Welt

Moldau: “Raus aus dem russischen Würgegriff”

Über 80.000 Menschen haben am Sonntag in Chisinau für eine “europäische Moldau” demonstriert. In einer gemeinsamen Resolution bekräftigten sie ihre Bereitschaft für einen raschen EU-Beitritt des Landes.

“Wenn es uns diesmal nicht gelingt, dann sind wir verloren!”, sagt Vasile, ein Mittfünfziger, und schwenkt sein EU-Fähnchen. Er arbeitet in einer weit über die Landesgrenzen bekannten Süßwaren-Fabrik und ist mit seiner Familie auf den Platz der Großen Nationalversammlung in Chisinau gekommen, um den pro-europäischen Kurs seines Landes zu unterstützen. So wie er sind am Sonntag (21.05.2023) über 80.000 Bürgerinnen und Bürger aus dem ganzen Land dem Aufruf ihrer Präsidentin Maia Sandu gefolgt. Sie wollen der Welt zeigen, dass die Moldau nach Europa gehört. “Endlich raus aus dem russischen Würgegriff!”, sagt Vasile. Der Krieg in der benachbarten Ukraine habe Europa wachgerüttelt. Jetzt sei die Chance da, um Teil der zivilisierten Welt zu werden.

Ein Meer von kleinen und großen EU- und Landesflaggen, viele selbstgebastelte Poster und fröhliche Gesichter. “Wir, das Volk, beschließen an diesem Sonntag für immer: Europäische Moldau”, zeigt eine Frau stolz ihr handschriftliches Plakat. Ein paar Meter weiter steht eine Gruppe junger Studentinnen und Studenten. “Nein dem russischen Pantoffel!”, “Unterstützung für die EU-Integration“, steht auf ihren Tafeln. Die Stimmung ist feierlich, alle warten gespannt auf die angekündigten Rednerinnen: Staatspräsidentin Maia Sandu und die Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola.

“Wenn es uns diesmal nicht gelingt, dann sind wir verloren!”, sagt Vasile, ein Mittfünfziger, und schwenkt sein EU-Fähnchen. Er arbeitet in einer weit über die Landesgrenzen bekannten Süßwaren-Fabrik und ist mit seiner Familie auf den Platz der Großen Nationalversammlung in Chisinau gekommen, um den pro-europäischen Kurs seines Landes zu unterstützen. So wie er sind am Sonntag (21.05.2023) über 80.000 Bürgerinnen und Bürger aus dem ganzen Land dem Aufruf ihrer Präsidentin Maia Sandu gefolgt. Sie wollen der Welt zeigen, dass die Moldau nach Europa gehört. “Endlich raus aus dem russischen Würgegriff!”, sagt Vasile. Der Krieg in der benachbarten Ukraine habe Europa wachgerüttelt. Jetzt sei die Chance da, um Teil der zivilisierten Welt zu werden.

Plötzlich geht ein Raunen durch die Menge, dann starker Applaus und EU-Rufe: Die beiden Politikerinnen schreiten durch die Reihen der Demonstrierenden hindurch und gehen quer über den Platz bis zur riesigen Bühne, die vor dem Regierungspalast errichtet wurde.

“EU – Moldova”

“Unser Länderprojekt, unser Ziel ist es, dass die Moldau bis 2030 ein vollwertiges Mitglied der europäischen Familie ist.” Präsidentin Sandu findet von Anfang an die richtigen Worte. Europa sei mehr als ein politischer Slogan. “Europa ist eine Lebensart, ein Traum, der wahr werden muss, und es ist die Chance für unser Volk, in Frieden, Ruhe und Wohlstand zu leben”, ruft Sandu in die Menge. “EU-Moldova”, schallt es von dort zurück. Man spürt es an diesem Sonntag besonders stark: Für die Moldauerinnen und Moldauer ist es an der Zeit, nicht nur in ihren Werten und Taten europäisch zu sein, sondern auch von der europäischen Gemeinschaft angenommen zu werden.

Und als Maia Sandu einige Sätze auf Ukrainisch sagt, geht erneut ein Tosen über den Platz der Großen Nationalversammlung: “Slava Ukraini”, rufen die Menschen einstimmig. Die Solidarität mit dem kriegsgeschundenen Nachbarn ist groß in der Republik Moldau. Groß ist auch die Angst davor, ein nächstes Opfer der russischen Aggression zu werden. Die wiederholten Drohungen aus Moskau haben viele verschreckt. Eine europäische Moldau mit “starken und zuverlässigen Freunden”, die das Land vor Aggressoren, die Kriege bringen und Menschen töten, nicht allein lässt, wünscht sich Maia Sandu: “Wir können nur gemeinsam mit der europäischen Familie sicher sein!”

Man sieht es den vielen Menschen an: Dies sind genau die Worte, die sie hören wollen. Und die sie brauchen, um ihre Hoffnung nicht zu verlieren. 34 Jahre nach der Unabhängigkeit ihres Landes von der Sowjetunion wollen sie endlich “nach Hause, nach Europa”.

