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Russische Soldatenmutter: “Es ist ein Blutbad”

Der 26-jährige russische Zeitsoldat Jewgenij ist in den ersten Tagen des Kriegs beim Angriff auf den ukrainischen Flugplatz Hostomel bei Kiew umgekommen. Seine Mutter rechtfertigt trotzdem Russlands Vorgehen.

Am 24. Februar begann Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wladimir Putin bezeichnet ihn jedoch als “spezielle Militäroperation im Donbass”. Auch russische Soldaten sterben in diesem Krieg. Oftmals wussten sie und ihre Familienangehörigen offenbar bis zuletzt nicht, wohin sie geschickt werden würden.

Seit Kriegsbeginn vor gut einem Monat hat das russische Verteidigungsministerium nur zweimal über Gefallene berichtet. Demnach seien mit Stand vom 25. März 1351 russische Soldaten in der Ukraine getötet worden. In Wirklichkeit könnten es aber zwischen 7000 und 15.000 sein, schreibt die “Washington Post” und beruft sich dabei auf einen hochrangigen NATO-Vertreter. Die russische Zeitung “Komsomolskaja Prawda” meldete am 20. März unter Berufung auf das Verteidigungsministerium 9861 Tote, löschte aber am nächsten Tag den Artikel mit der Begründung, es habe sich um eine Hacker-Attacke gehandelt.

Am 24. Februar begann Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wladimir Putin bezeichnet ihn jedoch als “spezielle Militäroperation im Donbass”. Auch russische Soldaten sterben in diesem Krieg. Oftmals wussten sie und ihre Familienangehörigen offenbar bis zuletzt nicht, wohin sie geschickt werden würden.

Der russische Zeitsoldat Jewgenij, im Rang eines Oberfeldwebels, starb in den ersten Kriegstagen in der Nähe von Kiew. Der 26-Jährige hatte noch nie an Kampfhandlungen teilgenommen. 

Seine Mutter Natalja (Name geändert) hat ihren Sohn verloren – dennoch rechtfertigt sie die russische Invasion in der Ukraine. Allerdings findet Natalja, dass es sich um einen richtigen Krieg und nicht um eine “Spezialoperation” handelt.

Die DW hat sich entschieden, ein Interview mit ihr als Erfahrungsbericht einer Mutter zu veröffentlichen, die ihren Sohn in dem von Russland geführten Krieg gegen die Ukraine verloren hat. 

Die Protagonistin des Interviews macht Aussagen über die Ursachen des Krieges, die dem gegenwärtigen Stand der Dinge widersprechen. Aber die DW hat sich entschieden, sie im Text zu belassen. Diese Aussagen beweisen deutlich die langjährige Arbeit der russischen staatlichen Propaganda.

DW: Natalja, wie fühlen Sie sich?

Natalja: Es ist sehr hart, es tut sehr weh. Aber ich kann nichts dafür, keiner wird mir meinen Sohn zurückgeben.

Wie wurde Jewgenij Zeitsoldat?

Unmittelbar nach den Prüfungen 2014 ging er zur Armee. Er kam zu einer Spezialeinheit des Militärnachrichtendienstes GRU. Schon damals bot man ihm einen Vertrag an. Irgendwie habe ich ihn davon abgebracht, schließlich bedeutete dies Einsätze in Krisenherden.

Dann bewarb er sich bei der Polizei und arbeitete währenddessen für einen Sicherheitsdienst. Doch der Job missfiel ihm und er versuchte es dann doch mit jenem Vertrag. Man nahm ihn sofort und uns blieb nur ein Abend zur Verabschiedung. Jewgenij diente in der Nationalgarde. Es gefiel ihm sehr und er wurde Gruppenleiter. Er löste in Moskau Demonstrationen auf.

2017 bekam er einen Sohn. Seine Frau kennt er noch aus der Zeit beim Sicherheitsdienst. Sie zog zu ihm nach Moskau, wo sie heirateten.

Wie begann die Geschichte mit der Ukraine?

