Kultur

Albanien: Neuer Touristen-Hotspot?

Albanien will sein Image als armes, unbekanntes Land loswerden, um bei Touristen zu punkten. Neue Flughäfen und Hotels werden gebaut, die Infrastruktur verbessert. Wie verändert sich das Land?

Wer von Deutschland oder Österreich nach Albanien fliegt, sieht als erstes den Berg Dajti, der seinen Schatten über die Hauptstadt Tirana wirft. Ein Schatten, der wie ein Sinnbild für das Geheimnisvolle steht, das viele mit Albanien assoziieren. Denn nach seiner Machtübernahme während des Zweiten Weltkriegs riegelte der kommunistische Diktator Enver Hoxha Albanien vier Jahrzehnte lang ab und verbot das Reisen. 500.000 Betonbunker entstanden in dieser Zeit im ganzen Land, an Stränden, in den Bergen und in den Ebenen. Bis heute sind viele erhalten geblieben. Diese lange Isolation, verbunden mit den Jugoslawienkriegen, die in den 1990er-Jahren den Balkan erschütterten, führte zu Albaniens geheimnisvollem düsteren Image. Und so ist das Land bis heute keine Touristen-Hochburg – es gibt noch viele unberührte Ecken, die es zu entdecken gibt. Die “Verfluchten Berge” im Norden bieten Wanderern und Bergsteigern eine der letzten Wildnisse Europas. Goldene, einsame Sandstrände erstrecken sich entlang der adriatischen und ionischen Küste bis zur Hafenstadt Saranda.

Albanien will seine Naturschätze stärker vermarkten, dazu seine mediterrane Balkanküche mit Spezialitäten wie Tave Kosi (in Joghurt gebackenes Lamm) oder Fergese (Gemüseauflauf mit Käse) – lokal und ökologisch produziert.

Wer von Deutschland oder Österreich nach Albanien fliegt, sieht als erstes den Berg Dajti, der seinen Schatten über die Hauptstadt Tirana wirft. Ein Schatten, der wie ein Sinnbild für das Geheimnisvolle steht, das viele mit Albanien assoziieren. Denn nach seiner Machtübernahme während des Zweiten Weltkriegs riegelte der kommunistische Diktator Enver Hoxha Albanien vier Jahrzehnte lang ab und verbot das Reisen. 500.000 Betonbunker entstanden in dieser Zeit im ganzen Land, an Stränden, in den Bergen und in den Ebenen. Bis heute sind viele erhalten geblieben. Diese lange Isolation, verbunden mit den Jugoslawienkriegen, die in den 1990er-Jahren den Balkan erschütterten, führte zu Albaniens geheimnisvollem düsteren Image. Und so ist das Land bis heute keine Touristen-Hochburg – es gibt noch viele unberührte Ecken, die es zu entdecken gibt. Die “Verfluchten Berge” im Norden bieten Wanderern und Bergsteigern eine der letzten Wildnisse Europas. Goldene, einsame Sandstrände erstrecken sich entlang der adriatischen und ionischen Küste bis zur Hafenstadt Saranda.

Neben Naturschönheiten und einheimischer Küche gibt es auch viele archäologische Stätten zu sehen, sowohl griechische, als auch römische und osmanische Ruinen. Zum Beispiel die antike Stadt Apollonia oder die aus der osmanischen Zeit stammende Stadt Berat.

Albaniens Tourismus erholt sich nach der Pandemie schneller als erwartet

Das Besondere sei, so Gazi Haxhia, Geschäftsführer des Reisebüros Landways, dass man all diese Schätze entdecken könne, ohne sich durch Menschenmassen kämpfen zu müssen. “Albanien ist noch immer ein eher unbekanntes Reiseziel”, erzählt er. “Besucher können hier noch unberührte Natur, eine spannende Kultur und Authentizität erleben.”