“Moldau ist Europa – Europa ist Moldau” begrüßt die EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola die Menge und spricht einige Sätze auf Rumänisch: “Moldova nu e singura – Die Moldau ist nicht allein”, ruft sie den begeisterten Menschen zu, die aus dem ganzen Land in die Hauptstadt gekommen sind. Und die an diesem Sonntag gemeinsam eine Resolution verabschieden, die den klaren Wunsch einer Mehrheit der moldauischen Bevölkerung bekräftigt, Teil der großen europäischen Familie zu werden.

Der rumänische Europaabgeordnete Siegfried Muresan (EVP) ist einer der vielen Politiker, die unten vor der Bühne stehen. Muresan, Vorsitzender der Delegation des Europäischen Parlaments für die Beziehungen zur Republik Moldau, ist beeindruckt von der Ausstrahlungskraft dieser Volksversammlung: “Die Menschen in der Republik Moldau haben heute ein sehr starkes Signal der europäischen Integration gesendet. 80.000 Menschen aus dem ganzen Land, Jung und Alt, sind gekommen, um hier ein Zeichen zu setzen”, so Muresan gegenüber der DW. Die Menschen wüssten, dass der europäische Integrationsprozess Reformen und jahrelange Arbeit bedeute, aber sie hätten gezeigt, dass sie dazu bereit seien. “Die Menschen in der Moldau wollen als Bürger der Europäischen Union leben, sie teilen unsere Werte”, sagt der EU-Abgeordnete und fügt hinzu: “Die Unterstützung der Republik Moldau liegt auch im Interesse der EU.”

Wenige Tage vor dieser großen pro-europäischen Kundgebung hat die Republik Moldau den Austritt aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) beantragt. Diese Organisation vereint einen Teil der Nachfolgestaaten der Sowjetunion unter einem Dach. Der moldauische Parlamentspräsident Igor Grosu sagte in einem Rundfunkinterview, dieser Schritt sei nach Beratungen mit der Präsidentin, der Regierung und mit Vertretern der Zivilgesellschaft erfolgt. Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine “sei von einer Gemeinschaft keine Rede mehr”, so Grosu. Das Austrittsverfahren sei langwierig, aber die Moldauerinnen und Moldauer könnten auf eine stabile europäische Zukunft für sich und ihre Kinder hoffen.

Die Volksversammlung an diesem Sonntag war ein eindrücklicher Beweis dafür, dass diese Hoffnungen berechtigt sind. Das zeigen auch die jüngsten Umfragen: Fast 60 Prozent der Moldauerinnen und Moldauer wünschen sich den EU-Beitritt. Diese Umfrageergebnisse bestätigt auch Vasile, der Arbeiter aus der Süßwaren-Fabrik: Fast die Hälfte seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien zwar eher pro-russisch eingestellt gewesen, aber der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine habe viele von ihnen umgestimmt. Auch sie würden ihre Zukunft nun lieber in einem vereinten Europa sehen.

 Pro-EU-Volksversammlung in Chisinau, 21.05.2023
 Pro-EU-Volksversammlung in Chisinau, 21.05.2023
Republik Moldau | Demonstration für Europa in Chisinau

“Wenn es uns diesmal nicht gelingt, dann sind wir verloren!”, sagt Vasile, ein Mittfünfziger, und schwenkt sein EU-Fähnchen. Er arbeitet in einer weit über die Landesgrenzen bekannten Süßwaren-Fabrik und ist mit seiner Familie auf den Platz der Großen Nationalversammlung in Chisinau gekommen, um den pro-europäischen Kurs seines Landes zu unterstützen. So wie er sind am Sonntag (21.05.2023) über 80.000 Bürgerinnen und Bürger aus dem ganzen Land dem Aufruf ihrer Präsidentin Maia Sandu gefolgt. Sie wollen der Welt zeigen, dass die Moldau nach Europa gehört. “Endlich raus aus dem russischen Würgegriff!”, sagt Vasile. Der Krieg in der benachbarten Ukraine habe Europa wachgerüttelt. Jetzt sei die Chance da, um Teil der zivilisierten Welt zu werden.

Ein Meer von kleinen und großen EU- und Landesflaggen, viele selbstgebastelte Poster und fröhliche Gesichter. “Wir, das Volk, beschließen an diesem Sonntag für immer: Europäische Moldau”, zeigt eine Frau stolz ihr handschriftliches Plakat. Ein paar Meter weiter steht eine Gruppe junger Studentinnen und Studenten. “Nein dem russischen Pantoffel!”, “Unterstützung für die EU-Integration“, steht auf ihren Tafeln. Die Stimmung ist feierlich, alle warten gespannt auf die angekündigten Rednerinnen: Staatspräsidentin Maia Sandu und die Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola.

“EU – Moldova”

Plötzlich geht ein Raunen durch die Menge, dann starker Applaus und EU-Rufe: Die beiden Politikerinnen schreiten durch die Reihen der Demonstrierenden hindurch und gehen quer über den Platz bis zur riesigen Bühne, die vor dem Regierungspalast errichtet wurde.

