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Meinung: Der Abschied Europas vom russischen Gas hat seinen Preis

Die USA wollen der EU große Mengen Flüssiggas liefern und damit einen wachsenden Teil der Importe aus Russland ersetzen. Ohne Opfer ist der Umstieg nicht zu machen, vor allem in Deutschland, meint Christoph Hasselbach.

Unter Druck geht’s auf einmal ganz flott. Die Länder der Europäischen Union wollen möglichst schnell weg von russischen Öl- und Gasimporten. Wenn man bedenkt, dass gut 40 Prozent aller Erdgasimporte der EU bislang aus Russland kommen, wird die Größe der Aufgabe klar.

Jetzt springen die USA ein. Die Amerikaner wollen den Europäern in Zukunft bis zu einem Drittel des Gases liefern, das bisher aus Russland kam. Bereits in diesem Jahr sollen es 15 Milliarden Kubikmeter sein. Das ist viel, aber trotzdem nur ein Zehntel der heutigen Menge aus Russland. Mit den US-Lieferungen sollen vor allem die europäischen Gasspeicher gefüllt werden. Die sind gerade ziemlich leer. Spätestens im kommenden Winter hätten Versorgungsengpässe gedroht.

Unter Druck geht’s auf einmal ganz flott. Die Länder der Europäischen Union wollen möglichst schnell weg von russischen Öl- und Gasimporten. Wenn man bedenkt, dass gut 40 Prozent aller Erdgasimporte der EU bislang aus Russland kommen, wird die Größe der Aufgabe klar.

Die Anwesenheit von Präsident Joe Biden nicht nur beim NATO- und G7-Gipfel, sondern auch beim Spitzentreffen der EU und seine Gas-Zusage stärken nebenbei das europäisch-amerikanische Verhältnis. Das hatte vor allem unter Donald Trump schwer gelitten. Andererseits geht es beim Gas nicht um Großzügigkeit: Für die USA ist es vor allem ein sehr gutes Geschäft, für das ironischerweise ausgerechnet der in Europa ungeliebte Donald Trump lange geworben hatte.

Nicht zu wählerisch sein

Die USA werden nicht der einzige Lieferant sein, der mehr Gas nach Europa bringt. Die Europäer wollten ihre Bezugsquellen diversifizieren “hin zu Lieferanten, denen wir vertrauen”, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Vertrauen vielleicht. Mit Demokratie und Menschenrechten hat das Geschäft allerdings nichts zu tun, wenn man an Gas- und Ölanbieter wie die Vereinigten Arabischen Emirate oder Katar denkt, zu denen auch Deutschland gerade seine Fühler ausstreckt. Aber auch das gehört zum großen Aufwachen durch den Krieg: Man darf in der Not nicht zu wählerisch sein.

Die Politik weg vom russischen Pipeline-Gas hat ihren Preis. Flüssiggas ist generell teurer, weil es technisch umgewandelt werden muss. Anlandestationen für Tanker müssen gebaut, eine Transportinfrastruktur hergestellt werden, die bisher in der EU nur unzureichend existiert. All das kostet deutlich mehr als die jetzige Versorgung aus Russland. Die zusätzlichen Kosten werden die Verbraucher direkt oder als Steuerzahler indirekt tragen müssen.

Schließlich gibt es noch eine weitere Kröte zu schlucken: Das amerikanische Gas wird vor allem durch Fracking gewonnen, eine Methode, die in Europa vielerorts aus Umweltschutzgründen verboten wurde. Auch das ist nun zweitrangig geworden.

Für Deutschland ist die Herausforderung noch einmal größer als für den EU-Durchschnitt: Deutschland bezieht nicht nur 40, sondern sogar rund 55 Prozent seines Erdgases aus dem Reich Putins. Und jede zweite Wohnung hierzulande wird mit Gas beheizt. Das ist auch das Ergebnis einer jahrelangen Energie-, Handels- und Außenpolitik, mit denen SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder und danach CDU-Kanzlerin Angela Merkel Deutschland extrem von Russland abhängig gemacht haben.

Das Umsteuern in Deutschland fällt daher noch radikaler aus als anderswo in Europa. Grundsätzlich, so zeigen es Umfrageergebnisse, scheinen die Deutschen dafür zu Opfern bereit zu sein. Was allerdings gar nicht geht, ist, wenn der frühere Bundespräsident Joachim Gauck seinen Landsleuten in einer Talkshow ans Herz legt: “Wir können auch einmal frieren für die Freiheit.” Mehr Energieeffizienz beim Heizen, so wie es in der Erklärung der EU gefordert wird, das kann, das muss das vorrangige Ziel sein – kalte Wohnungen sind es mit Sicherheit nicht.