Einige fragen sich jedoch, wie lange das noch der Fall sein wird, da die Besucherzahlen stetig steigen. Albaniens Tourismusbranche hat die Pandemie im Verhältnis zu den anderen Ländern der Region gut überstanden. Kroatien – mit seiner Adriaküste der Touristenhotspot schlechthin im Südosten Europas – erlebte im Pandemie-Jahr 2020 einen Besucher-Rückgang von 68 Prozent. Montenegro erging es noch schlechter, das Land erlitt einen Verlust von 83 Prozent. Albanien verzeichnete “nur” 59 Prozent weniger Touristen und konnte sich auch schnell wieder erholen. Im vergangenen Jahr wurde ein Rekord von 7,5 Millionen Besuchern verzeichnet.

“Der Tourismus hat sich viel schneller und stärker erholt als erwartet”, erzählt Haxhia. Er hofft auf einen weiteren Rekord im Jahr 2023, auch wenn die Entwicklung wegen der Corona-Beschränkungen in Asien, dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und den Preissteigerungen in Europa schwer einzuschätzen sei.

Neben den Naturschönheiten und historischen Schätzen des Landes nennt Haxhia die Gastfreundschaft der Albaner als wichtigen Baustein in der Vermarktung des Landes. Seine Kunden, die vor allem aus europäischen Ländern wie Deutschland, Großbritannien und Italien kommen, schätzten aber auch die niedrigen Reisekosten. Es kämen auch immer mehr Touristen aus den USA und Asien, erzählt er.

Ministerpräsident Edi Rama sieht das große Potenzial im Tourismus und will das Land bis zum Ende des Jahrzehnts zum “Tourismus-Champion” der Region machen.

Traditionell lebt Albanien von der Landwirtschaft und dem Bergbau, der Tourismus aber wird zunehmend zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Vor der Pandemie entsprachen die jährlichen Einnahmen des Sektors in Höhe von etwa 2,3 Milliarden Euro fast 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ministerpräsident Rama will diesen Anteil verdoppeln, staatlich finanzierte Projekte sollen dabei helfen.

Und in der Tat, der Fortschritt ist deutlich zu sehen. Müll, der lange die Städte verdreckte, wurde beseitigt, die Verkehrsinfrastruktur wird ausgebaut und modernisiert. Steuersenkungen fördern sichtlich den Bau von mehr Hotels und Ferienanlagen.

“Aber es gibt noch mehr zu tun”, sagt Haxhia. “Gerade in ländlichen Gebieten muss die Infrastruktur und das Angebot weiterhin verbessert werden. Noch gibt es Lücken.”

Zwar wurde 2021 in der nördlichen Stadt Kukes ein zweiter internationaler Flughafen eröffnet, der saisonal Flüge nach Deutschland, Österreich und in die Türkei anbietet, doch um an die albanische Riviera im Süden zu kommen, müssen Touristen noch immer viel Aufwand betreiben. Sie müssen entweder von Tirana aus fünf Stunden Auto fahren oder nach Korfu fliegen und dann auf die Fähre.

Ein dritter Flughafen, der in der Nähe der Stadt Vlora gebaut wird, soll Abhilfe schaffen. “Früher war es für Touristen nicht leicht, nach Albanien zu reisen”, berichtet Mirela Kumbaro, Ministerin für Tourismus und Umwelt, gegenüber der DW, “aber alle Investitionen in der Infrastruktur haben das Ziel, den Tourismus anzukurbeln.”

Die Regierung arbeitet auch mit Investoren zusammen, um mehrere große Resorts zu bauen. So bezeichnete Ministerpräsident Rama ein Zwei-Milliarden-Euro-Geschäft mit dem Immobilienentwickler Eagle Hills aus den Vereinigten Arabischen Emiraten im Januar als “Lokomotive” für den Tourismus. Im Zuge des Projekts soll die Hafenstadt Durres umgestaltet werden und Albanien zu einem erfolgreicheren Tourismus-Standort im internationalen Wettbewerb machen.

Aber nicht alle sehen diese Investitionen positiv. Manche befürchten, dass solch hohe Geldsummen die Korruption befeuern – Beschwerden über Betrug und zu lockere Kontrollen sind keine Seltenheit. Touristiker Haxhia ist klar für eine Weiterentwicklung des Tourismus in Albanien, mahnt aber auch zur Vorsicht.

