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Jugend in Deutschland zwischen Zufriedenheit und Zukunftsangst

Ukraine-Krieg, Klimawandel, Corona – kaum eine Generation muss in kurzer Zeit so viele Krisen erleben. Mit welchen Folgen? Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat nachgefragt.

Wie beurteilen junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren angesichts multipler Krisen ihr eigenes Leben und ihre Position in der Gesellschaft? Welche Erwartungen haben sie an Politik und Parteien? Hinweise finden sich in einer groß angelegten Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES),die der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) nahesteht.

Mehr als 4000 junge Wahlberechtigte haben an der repräsentativen Telefon- und Onlinebefragung sowie an vertiefenden Gesprächen teilgenommen. “Wir sind dabei auf junge Wähler:innen getroffen, die eine überraschende Reife ausstrahlen und angesichts der aktuellen Lage zwar alarmiert, aber noch lange nicht resigniert sind”, schreibt das siebenköpfige Autoren-Team, dem Politik- und Sozialwissenschaftlerinnen sowie Meinungs- und Trendforscher angehören.

Wie beurteilen junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren angesichts multipler Krisen ihr eigenes Leben und ihre Position in der Gesellschaft? Welche Erwartungen haben sie an Politik und Parteien? Hinweise finden sich in einer groß angelegten Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES),die der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) nahesteht.

“Alarmiert, aber nicht resigniert”

Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt demnach, dass die Befragten überwiegend mit ihrem Leben zufrieden sind, sich jedoch von den vielfältigen Krisen stark verunsichert fühlen. Einen großen Stellenwert haben finanzielle und soziale Sicherheit, aber auch ideelle Werte – allen voran Familie und Freunde.

Ganz oben auf der Agenda junger Menschen stehen neben der allgegenwärtigen Klima-Krise die Themen Alterssicherung und Wohnen. “Sie schauen mit einem sehr realistischen Blick auf die Welt und ihr eigenes Leben und haben klar vor Augen, was sie erwarten können”, heißt es in der Analyse. Und: “Sie wollen ein gutes, normales Leben führen.”

Da die Jugend in einem Zeitalter der Umbrüche und Verunsicherung aufwachse, stelle sich nicht mehr die Frage, ob es ihr einmal besser gehen werde als ihren Eltern, “sondern ob ihre Generation einen großen Absturz verhindern kann”. Deshalb blicken junge Menschen in Deutschland offenbar noch weniger zuversichtlich in die Zukunft als die gesamte deutsche Wahlbevölkerung. 

Drei Viertel (74 Prozent) der unter 30-Jährigen zeigen sich besorgt, nur ein Fünftel (19 Prozent) blickt positiv auf die derzeitige Lage in Deutschland. Alle Wahlberechtigten zusammen sind angesichts der derzeitigen Verhältnisse zu 69 Prozent eher beunruhigt, ein knappes Viertel (24 Prozent) zeigt sich optimistisch.

Die oftmals geäußerte Sorge vor einer besonders demokratieskeptischen jungen Generation ist laut Studie offensichtlich unbegründet. Die Zufriedenheit mit dem politischen System entspreche bei den unter 30-Jährigen in etwa dem Niveau der wahlberechtigten Bevölkerung insgesamt. Allerdings betont das Autoren-Team, dass ungefähr die Hälfte der Befragten “wenig oder überhaupt nicht zufrieden” mit dem Funktionieren der Demokratie sei.

Das scheint vor allem an der mangelnden Attraktivität von Parteien und ihrem überwiegend älteren Personal zu liegen. Sieben von zehn Befragten kritisieren eine in ihrer Wahrnehmung mangelnde Offenheit der Parteien für Ideen junger Menschen. Nur ein Fünftel meint, Politik nehme ihre Sorgen ernst. Und fast 40 Prozent finden die Sprache von Politikerinnen und Politikern unverständlich.

Trotzdem attestieren junge Menschen in Deutschland der Politik mehrheitlich eine große Bedeutung für das eigene Leben. Allerdings haben 45 Prozent nicht das Gefühl, in ihrer Umgebung und bei Themen, die ihnen wichtig sind, etwas verändern zu können.

