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Was ist Klimafinanzierung und wie funktioniert sie?

Bei der Weltklimakonferenz in Ägypten geht es vor allem um finanzielle Hilfen für ärmere Länder. Nur so können sie sich an die Klimaerwärmung anpassen und Schäden abmildern.

Geld und Gerechtigkeit stehen dieses Jahr im Zentrum der Klimaverhandlungen in Ägypten. Länder mit niedrigem Einkommen, die kaum zur Erderwärmung beigetragen haben, drängen reichere Länder, Finanzmittel für eine klimafreundliche Zukunft bereitzustellen und Schäden der Klimakrise zu zahlen.

“Wir sind diejenigen, deren Blut, Schweiß und Tränen die industrielle Revolution bezahlt haben”, so Mia Mottley, die Premierministerin des Inselstaats Barbados, zu den anwesenden Staatschefs bei der Weltklimakonferenz COP27  .

Geld und Gerechtigkeit stehen dieses Jahr im Zentrum der Klimaverhandlungen in Ägypten. Länder mit niedrigem Einkommen, die kaum zur Erderwärmung beigetragen haben, drängen reichere Länder, Finanzmittel für eine klimafreundliche Zukunft bereitzustellen und Schäden der Klimakrise zu zahlen.

“Müssen wir deshalb jetzt die doppelte Last für die Treibhausgase der industriellen Revolution tragen?”

Grüner Klimafond für am meisten betroffene Länder

Ärmere Länder besonders im globalen Süden werden künftig mehrere Billionen Dollar pro Jahr benötigen, das zeigt ein neuer Bericht, beauftragt von Ägypten und dem Vereinigtem Königreich, dem aktuellen und vorherigen Gastgeber der Klimakonferenz.

Das Geld brauchen die Länder einerseits, um Emissionen zu reduzieren und sich an extreme Dürren, Hochwasser und Stürme in einer wärmeren Welt anzupassen, andererseits um die entstehenden Schäden bezahlen zu können. Die bisher zusagte Mittel sind bei weitem nicht ausreichend.

Reiche Länder hatten versprochen, zwischen 2020 und 2030 jährlich 100 Milliarden Dollar bereitzustellen. Doch das ist bisher nicht geschehen. Ein höheres Finanzierungsziel bis 2025 ist eines der Verhandlungsthemen in Ägypten. Doch wo genau soll das Geld herkommen? 

Der Grüne Klimafonds (Green Climate Fund/GCF) ist eine Möglichkeit, die 100 Milliarden für vom Klimawandel besonders betroffene Länder bereitzustellen. Er wurde eingerichtet, um Ländern bei der Energiewende zu helfen und Projekte zur Anpassung an einen wärmeren Planeten zu finanzieren. Damit können etwa dürreresistente Samen an Bauern finanziert werden, oder das Anlegen von kühlenden Grünflächen, damit Städte Hitzewellen besser bewältigen. 

Private Unternehmen, öffentliche Institutionen oder Organisationen der Zivilgesellschaft müssen beim GCF akkreditiert sein, um sich für die Finanzierung zu bewerben. Der Fond selbst bekommt sein Geld aus öffentlichen Mitteln und vom Privatsektor.

Angesichts der riesigen Summen, die benötigt werden, müssen für solche Fonds auch die enormen finanziellen Ressourcen des Privatsektors angezapft werden. UN-Experten haben eine Liste mit Projekten im Wert von 120 Mrd. USD veröffentlicht, die von Investoren unterstützt werden könnten, darunter Projekte für nachhaltige Energie und Landwirtschaft.

Soche Finanzhilfen können sowohl für die Unternehmen als auch für die vom Klimawandel betroffenen Menschen sinnvoll sein, sagt Jyotsna Puri vom Internationalen Fond für Landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), einer Einrichtung der Vereinten Nationen in Rom. Sie arbeitet an Armutsbekämpfung in ländlichen Regionen.

Das funktioniere, wenn Unternehmen sich etwa mit solchen Beiträgen auch selber öffentlich vermarkten könnten, beispielsweise “dank unseres Projektes haben wir die Resilienz der Region um 20 Prozent erhöht”, so Puri gegenüber der DW.

Viele einkommensschwache Länder hoffen auch darauf, über den Markt für sogenannte Emissionsgutschriften (Carbon Credits) an Gelder zu kommen. Der kenianische Präsident William Ruto kündigte auf der Weltklimakonferenz an, dass solche CO2-Gutschriften der nächste große Exportschlager seines Landes sein werden. 

Unternehmen oder Länder können Emissionsgutschriften kaufen, um die von ihnen ausgestoßenen Treibhausgase auszugleichen. Das Geld wird dann in Projekte wie Wind- oder Solarparks oder den Schutz von Kohlenstoffsenken wie Torfmooren oder Wäldern investiert.