“Unser Länderprojekt, unser Ziel ist es, dass die Moldau bis 2030 ein vollwertiges Mitglied der europäischen Familie ist.” Präsidentin Sandu findet von Anfang an die richtigen Worte. Europa sei mehr als ein politischer Slogan. “Europa ist eine Lebensart, ein Traum, der wahr werden muss, und es ist die Chance für unser Volk, in Frieden, Ruhe und Wohlstand zu leben”, ruft Sandu in die Menge. “EU-Moldova”, schallt es von dort zurück. Man spürt es an diesem Sonntag besonders stark: Für die Moldauerinnen und Moldauer ist es an der Zeit, nicht nur in ihren Werten und Taten europäisch zu sein, sondern auch von der europäischen Gemeinschaft angenommen zu werden.

Und als Maia Sandu einige Sätze auf Ukrainisch sagt, geht erneut ein Tosen über den Platz der Großen Nationalversammlung: “Slava Ukraini”, rufen die Menschen einstimmig. Die Solidarität mit dem kriegsgeschundenen Nachbarn ist groß in der Republik Moldau. Groß ist auch die Angst davor, ein nächstes Opfer der russischen Aggression zu werden. Die wiederholten Drohungen aus Moskau haben viele verschreckt. Eine europäische Moldau mit “starken und zuverlässigen Freunden”, die das Land vor Aggressoren, die Kriege bringen und Menschen töten, nicht allein lässt, wünscht sich Maia Sandu: “Wir können nur gemeinsam mit der europäischen Familie sicher sein!”

Man sieht es den vielen Menschen an: Dies sind genau die Worte, die sie hören wollen. Und die sie brauchen, um ihre Hoffnung nicht zu verlieren. 34 Jahre nach der Unabhängigkeit ihres Landes von der Sowjetunion wollen sie endlich “nach Hause, nach Europa”.

“Die Moldau ist nicht allein”

“Moldau ist Europa – Europa ist Moldau” begrüßt die EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola die Menge und spricht einige Sätze auf Rumänisch: “Moldova nu e singura – Die Moldau ist nicht allein”, ruft sie den begeisterten Menschen zu, die aus dem ganzen Land in die Hauptstadt gekommen sind. Und die an diesem Sonntag gemeinsam eine Resolution verabschieden, die den klaren Wunsch einer Mehrheit der moldauischen Bevölkerung bekräftigt, Teil der großen europäischen Familie zu werden.

Der rumänische Europaabgeordnete Siegfried Muresan (EVP) ist einer der vielen Politiker, die unten vor der Bühne stehen. Muresan, Vorsitzender der Delegation des Europäischen Parlaments für die Beziehungen zur Republik Moldau, ist beeindruckt von der Ausstrahlungskraft dieser Volksversammlung: “Die Menschen in der Republik Moldau haben heute ein sehr starkes Signal der europäischen Integration gesendet. 80.000 Menschen aus dem ganzen Land, Jung und Alt, sind gekommen, um hier ein Zeichen zu setzen”, so Muresan gegenüber der DW. Die Menschen wüssten, dass der europäische Integrationsprozess Reformen und jahrelange Arbeit bedeute, aber sie hätten gezeigt, dass sie dazu bereit seien. “Die Menschen in der Moldau wollen als Bürger der Europäischen Union leben, sie teilen unsere Werte”, sagt der EU-Abgeordnete und fügt hinzu: “Die Unterstützung der Republik Moldau liegt auch im Interesse der EU.”

Wenige Tage vor dieser großen pro-europäischen Kundgebung hat die Republik Moldau den Austritt aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) beantragt. Diese Organisation vereint einen Teil der Nachfolgestaaten der Sowjetunion unter einem Dach. Der moldauische Parlamentspräsident Igor Grosu sagte in einem Rundfunkinterview, dieser Schritt sei nach Beratungen mit der Präsidentin, der Regierung und mit Vertretern der Zivilgesellschaft erfolgt. Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine “sei von einer Gemeinschaft keine Rede mehr”, so Grosu. Das Austrittsverfahren sei langwierig, aber die Moldauerinnen und Moldauer könnten auf eine stabile europäische Zukunft für sich und ihre Kinder hoffen.

Die Volksversammlung an diesem Sonntag war ein eindrücklicher Beweis dafür, dass diese Hoffnungen berechtigt sind. Das zeigen auch die jüngsten Umfragen: Fast 60 Prozent der Moldauerinnen und Moldauer wünschen sich den EU-Beitritt. Diese Umfrageergebnisse bestätigt auch Vasile, der Arbeiter aus der Süßwaren-Fabrik: Fast die Hälfte seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien zwar eher pro-russisch eingestellt gewesen, aber der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine habe viele von ihnen umgestimmt. Auch sie würden ihre Zukunft nun lieber in einem vereinten Europa sehen.

Moldau Pro-EU-Versammlung in Chisinau

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