Mit Politik in Berührung kommen 80 Prozent der 16- bis 30-Jährigen durch ihren alltäglichen Medienkonsum. Eine wichtige Rolle spielen soziale Netzwerke, aber auch das persönliche Gespräch im Freundes- und Familienkreis, in der Schule oder auf der Arbeit. Dabei haben Kanäle wie Instagram und TikTok einen zwiespältigen Ruf.

Als Vorteil wird die kurze und leicht verständliche Zusammenfassung der Themen gesehen. Negativ bewerten junge Menschen vor allem die in den sozialen Medien angewandten Algorithmen sowie die Rolle von Influencerinnen und Influencern. Sie sehen die Gefahr, ungewollt in eine Meinungsblase gezogen und einseitig beeinflusst zu werden.

Insgesamt wird den jungen Leuten in der Studie aber bescheinigt, “sich mit einem gesunden Misstrauen gegenüber Algorithmen und Fake News” im digitalen Raum zu bewegen. Für die eigene Meinungsbildung suchten sie nach objektiven Formaten, die einen neutralen Überblick zu parteipolitischen Positionen böten.

Deshalb empfiehlt das Studien-Team den Parteien, dort kommunikativ aufzutreten, wo junge Menschen unterwegs sind: in den sozialen Netzwerken. Dabei gehe es in erster Linie um Authentizität. Einerseits werde erwartet, dass Abgeordnete über Expertise verfügen, gleichzeitig sollen sie nicht abgehoben daherkommen, möglichst natürlich auftreten und eine verständliche Sprache benutzen.

Das verlangt auch Martin Schulz, der 2017 als SPD-Kanzlerkandidat die Bundestagswahl gegen die damalige Amtsinhaberin Angela Merkel verloren hat. Inzwischen leitet der 68-Jährige die Friedrich-Ebert-Stiftung, in dessen Auftrag die Jugend-Studie erstellt wurde. Sein Fazit: “Junge Menschen sind an politischen Themen und Teilhabe interessiert. Das ist ein gutes Zeichen.”

Gleichzeitig werde aber klar, dass sich die junge Generation zu wenig von politischen Parteien gehört fühle. Das müsse man ernst nehmen, denn: “Die Akzeptanz politischer Entscheidungen ist von existenzieller Bedeutung für die Demokratie.”

Wie beurteilen junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren angesichts multipler Krisen ihr eigenes Leben und ihre Position in der Gesellschaft? Welche Erwartungen haben sie an Politik und Parteien? Hinweise finden sich in einer groß angelegten Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES),die der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) nahesteht.

Mehr als 4000 junge Wahlberechtigte haben an der repräsentativen Telefon- und Onlinebefragung sowie an vertiefenden Gesprächen teilgenommen. “Wir sind dabei auf junge Wähler:innen getroffen, die eine überraschende Reife ausstrahlen und angesichts der aktuellen Lage zwar alarmiert, aber noch lange nicht resigniert sind”, schreibt das siebenköpfige Autoren-Team, dem Politik- und Sozialwissenschaftlerinnen sowie Meinungs- und Trendforscher angehören.

“Alarmiert, aber nicht resigniert”

Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt demnach, dass die Befragten überwiegend mit ihrem Leben zufrieden sind, sich jedoch von den vielfältigen Krisen stark verunsichert fühlen. Einen großen Stellenwert haben finanzielle und soziale Sicherheit, aber auch ideelle Werte – allen voran Familie und Freunde.

Ganz oben auf der Agenda junger Menschen stehen neben der allgegenwärtigen Klima-Krise die Themen Alterssicherung und Wohnen. “Sie schauen mit einem sehr realistischen Blick auf die Welt und ihr eigenes Leben und haben klar vor Augen, was sie erwarten können”, heißt es in der Analyse. Und: “Sie wollen ein gutes, normales Leben führen.”

“Sie wollen ein gutes, normales Leben führen”

Da die Jugend in einem Zeitalter der Umbrüche und Verunsicherung aufwachse, stelle sich nicht mehr die Frage, ob es ihr einmal besser gehen werde als ihren Eltern, “sondern ob ihre Generation einen großen Absturz verhindern kann”. Deshalb blicken junge Menschen in Deutschland offenbar noch weniger zuversichtlich in die Zukunft als die gesamte deutsche Wahlbevölkerung. 

