Antisemitismus in Zeiten des Ukraine-Kriegs
Gibt es einen Link zwischen Wladimir Putins Ideologie und Judenhass in Deutschland? Die Amadeu Antonio Stiftung hat dazu eine klare Meinung und kritisiert im Lagebild Antisemitismus auch die Medien.
“Hitler-Putin-Vergleiche ist man fast schon gewöhnt”, sagt Nikolas Lelle und hält gerade diese Gewöhnung für bedenklich, ja gefährlich. Denn der Antisemitismus-Experte der Amadeu Antonio Stiftung erkennt darin ein ständig wiederkehrendes Muster von Relativierungen des Nationalsozialismus’ oder gar Gleichsetzungen. Beispiele dafür finden sich in einem Lagebild, das die zivilgesellschaftliche Organisation in Berlin vorgestellt hat.
Unter dem Titel “Antisemitismus und Ukraine-Krieg” wird darin ein weiter Bogen gespannt – vom Umgang mit Sprache, über Demonstrationen von “Querdenkern” bis zum Überfall Russlands auf sein Nachbarland. Das Autoren-Team versteht seine Bestandsaufnahme als Ergänzung zu staatlichen Lagebildern, “um Antisemitismus als gesamtgesellschaftliches Problem deutlich zu machen.” Dabei gehe es auch darum, “jüdische Perspektiven mitzudenken”.
“Hitler-Putin-Vergleiche ist man fast schon gewöhnt”, sagt Nikolas Lelle und hält gerade diese Gewöhnung für bedenklich, ja gefährlich. Denn der Antisemitismus-Experte der Amadeu Antonio Stiftung erkennt darin ein ständig wiederkehrendes Muster von Relativierungen des Nationalsozialismus’ oder gar Gleichsetzungen. Beispiele dafür finden sich in einem Lagebild, das die zivilgesellschaftliche Organisation in Berlin vorgestellt hat.
Was denkt wohl ein ukrainisches Holocaust-Opfer – gibt die Amadeu Antonio Stiftung zu bedenken -, das Adolf Hitlers Vernichtungskrieg überlebt hat und nach Wladimir Putins Angriffskrieg Schutz in Deutschland findet? Sind das wirklich “erstaunliche Parallelen zwischen damals und heute”, wie der “Spiegel” schreibt? Und die “Zeit” titelte: “Was Putin mit Hitler verbindet”. Für die Amadeu Antonio Stiftung geht das zu weit, sie hält Hitler-Vergleiche oder sprachliche Anlehnungen an den NS-Vernichtungskrieg für “shoah-relativierend und damit antisemitisch”.
Titel im Wochenblatt: “Was Putin mit Hitler verbindet”
Das gilt aus Nikolas Lelles Sicht erst recht für die russische Propaganda, um den als “Spezialoperation” bezeichneten Überfall auf die Ukraine zu rechtfertigen. Präsident Wladimir Putin spricht von einer “Entnazifizierung” und Außenminister Sergej Lawrow bezeichnet die Wirtschaftssanktionen gegen sein Land als “totalen hybriden Krieg”. Eine Anspielung auf die Durchhalte-Rede, die Hitlers Propaganda-Minister Joseph Goebbels während des Zweiten Weltkriegs im Berliner Sportpalast gehalten hat.
Auch der von den Nazis eingeführte gelbe Stern, den alle jüdischen Menschen tragen mussten, spielt im Umfeld des Ukraine-Kriegs eine Rolle. Bei einem Pro-Putin-Autokorso in Berlin war der stigmatisierende Stern mit der Inschrift “Russe” zu sehen. Das Lagebild der Antonio Amadeu Stiftung weist daraufhin, dass schon zuvor auf Demonstrationen gegen die staatliche Corona-Politik Leute mit einem gelben Stern und dem Wort “ungeimpft” zu sehen gewesen seien und kritisiert auch antisemitische Parolen und Symbole auf der jährlichen sogenannten “Revolutionären 1. Mai” Demonstration in Berlin von überwiegend linken Gruppierungen.
Tahera Ameer, Vorstandmitglied der Amadeu Antonio Stiftung, kritisiert das als “perfide Täter-Opfer-Umkehr, mit der am Ende sowohl im Krieg als auch auf unseren Straßen Gewalt gerechtfertigt wird”. Die vermeintlich Unterdrückten erweckten den Eindruck, sich gegen die Übermacht wehren zu müssen. “Egal, ob es die NATO ist, die Bundesregierung oder der Staat Israel.”
Was die vielen Facetten des Antisemitismus innerhalb und außerhalb Deutschlands vor allem unter Holocaust-Überlebenden auslöst, weiß Aron Schuster sehr genau. Der Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland hat nach dem Beginn des Ukraine-Krieges etwa 100 Überlebende nach Deutschland geholt. “Dass sie nun ausgerechnet hier Schutz finden, ist für viele vorher unvorstellbar gewesen.” Schuster sieht darin aber auch ein “Zeichen der Hoffnung” – wegen der großen Hilfsbereitschaft, die den aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen in deutschen Altenheimen entgegengebracht werde.