Zwar können laut einem weiteren UN-Bericht Emissionsgutschriften einkommensschwachen Ländern helfen, Geld für den Klimaschutz zu beschaffen. Doch sollten das nicht dazu führen, dass die Käufer sich dauerhaft mit Zertifikaten eindecken, statt ihre eigenen Emissionen zu reduzieren. Und sie sind kein Patentrezept. 

“Der freiwillige Kohlenstoffmarkt wird, wie jeder andere Finanzierungsmechanismus auf der COP27, nicht die magische Lösung für die Anpassung an den Klimawandel sein und alle notwendigen Finanzmittel bereitstellen”, sagte Owen Hewlett, Chief Technical Officer bei der Gold Standard Foundation, einer zivilgesellschaftlichen Organisation für freiwillige Kohlenstoffmärkte.  

Besonders gefährdete und einkommensschwache Länder plädieren seit Langem für einen speziellen Fonds für Schäden und Verluste (Loss and Damage), der ihnen helfen soll, für Schäden durch den Klimawandel aufzukommen, beispielsweise wenn Hochwasser ein Dorf zerstört oder Dürre die Ernte und Lebensgrundlage der Menschen vernichtet. 

“Verluste und Schäden sind kein abstraktes Thema, über das man endlos diskutieren kann”, so der kenianische Präsident William Ruto auf der Klimakonferenz. 

“Es ist unsere tägliche Erfahrung und der reale Alptraum für Millionen Kenianer und Hunderte von Millionen Afrikanern.”

Die reicheren Industriestaaten haben sich bisher gegen die Idee gesträubt, einen speziellen Fonds für Verluste und Schäden einzurichten, weil sie befürchten, dass sie dadurch mit hohen Summen belastet werden könnten. Doch in diesem Jahr wurde das Thema zum ersten Mal auf die offizielle Agenda der Klimaverhandlungen gesetzt. 

Einige sehen den Fonds als eine Art Reparationszahlung von Industrieländern, die ihre Wirtschaft seit Jahren mit dem Verbrennen von Kohle Öl und Gas auf Kosten anderer Länder entwickelt haben, die nur wenig zum Klimawandel beigetragen haben. 

Demonstration in Sharm el-Schech, Afrikanerinnen stehen mit Plakaten vor einem Gebäude
Mann steht vor einem großen Solarpark in der ägyptischen Wüste

Geld und Gerechtigkeit stehen dieses Jahr im Zentrum der Klimaverhandlungen in Ägypten. Länder mit niedrigem Einkommen, die kaum zur Erderwärmung beigetragen haben, drängen reichere Länder, Finanzmittel für eine klimafreundliche Zukunft bereitzustellen und Schäden der Klimakrise zu zahlen.

“Wir sind diejenigen, deren Blut, Schweiß und Tränen die industrielle Revolution bezahlt haben”, so Mia Mottley, die Premierministerin des Inselstaats Barbados, zu den anwesenden Staatschefs bei der Weltklimakonferenz COP27  .

Grüner Klimafond für am meisten betroffene Länder

“Müssen wir deshalb jetzt die doppelte Last für die Treibhausgase der industriellen Revolution tragen?”

Ärmere Länder besonders im globalen Süden werden künftig mehrere Billionen Dollar pro Jahr benötigen, das zeigt ein neuer Bericht, beauftragt von Ägypten und dem Vereinigtem Königreich, dem aktuellen und vorherigen Gastgeber der Klimakonferenz.

Das Geld brauchen die Länder einerseits, um Emissionen zu reduzieren und sich an extreme Dürren, Hochwasser und Stürme in einer wärmeren Welt anzupassen, andererseits um die entstehenden Schäden bezahlen zu können. Die bisher zusagte Mittel sind bei weitem nicht ausreichend.

Reiche Länder hatten versprochen, zwischen 2020 und 2030 jährlich 100 Milliarden Dollar bereitzustellen. Doch das ist bisher nicht geschehen. Ein höheres Finanzierungsziel bis 2025 ist eines der Verhandlungsthemen in Ägypten. Doch wo genau soll das Geld herkommen? 

Wie steht es um freiwillige Emissionsmärkte?

Der Grüne Klimafonds (Green Climate Fund/GCF) ist eine Möglichkeit, die 100 Milliarden für vom Klimawandel besonders betroffene Länder bereitzustellen. Er wurde eingerichtet, um Ländern bei der Energiewende zu helfen und Projekte zur Anpassung an einen wärmeren Planeten zu finanzieren. Damit können etwa dürreresistente Samen an Bauern finanziert werden, oder das Anlegen von kühlenden Grünflächen, damit Städte Hitzewellen besser bewältigen. 