“Die Regierung muss die Infrastruktur weiter verbessern, ja, aber sie sollte auch nachhaltigen Tourismus und das Know-How in der Branche fördern”, schlägt er vor. “Auch zukünftige Generationen sollen noch von unseren Natur- und Kulturschätzen profitieren dürfen.”

Kumbaro sieht das auch genau als ihre Aufgabe an. Es sei kein Zufall, dass ihr Ministerium für Tourismus und Umwelt zugleich verantwortlich sei, betont sie. “Letztes Jahr hatten wir 7,5 Millionen Touristen, aber wir zielen nicht unbedingt darauf ab, noch mehr zu haben. Wir wollen Touristen akquirieren, die mehr Geld im Land lassen und somit die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus fördern.”

Blick auf einen Strand in Albanien
Blick auf Tirana in Albanien
Neuer Flughafen in Tirana, Albanien, von oben

Wer von Deutschland oder Österreich nach Albanien fliegt, sieht als erstes den Berg Dajti, der seinen Schatten über die Hauptstadt Tirana wirft. Ein Schatten, der wie ein Sinnbild für das Geheimnisvolle steht, das viele mit Albanien assoziieren. Denn nach seiner Machtübernahme während des Zweiten Weltkriegs riegelte der kommunistische Diktator Enver Hoxha Albanien vier Jahrzehnte lang ab und verbot das Reisen. 500.000 Betonbunker entstanden in dieser Zeit im ganzen Land, an Stränden, in den Bergen und in den Ebenen. Bis heute sind viele erhalten geblieben. Diese lange Isolation, verbunden mit den Jugoslawienkriegen, die in den 1990er-Jahren den Balkan erschütterten, führte zu Albaniens geheimnisvollem düsteren Image. Und so ist das Land bis heute keine Touristen-Hochburg – es gibt noch viele unberührte Ecken, die es zu entdecken gibt. Die “Verfluchten Berge” im Norden bieten Wanderern und Bergsteigern eine der letzten Wildnisse Europas. Goldene, einsame Sandstrände erstrecken sich entlang der adriatischen und ionischen Küste bis zur Hafenstadt Saranda.

Albanien will seine Naturschätze stärker vermarkten, dazu seine mediterrane Balkanküche mit Spezialitäten wie Tave Kosi (in Joghurt gebackenes Lamm) oder Fergese (Gemüseauflauf mit Käse) – lokal und ökologisch produziert.

Albaniens Tourismus erholt sich nach der Pandemie schneller als erwartet

Neben Naturschönheiten und einheimischer Küche gibt es auch viele archäologische Stätten zu sehen, sowohl griechische, als auch römische und osmanische Ruinen. Zum Beispiel die antike Stadt Apollonia oder die aus der osmanischen Zeit stammende Stadt Berat.

Das Besondere sei, so Gazi Haxhia, Geschäftsführer des Reisebüros Landways, dass man all diese Schätze entdecken könne, ohne sich durch Menschenmassen kämpfen zu müssen. “Albanien ist noch immer ein eher unbekanntes Reiseziel”, erzählt er. “Besucher können hier noch unberührte Natur, eine spannende Kultur und Authentizität erleben.”

Einige fragen sich jedoch, wie lange das noch der Fall sein wird, da die Besucherzahlen stetig steigen. Albaniens Tourismusbranche hat die Pandemie im Verhältnis zu den anderen Ländern der Region gut überstanden. Kroatien – mit seiner Adriaküste der Touristenhotspot schlechthin im Südosten Europas – erlebte im Pandemie-Jahr 2020 einen Besucher-Rückgang von 68 Prozent. Montenegro erging es noch schlechter, das Land erlitt einen Verlust von 83 Prozent. Albanien verzeichnete “nur” 59 Prozent weniger Touristen und konnte sich auch schnell wieder erholen. Im vergangenen Jahr wurde ein Rekord von 7,5 Millionen Besuchern verzeichnet.

“Der Tourismus hat sich viel schneller und stärker erholt als erwartet”, erzählt Haxhia. Er hofft auf einen weiteren Rekord im Jahr 2023, auch wenn die Entwicklung wegen der Corona-Beschränkungen in Asien, dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und den Preissteigerungen in Europa schwer einzuschätzen sei.