Für Boris Romantschenko kam allerdings jede Hilfe zu spät. Der 96-Jährige hatte in der Nazi-Zeit die Konzentrationslager Buchenwald, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen überlebt. Am 18. März 2022 kam er bei einem russischen Bombenangriff in Charkiw ums Leben. Er wurde ein Opfer des von Russlands Präsident Wladimir Putin als “Spezialoperation” bezeichneten Krieges – im Namen einer angeblichen “Entnazifizierung” der Ukraine.
“Hitler-Putin-Vergleiche ist man fast schon gewöhnt”, sagt Nikolas Lelle und hält gerade diese Gewöhnung für bedenklich, ja gefährlich. Denn der Antisemitismus-Experte der Amadeu Antonio Stiftung erkennt darin ein ständig wiederkehrendes Muster von Relativierungen des Nationalsozialismus’ oder gar Gleichsetzungen. Beispiele dafür finden sich in einem Lagebild, das die zivilgesellschaftliche Organisation in Berlin vorgestellt hat.
Unter dem Titel “Antisemitismus und Ukraine-Krieg” wird darin ein weiter Bogen gespannt – vom Umgang mit Sprache, über Demonstrationen von “Querdenkern” bis zum Überfall Russlands auf sein Nachbarland. Das Autoren-Team versteht seine Bestandsaufnahme als Ergänzung zu staatlichen Lagebildern, “um Antisemitismus als gesamtgesellschaftliches Problem deutlich zu machen.” Dabei gehe es auch darum, “jüdische Perspektiven mitzudenken”.
Titel im Wochenblatt: “Was Putin mit Hitler verbindet”
Was denkt wohl ein ukrainisches Holocaust-Opfer – gibt die Amadeu Antonio Stiftung zu bedenken -, das Adolf Hitlers Vernichtungskrieg überlebt hat und nach Wladimir Putins Angriffskrieg Schutz in Deutschland findet? Sind das wirklich “erstaunliche Parallelen zwischen damals und heute”, wie der “Spiegel” schreibt? Und die “Zeit” titelte: “Was Putin mit Hitler verbindet”. Für die Amadeu Antonio Stiftung geht das zu weit, sie hält Hitler-Vergleiche oder sprachliche Anlehnungen an den NS-Vernichtungskrieg für “shoah-relativierend und damit antisemitisch”.
Das gilt aus Nikolas Lelles Sicht erst recht für die russische Propaganda, um den als “Spezialoperation” bezeichneten Überfall auf die Ukraine zu rechtfertigen. Präsident Wladimir Putin spricht von einer “Entnazifizierung” und Außenminister Sergej Lawrow bezeichnet die Wirtschaftssanktionen gegen sein Land als “totalen hybriden Krieg”. Eine Anspielung auf die Durchhalte-Rede, die Hitlers Propaganda-Minister Joseph Goebbels während des Zweiten Weltkriegs im Berliner Sportpalast gehalten hat.
Auch der von den Nazis eingeführte gelbe Stern, den alle jüdischen Menschen tragen mussten, spielt im Umfeld des Ukraine-Kriegs eine Rolle. Bei einem Pro-Putin-Autokorso in Berlin war der stigmatisierende Stern mit der Inschrift “Russe” zu sehen. Das Lagebild der Antonio Amadeu Stiftung weist daraufhin, dass schon zuvor auf Demonstrationen gegen die staatliche Corona-Politik Leute mit einem gelben Stern und dem Wort “ungeimpft” zu sehen gewesen seien und kritisiert auch antisemitische Parolen und Symbole auf der jährlichen sogenannten “Revolutionären 1. Mai” Demonstration in Berlin von überwiegend linken Gruppierungen.
Tahera Ameer, Vorstandmitglied der Amadeu Antonio Stiftung, kritisiert das als “perfide Täter-Opfer-Umkehr, mit der am Ende sowohl im Krieg als auch auf unseren Straßen Gewalt gerechtfertigt wird”. Die vermeintlich Unterdrückten erweckten den Eindruck, sich gegen die Übermacht wehren zu müssen. “Egal, ob es die NATO ist, die Bundesregierung oder der Staat Israel.”
Sergej Lawrows Anspielung auf Joseph Goebbels
Was die vielen Facetten des Antisemitismus innerhalb und außerhalb Deutschlands vor allem unter Holocaust-Überlebenden auslöst, weiß Aron Schuster sehr genau. Der Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland hat nach dem Beginn des Ukraine-Krieges etwa 100 Überlebende nach Deutschland geholt. “Dass sie nun ausgerechnet hier Schutz finden, ist für viele vorher unvorstellbar gewesen.” Schuster sieht darin aber auch ein “Zeichen der Hoffnung” – wegen der großen Hilfsbereitschaft, die den aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen in deutschen Altenheimen entgegengebracht werde.
“Perfide Täter-Opfer-Umkehr”
Für Boris Romantschenko kam allerdings jede Hilfe zu spät. Der 96-Jährige hatte in der Nazi-Zeit die Konzentrationslager Buchenwald, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen überlebt. Am 18. März 2022 kam er bei einem russischen Bombenangriff in Charkiw ums Leben. Er wurde ein Opfer des von Russlands Präsident Wladimir Putin als “Spezialoperation” bezeichneten Krieges – im Namen einer angeblichen “Entnazifizierung” der Ukraine.