Reparationszahlungen für Klima-Schäden und Verluste

Private Unternehmen, öffentliche Institutionen oder Organisationen der Zivilgesellschaft müssen beim GCF akkreditiert sein, um sich für die Finanzierung zu bewerben. Der Fond selbst bekommt sein Geld aus öffentlichen Mitteln und vom Privatsektor.

Angesichts der riesigen Summen, die benötigt werden, müssen für solche Fonds auch die enormen finanziellen Ressourcen des Privatsektors angezapft werden. UN-Experten haben eine Liste mit Projekten im Wert von 120 Mrd. USD veröffentlicht, die von Investoren unterstützt werden könnten, darunter Projekte für nachhaltige Energie und Landwirtschaft.

Soche Finanzhilfen können sowohl für die Unternehmen als auch für die vom Klimawandel betroffenen Menschen sinnvoll sein, sagt Jyotsna Puri vom Internationalen Fond für Landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), einer Einrichtung der Vereinten Nationen in Rom. Sie arbeitet an Armutsbekämpfung in ländlichen Regionen.

Tausch, Schuldenerlass gegen Klimaschutz?

Das funktioniere, wenn Unternehmen sich etwa mit solchen Beiträgen auch selber öffentlich vermarkten könnten, beispielsweise “dank unseres Projektes haben wir die Resilienz der Region um 20 Prozent erhöht”, so Puri gegenüber der DW.

Viele einkommensschwache Länder hoffen auch darauf, über den Markt für sogenannte Emissionsgutschriften (Carbon Credits) an Gelder zu kommen. Der kenianische Präsident William Ruto kündigte auf der Weltklimakonferenz an, dass solche CO2-Gutschriften der nächste große Exportschlager seines Landes sein werden. 

Unternehmen oder Länder können Emissionsgutschriften kaufen, um die von ihnen ausgestoßenen Treibhausgase auszugleichen. Das Geld wird dann in Projekte wie Wind- oder Solarparks oder den Schutz von Kohlenstoffsenken wie Torfmooren oder Wäldern investiert.

Zwar können laut einem weiteren UN-Bericht Emissionsgutschriften einkommensschwachen Ländern helfen, Geld für den Klimaschutz zu beschaffen. Doch sollten das nicht dazu führen, dass die Käufer sich dauerhaft mit Zertifikaten eindecken, statt ihre eigenen Emissionen zu reduzieren. Und sie sind kein Patentrezept. 

Verhungerte Tiere in der roten ausgetrockneten kenianischen Savanne

“Der freiwillige Kohlenstoffmarkt wird, wie jeder andere Finanzierungsmechanismus auf der COP27, nicht die magische Lösung für die Anpassung an den Klimawandel sein und alle notwendigen Finanzmittel bereitstellen”, sagte Owen Hewlett, Chief Technical Officer bei der Gold Standard Foundation, einer zivilgesellschaftlichen Organisation für freiwillige Kohlenstoffmärkte.  

Besonders gefährdete und einkommensschwache Länder plädieren seit Langem für einen speziellen Fonds für Schäden und Verluste (Loss and Damage), der ihnen helfen soll, für Schäden durch den Klimawandel aufzukommen, beispielsweise wenn Hochwasser ein Dorf zerstört oder Dürre die Ernte und Lebensgrundlage der Menschen vernichtet. 

“Verluste und Schäden sind kein abstraktes Thema, über das man endlos diskutieren kann”, so der kenianische Präsident William Ruto auf der Klimakonferenz. 

“Es ist unsere tägliche Erfahrung und der reale Alptraum für Millionen Kenianer und Hunderte von Millionen Afrikanern.”

Die reicheren Industriestaaten haben sich bisher gegen die Idee gesträubt, einen speziellen Fonds für Verluste und Schäden einzurichten, weil sie befürchten, dass sie dadurch mit hohen Summen belastet werden könnten. Doch in diesem Jahr wurde das Thema zum ersten Mal auf die offizielle Agenda der Klimaverhandlungen gesetzt. 

Einige sehen den Fonds als eine Art Reparationszahlung von Industrieländern, die ihre Wirtschaft seit Jahren mit dem Verbrennen von Kohle Öl und Gas auf Kosten anderer Länder entwickelt haben, die nur wenig zum Klimawandel beigetragen haben. 

Der Fonds sollte nicht als Entwicklungshilfe betrachtet werden, sagte Emem Okon, Geschäftsführerin des nigerianischen Kebetkache Women Development and Resource Centre, einer gemeinnützigen Organisation zur Unterstützung von Frauen. 

“Die reichen Länder müssen Afrika, den Gemeinden vor Ort, das zurückgeben, was sie ihnen genommen haben”, so Okon auf der Klimakonferenz im DW-Interview.  

“Die reichen Länder müssen Afrika, den Gemeinden vor Ort, das zurückgeben, was sie ihnen genommen haben”, so Okon auf der Klimakonferenz im DW-Interview.  

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