Es war Ende Januar, um den 25. und 26. herum. Mein Sohn rief an und sagte, sie würden nach Smolensk geschickt (eine Stadt im Westen Russlands, rund 80 Kilometer von der Grenze mit Belarus Anm. d. Red.) zu Manövern mit Belarus. Ich sagte zu ihm: “Lügst du mich an? Was für Manöver?” Ich recherchierte im Internet und tatsächlich gab es Manöver mit Belarus, die aber vorbei waren. Ich suchte weiter und wollte herausfinden, wo wir Krieg haben. An die Ukraine habe ich nicht einmal gedacht. Erst am nächsten Tag fiel mir ein, dass wir ja in der Ukraine Unruhen haben.

Das heißt, Ihnen war klar, dass Ihr Sohn nicht zu Manövern abkommandiert wird?

Ja. Ich habe Jewgenij gesagt, dass ich nicht dumm sei und nicht glaube, dass er nach Smolensk fahre. Ich recherchierte weiter und mir wurde klar, dass er in die Ukraine fährt.

Ich wollte ihn natürlich davon abbringen. Ich sagte, dass er vielleicht nicht mehr zurückkommen werde. Er antwortete: “Was spinnst Du da?” Ihm war überhaupt nicht bewusst, wohin er geschickt wird. Entweder hat man sie so sehr einer Gehirnwäsche unterzogen, dass sie glaubten, zu Manövern zu fahren, oder er wusste es und konnte sich aber nicht vorstellen, dass es dort so ein Blutbad geben würde. Wahrscheinlich hat das niemand gedacht, nicht einmal Putin selbst.

Hatten Sie danach noch Kontakt?

Er ist am 13. Februar abgefahren. Ich habe ihn noch scherzhaft gefragt, wie ihm Smolensk gefalle und was es zu Essen gebe. Er lachte und sagte, alles sei in Ordnung. 

Das letzte Mal meldete er sich am Morgen des 24. Februar, als alles begann. Über WhatsApp eines Kameraden sagte er: “Mama, der Krieg hat begonnen.” Ich sagte: “Mein Sohn, ich sehe das im Fernsehen.” Er sagte: “Stell Dir vor, eine ganze Kompanie unserer Jungs ist an der Grenze getötet worden.” Ich wollte wissen: “Wo bist du?” – “Ich bin in Smolensk, Mama”, war die Antwort.

Ukraine | Krieg | Zerstörung in Kiew

Am 24. Februar begann Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wladimir Putin bezeichnet ihn jedoch als “spezielle Militäroperation im Donbass”. Auch russische Soldaten sterben in diesem Krieg. Oftmals wussten sie und ihre Familienangehörigen offenbar bis zuletzt nicht, wohin sie geschickt werden würden.

Seit Kriegsbeginn vor gut einem Monat hat das russische Verteidigungsministerium nur zweimal über Gefallene berichtet. Demnach seien mit Stand vom 25. März 1351 russische Soldaten in der Ukraine getötet worden. In Wirklichkeit könnten es aber zwischen 7000 und 15.000 sein, schreibt die “Washington Post” und beruft sich dabei auf einen hochrangigen NATO-Vertreter. Die russische Zeitung “Komsomolskaja Prawda” meldete am 20. März unter Berufung auf das Verteidigungsministerium 9861 Tote, löschte aber am nächsten Tag den Artikel mit der Begründung, es habe sich um eine Hacker-Attacke gehandelt.

Der russische Zeitsoldat Jewgenij, im Rang eines Oberfeldwebels, starb in den ersten Kriegstagen in der Nähe von Kiew. Der 26-Jährige hatte noch nie an Kampfhandlungen teilgenommen. 

Seine Mutter Natalja (Name geändert) hat ihren Sohn verloren – dennoch rechtfertigt sie die russische Invasion in der Ukraine. Allerdings findet Natalja, dass es sich um einen richtigen Krieg und nicht um eine “Spezialoperation” handelt.

Die DW hat sich entschieden, ein Interview mit ihr als Erfahrungsbericht einer Mutter zu veröffentlichen, die ihren Sohn in dem von Russland geführten Krieg gegen die Ukraine verloren hat. 

Die Protagonistin des Interviews macht Aussagen über die Ursachen des Krieges, die dem gegenwärtigen Stand der Dinge widersprechen. Aber die DW hat sich entschieden, sie im Text zu belassen. Diese Aussagen beweisen deutlich die langjährige Arbeit der russischen staatlichen Propaganda.