Hasselbach Christoph Kommentarbild App
Spanien Kanarische Inseln Flüssigerdgastanker LNG

Unter Druck geht’s auf einmal ganz flott. Die Länder der Europäischen Union wollen möglichst schnell weg von russischen Öl- und Gasimporten. Wenn man bedenkt, dass gut 40 Prozent aller Erdgasimporte der EU bislang aus Russland kommen, wird die Größe der Aufgabe klar.

Jetzt springen die USA ein. Die Amerikaner wollen den Europäern in Zukunft bis zu einem Drittel des Gases liefern, das bisher aus Russland kam. Bereits in diesem Jahr sollen es 15 Milliarden Kubikmeter sein. Das ist viel, aber trotzdem nur ein Zehntel der heutigen Menge aus Russland. Mit den US-Lieferungen sollen vor allem die europäischen Gasspeicher gefüllt werden. Die sind gerade ziemlich leer. Spätestens im kommenden Winter hätten Versorgungsengpässe gedroht.

Nicht zu wählerisch sein

Die Anwesenheit von Präsident Joe Biden nicht nur beim NATO- und G7-Gipfel, sondern auch beim Spitzentreffen der EU und seine Gas-Zusage stärken nebenbei das europäisch-amerikanische Verhältnis. Das hatte vor allem unter Donald Trump schwer gelitten. Andererseits geht es beim Gas nicht um Großzügigkeit: Für die USA ist es vor allem ein sehr gutes Geschäft, für das ironischerweise ausgerechnet der in Europa ungeliebte Donald Trump lange geworben hatte.

Die USA werden nicht der einzige Lieferant sein, der mehr Gas nach Europa bringt. Die Europäer wollten ihre Bezugsquellen diversifizieren “hin zu Lieferanten, denen wir vertrauen”, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Vertrauen vielleicht. Mit Demokratie und Menschenrechten hat das Geschäft allerdings nichts zu tun, wenn man an Gas- und Ölanbieter wie die Vereinigten Arabischen Emirate oder Katar denkt, zu denen auch Deutschland gerade seine Fühler ausstreckt. Aber auch das gehört zum großen Aufwachen durch den Krieg: Man darf in der Not nicht zu wählerisch sein.

Die Politik weg vom russischen Pipeline-Gas hat ihren Preis. Flüssiggas ist generell teurer, weil es technisch umgewandelt werden muss. Anlandestationen für Tanker müssen gebaut, eine Transportinfrastruktur hergestellt werden, die bisher in der EU nur unzureichend existiert. All das kostet deutlich mehr als die jetzige Versorgung aus Russland. Die zusätzlichen Kosten werden die Verbraucher direkt oder als Steuerzahler indirekt tragen müssen.

Schließlich gibt es noch eine weitere Kröte zu schlucken: Das amerikanische Gas wird vor allem durch Fracking gewonnen, eine Methode, die in Europa vielerorts aus Umweltschutzgründen verboten wurde. Auch das ist nun zweitrangig geworden.

Kalte Wohnungen sind keine Lösung

Für Deutschland ist die Herausforderung noch einmal größer als für den EU-Durchschnitt: Deutschland bezieht nicht nur 40, sondern sogar rund 55 Prozent seines Erdgases aus dem Reich Putins. Und jede zweite Wohnung hierzulande wird mit Gas beheizt. Das ist auch das Ergebnis einer jahrelangen Energie-, Handels- und Außenpolitik, mit denen SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder und danach CDU-Kanzlerin Angela Merkel Deutschland extrem von Russland abhängig gemacht haben.

Das Umsteuern in Deutschland fällt daher noch radikaler aus als anderswo in Europa. Grundsätzlich, so zeigen es Umfrageergebnisse, scheinen die Deutschen dafür zu Opfern bereit zu sein. Was allerdings gar nicht geht, ist, wenn der frühere Bundespräsident Joachim Gauck seinen Landsleuten in einer Talkshow ans Herz legt: “Wir können auch einmal frieren für die Freiheit.” Mehr Energieeffizienz beim Heizen, so wie es in der Erklärung der EU gefordert wird, das kann, das muss das vorrangige Ziel sein – kalte Wohnungen sind es mit Sicherheit nicht.

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