Nur ein Fünftel ist zuversichtlich

Drei Viertel (74 Prozent) der unter 30-Jährigen zeigen sich besorgt, nur ein Fünftel (19 Prozent) blickt positiv auf die derzeitige Lage in Deutschland. Alle Wahlberechtigten zusammen sind angesichts der derzeitigen Verhältnisse zu 69 Prozent eher beunruhigt, ein knappes Viertel (24 Prozent) zeigt sich optimistisch.

Die oftmals geäußerte Sorge vor einer besonders demokratieskeptischen jungen Generation ist laut Studie offensichtlich unbegründet. Die Zufriedenheit mit dem politischen System entspreche bei den unter 30-Jährigen in etwa dem Niveau der wahlberechtigten Bevölkerung insgesamt. Allerdings betont das Autoren-Team, dass ungefähr die Hälfte der Befragten “wenig oder überhaupt nicht zufrieden” mit dem Funktionieren der Demokratie sei.

Parteien sollen sich mehr für die Jugend interessieren

Das scheint vor allem an der mangelnden Attraktivität von Parteien und ihrem überwiegend älteren Personal zu liegen. Sieben von zehn Befragten kritisieren eine in ihrer Wahrnehmung mangelnde Offenheit der Parteien für Ideen junger Menschen. Nur ein Fünftel meint, Politik nehme ihre Sorgen ernst. Und fast 40 Prozent finden die Sprache von Politikerinnen und Politikern unverständlich.

Trotzdem attestieren junge Menschen in Deutschland der Politik mehrheitlich eine große Bedeutung für das eigene Leben. Allerdings haben 45 Prozent nicht das Gefühl, in ihrer Umgebung und bei Themen, die ihnen wichtig sind, etwas verändern zu können.

Fluch und Segen der sozialen Medien

Misstrauen gegenüber Algorithmen und Fake News

Mit Politik in Berührung kommen 80 Prozent der 16- bis 30-Jährigen durch ihren alltäglichen Medienkonsum. Eine wichtige Rolle spielen soziale Netzwerke, aber auch das persönliche Gespräch im Freundes- und Familienkreis, in der Schule oder auf der Arbeit. Dabei haben Kanäle wie Instagram und TikTok einen zwiespältigen Ruf.

Als Vorteil wird die kurze und leicht verständliche Zusammenfassung der Themen gesehen. Negativ bewerten junge Menschen vor allem die in den sozialen Medien angewandten Algorithmen sowie die Rolle von Influencerinnen und Influencern. Sie sehen die Gefahr, ungewollt in eine Meinungsblase gezogen und einseitig beeinflusst zu werden.

Insgesamt wird den jungen Leuten in der Studie aber bescheinigt, “sich mit einem gesunden Misstrauen gegenüber Algorithmen und Fake News” im digitalen Raum zu bewegen. Für die eigene Meinungsbildung suchten sie nach objektiven Formaten, die einen neutralen Überblick zu parteipolitischen Positionen böten.

Deshalb empfiehlt das Studien-Team den Parteien, dort kommunikativ aufzutreten, wo junge Menschen unterwegs sind: in den sozialen Netzwerken. Dabei gehe es in erster Linie um Authentizität. Einerseits werde erwartet, dass Abgeordnete über Expertise verfügen, gleichzeitig sollen sie nicht abgehoben daherkommen, möglichst natürlich auftreten und eine verständliche Sprache benutzen.

Das verlangt auch Martin Schulz, der 2017 als SPD-Kanzlerkandidat die Bundestagswahl gegen die damalige Amtsinhaberin Angela Merkel verloren hat. Inzwischen leitet der 68-Jährige die Friedrich-Ebert-Stiftung, in dessen Auftrag die Jugend-Studie erstellt wurde. Sein Fazit: “Junge Menschen sind an politischen Themen und Teilhabe interessiert. Das ist ein gutes Zeichen.”

Gleichzeitig werde aber klar, dass sich die junge Generation zu wenig von politischen Parteien gehört fühle. Das müsse man ernst nehmen, denn: “Die Akzeptanz politischer Entscheidungen ist von existenzieller Bedeutung für die Demokratie.”

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