DW: Natalja, wie fühlen Sie sich?

Natalja: Es ist sehr hart, es tut sehr weh. Aber ich kann nichts dafür, keiner wird mir meinen Sohn zurückgeben.

Wie wurde Jewgenij Zeitsoldat?

Unmittelbar nach den Prüfungen 2014 ging er zur Armee. Er kam zu einer Spezialeinheit des Militärnachrichtendienstes GRU. Schon damals bot man ihm einen Vertrag an. Irgendwie habe ich ihn davon abgebracht, schließlich bedeutete dies Einsätze in Krisenherden.

Dann bewarb er sich bei der Polizei und arbeitete währenddessen für einen Sicherheitsdienst. Doch der Job missfiel ihm und er versuchte es dann doch mit jenem Vertrag. Man nahm ihn sofort und uns blieb nur ein Abend zur Verabschiedung. Jewgenij diente in der Nationalgarde. Es gefiel ihm sehr und er wurde Gruppenleiter. Er löste in Moskau Demonstrationen auf.

2017 bekam er einen Sohn. Seine Frau kennt er noch aus der Zeit beim Sicherheitsdienst. Sie zog zu ihm nach Moskau, wo sie heirateten.

Wie begann die Geschichte mit der Ukraine?

Es war Ende Januar, um den 25. und 26. herum. Mein Sohn rief an und sagte, sie würden nach Smolensk geschickt (eine Stadt im Westen Russlands, rund 80 Kilometer von der Grenze mit Belarus Anm. d. Red.) zu Manövern mit Belarus. Ich sagte zu ihm: “Lügst du mich an? Was für Manöver?” Ich recherchierte im Internet und tatsächlich gab es Manöver mit Belarus, die aber vorbei waren. Ich suchte weiter und wollte herausfinden, wo wir Krieg haben. An die Ukraine habe ich nicht einmal gedacht. Erst am nächsten Tag fiel mir ein, dass wir ja in der Ukraine Unruhen haben.

Das heißt, Ihnen war klar, dass Ihr Sohn nicht zu Manövern abkommandiert wird?

Ja. Ich habe Jewgenij gesagt, dass ich nicht dumm sei und nicht glaube, dass er nach Smolensk fahre. Ich recherchierte weiter und mir wurde klar, dass er in die Ukraine fährt.

Ich wollte ihn natürlich davon abbringen. Ich sagte, dass er vielleicht nicht mehr zurückkommen werde. Er antwortete: “Was spinnst Du da?” Ihm war überhaupt nicht bewusst, wohin er geschickt wird. Entweder hat man sie so sehr einer Gehirnwäsche unterzogen, dass sie glaubten, zu Manövern zu fahren, oder er wusste es und konnte sich aber nicht vorstellen, dass es dort so ein Blutbad geben würde. Wahrscheinlich hat das niemand gedacht, nicht einmal Putin selbst.

Hatten Sie danach noch Kontakt?

Er ist am 13. Februar abgefahren. Ich habe ihn noch scherzhaft gefragt, wie ihm Smolensk gefalle und was es zu Essen gebe. Er lachte und sagte, alles sei in Ordnung. 

Das letzte Mal meldete er sich am Morgen des 24. Februar, als alles begann. Über WhatsApp eines Kameraden sagte er: “Mama, der Krieg hat begonnen.” Ich sagte: “Mein Sohn, ich sehe das im Fernsehen.” Er sagte: “Stell Dir vor, eine ganze Kompanie unserer Jungs ist an der Grenze getötet worden.” Ich wollte wissen: “Wo bist du?” – “Ich bin in Smolensk, Mama”, war die Antwort.

Ich denke, dass er auch dort irgendwo in der Nähe war, denn nur von der Grenze aus konnte er zu jenem Flugplatz (Hostomel bei Kiew – Anm. d. Red.) geflogen sein. Ich sagte: “Mein Sohn, halte durch.” Die Antwort war: “Also, tschüss, Mama. Ich habe keine Zeit mehr. Sag meiner Frau, dass alles in Ordnung ist.” Ab dann hörten wir bis zum 8. März nichts mehr.

Wie haben Sie diese zwei Wochen ohne Kontakt zu ihm verbracht?

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