Der Zusammenbruch religiöser Führer im Iran: Verlieren sie das Vertrauen der Menschen?
Neben dem obersten religiösen Führer waren sie in all den Jahren auch im Präsidentenamt, im Premierminister (bis zur Verfassungsänderung), im Präsidentenamt des Obersten Gerichtshofs und in Hunderten anderer wichtiger Positionen vertreten.
Allerdings beobachten wir, dass die Rolle des Klerus in Politik und Gesellschaft in den letzten Jahren abgenommen hat.
Dieser Mangel an Vertrauen wurde noch deutlicher bei den groß angelegten Protesten, die 2022 nach dem Tod von Mahsa Amini auf der Polizeistation und der „Abnahme der Kopftücher“ von Dutzenden Geistlichen begannen.
Demonstranten schlugen den Geistlichen auf ihre Kopftücher, um sie zu demütigen und zu verspotten, und filmten dies auf Video.
Auch bei den letzten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen war Unzufriedenheit zu beobachten.
Mustafa Purmohammadi, der einzige geistliche Kandidat, der bei der Präsidentschaftswahl zugelassen wurde, erhielt nicht genügend Stimmen.
Wie der frühere Präsident Ibrahim Raisi, der bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam, war Pourmohammadi in den 1980er Jahren Mitglied der „Liga des Todes“ und wird beschuldigt, außergerichtliche Hinrichtungen politischer Gefangener angeordnet zu haben.
Nach seiner schweren Wahlniederlage betonte Purmohammadi, dass dieses Ergebnis für ihn nicht unerwartet gekommen sei und er im Voraus gewusst habe, dass es „unmöglich“ sei, viele Stimmen zu bekommen.
Stimmt es, dass die Rolle des Klerus in der Gesellschaft im Iran abnimmt? Wenn Geistliche nicht gewählt werden, wer kann sie ersetzen?
Auf Anraten von Ayatollah Khomeini, dem ersten postrevolutionären Führer Irans, nahm keiner der Geistlichen an den Präsidentschaftswahlen im Februar 1980 teil.
Allerdings waren sie im ersten Parlament nach der Revolution mit 164 Personen vertreten.
In den folgenden Jahren standen sie stets dem Gericht und dem Geheimdienstministerium vor.
Darüber hinaus bestehen die Mitglieder der Expertenversammlung, die den religiösen Führer wählt und seine Aktivitäten überwacht, nur aus Geistlichen.
Sechs der zwölf Mitglieder des Wächterrats, der die Verfassung auslegt, Wahlen überwacht und Kandidaten genehmigt, sind Geistliche.
