisch, Schweizerisch und Französisch” charakterisierte – moderierte sie 1985 ihre eigene TV-Talkshow: “The Dr. Ruth Show”. Außerdem trat sie in Filmen, Werbespots, Fernseh-Spielshows und Sitcoms auf. Sie moderierte auch eine Reihe von Playboy-Lehrvideos mit dem Titel “Making Love” und schrieb mehr als 40 Bücher, darunter ihr Bestseller “Sex für Dummies”.

Doch Dr. Ruths Lebensfreude und unermüdlicher Schaffensdrang täuscht über die tragischen Verluste und die Trauer, die sie in ihrer Kindheit erleben musste, hinweg.

“Besorg’s dir” und andere wichtige Gedanken

Geboren als Karola Ruth Siegel am 4. Juni 1928 in Wiesenfeld in Deutschland, lebte sie zu ihrem 10. Geburtstag mit ihren jüdisch-orthodoxen Eltern in Frankfurt am Main. Das Jahr 1933 veränderte ihr Leben. Adolf Hitler ergriff in Deutschland die Macht und brachte Terror, Vernichtungskrieg und Völkermord in die Welt. 

Am 5. Januar 1939 setzten ihre Mutter und ihre Großmutter Ruth am Frankfurter Hauptbahnhof in einen Zug, der sie in ein Waisenhaus in Heiden in der Schweiz bringen sollte.

Auch kontroverse Meinungen

Die Aktion war Teil eines Kindertransportprogramms, einer organisierten Rettungsaktion, die Tausende jüdischer Kinder vor Beginn des Zweiten Weltkriegs ins sichere Ausland brachte. “[Sie] winkten zum Abschied. Und das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe.” Am Ende war sie die einzige Überlebende; der Rest ihrer Familie wurde vermutlich in den Konzentrationslagern der Nazis umgebracht.

Nach dem Krieg emigrierte die 17-jährige Ruth in das damals britisch kontrollierte Palästina und wurde Mitglied einer zionistischen paramilitärischen Untergrundorganisation, der Haganah, wo sie sich zur Scharfschützin ausbilden ließ und “das Schießen lernte, indem sie sich Hitler als Ziel vorstellte”, erzählte sie im Interview mit dem britischen Magazin The Observer einmal.

Schwarz-weißes Bild eines Mannes und einer Frau, die nebeneinander sitzen. Der Mann hält ein aufgeschlagenes Buch in seiner Hand. Auf dem Umschlag steht United States of America vs. Sex.

1950 zog sie nach Paris, um an der Sorbonne-Universität Psychologie zu studieren und später an der New Yorker New School einen Master in Soziologie zu absolvieren. Um ihre Studiengebühren zu finanzieren, arbeitete sie als Dienstmädchen mit einem Lohn von 75 Dollar-Cent pro Stunde.

Nachdem sie in den 1960er-Jahren als Lehrerin jobbte und eine eigene Praxis für Sexualtherapie aufmachte, promovierte Ruth 1970 im Alter von 42 Jahren am Teachers College der Columbia University. Ruth Westheimer war dreimal verheiratet. Ihren dritten und letzten Ehemann, den Ingenieur und ebenfalls jüdischen Flüchtling, Manfred Westheimer, heiratete sie 1961.

Die 1997 verwitwete Mutter von zwei Kindern und vierfache Großmutter erzählte 2016 dem Hollywood Reporter: “Wenn ich mir meine vier Enkelkinder anschaue, sagte ich: Hitler hat verloren, und ich habe gewonnen.”

1995 verfasste sie gemeinsam mit Jonathan Mark das Buch “Himmlische Lust. Liebe und Sex in der jüdischen Kultur”. Darin schreibt sie zum Beispiel: “Der große Rabbi Simeon ben-Halafta nannte den Penis den großen Friedensstifter des Hauses.”

In einem Gespräch mit der New York Times im Jahr 1995 über dieses Buch sagte sie: “Ich bin in Nazi-Deutschland aufgewachsen. Und das Einzige, was ich dort gelernt habe, ist, dass man für das, was man glaubt, einstehen muss. Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben. Ich hoffe, dass es Juden und Nicht-Juden gleichermaßen lesen und jeder, der sich für das Familienleben und die Idee von ‘shalom bayit’ oder ‘Frieden im Haus’ interessiert.”

Sie fügte hinzu, dass sie sich lange gefragt habe, warum sie so offen und frei über Sex sprechen könne: “Für uns Juden war Sex nie eine Sünde.” Sie räumte jedoch ein, dass die Verbindung von Sex und heiligen Büchern nicht jedem gefalle.

Die New York Times stellte fest, das sie im Buch “Himmlische Lust” unter anderem explizite Passagen aus der Thora, dem Talmud und anderen religiösen Quellen zitiert, um die These zu untermauern, dass “Gott der ultimative Sexualtherapeut” und dass die Bibel der “weiseste Leitfaden für Sex, der je geschrieben wurde” ist.

Ruth Westheimer hat immer betont, sie spreche nicht über Sex “um zu schockieren, sondern um zu erziehen”. Die einzige Frage, die sie jemals verblüfft habe, war die nach Sex mit Tieren, auf die sie antwortete: “Ich bin keine Tierärztin.”

Ruth Westheimer hat immer betont, sie spreche nicht über Sex “um zu schockieren, sondern um zu erziehen”. Die einzige Frage, die sie jemals verblüfft habe, war die nach Sex mit Tieren, auf die sie antwortete: “Ich bin keine Tierärztin.”

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