Albanien als Tourismus-Champion

Neben den Naturschönheiten und historischen Schätzen des Landes nennt Haxhia die Gastfreundschaft der Albaner als wichtigen Baustein in der Vermarktung des Landes. Seine Kunden, die vor allem aus europäischen Ländern wie Deutschland, Großbritannien und Italien kommen, schätzten aber auch die niedrigen Reisekosten. Es kämen auch immer mehr Touristen aus den USA und Asien, erzählt er.

Ausbau der touristischen Infrastruktur – aber mit Bedacht

Ministerpräsident Edi Rama sieht das große Potenzial im Tourismus und will das Land bis zum Ende des Jahrzehnts zum “Tourismus-Champion” der Region machen.

Traditionell lebt Albanien von der Landwirtschaft und dem Bergbau, der Tourismus aber wird zunehmend zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Vor der Pandemie entsprachen die jährlichen Einnahmen des Sektors in Höhe von etwa 2,3 Milliarden Euro fast 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ministerpräsident Rama will diesen Anteil verdoppeln, staatlich finanzierte Projekte sollen dabei helfen.

Und in der Tat, der Fortschritt ist deutlich zu sehen. Müll, der lange die Städte verdreckte, wurde beseitigt, die Verkehrsinfrastruktur wird ausgebaut und modernisiert. Steuersenkungen fördern sichtlich den Bau von mehr Hotels und Ferienanlagen.

“Aber es gibt noch mehr zu tun”, sagt Haxhia. “Gerade in ländlichen Gebieten muss die Infrastruktur und das Angebot weiterhin verbessert werden. Noch gibt es Lücken.”

Zwar wurde 2021 in der nördlichen Stadt Kukes ein zweiter internationaler Flughafen eröffnet, der saisonal Flüge nach Deutschland, Österreich und in die Türkei anbietet, doch um an die albanische Riviera im Süden zu kommen, müssen Touristen noch immer viel Aufwand betreiben. Sie müssen entweder von Tirana aus fünf Stunden Auto fahren oder nach Korfu fliegen und dann auf die Fähre.

Ein dritter Flughafen, der in der Nähe der Stadt Vlora gebaut wird, soll Abhilfe schaffen. “Früher war es für Touristen nicht leicht, nach Albanien zu reisen”, berichtet Mirela Kumbaro, Ministerin für Tourismus und Umwelt, gegenüber der DW, “aber alle Investitionen in der Infrastruktur haben das Ziel, den Tourismus anzukurbeln.”

Die Regierung arbeitet auch mit Investoren zusammen, um mehrere große Resorts zu bauen. So bezeichnete Ministerpräsident Rama ein Zwei-Milliarden-Euro-Geschäft mit dem Immobilienentwickler Eagle Hills aus den Vereinigten Arabischen Emiraten im Januar als “Lokomotive” für den Tourismus. Im Zuge des Projekts soll die Hafenstadt Durres umgestaltet werden und Albanien zu einem erfolgreicheren Tourismus-Standort im internationalen Wettbewerb machen.

Eine Kirche steht vor einem Bergpanorama, Albanien

Aber nicht alle sehen diese Investitionen positiv. Manche befürchten, dass solch hohe Geldsummen die Korruption befeuern – Beschwerden über Betrug und zu lockere Kontrollen sind keine Seltenheit. Touristiker Haxhia ist klar für eine Weiterentwicklung des Tourismus in Albanien, mahnt aber auch zur Vorsicht.

“Die Regierung muss die Infrastruktur weiter verbessern, ja, aber sie sollte auch nachhaltigen Tourismus und das Know-How in der Branche fördern”, schlägt er vor. “Auch zukünftige Generationen sollen noch von unseren Natur- und Kulturschätzen profitieren dürfen.”

Kumbaro sieht das auch genau als ihre Aufgabe an. Es sei kein Zufall, dass ihr Ministerium für Tourismus und Umwelt zugleich verantwortlich sei, betont sie. “Letztes Jahr hatten wir 7,5 Millionen Touristen, aber wir zielen nicht unbedingt darauf ab, noch mehr zu haben. Wir wollen Touristen akquirieren, die mehr Geld im Land lassen und somit die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus fördern.”

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