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Merkel erhält UNESCO-Friedenspreis für Flüchtlingspolitik

In der Elfenbeinküste ist Altkanzlerin Angela Merkel mit dem Félix-Houphouët-Boigny-Friedenspreis der UNESCO geehrt worden. Auch die Ivorer feiern sie für ihre Willkommenspolitik gegenüber Flüchtlingen.

30 Meter ragt das helle, monumentale Gebäude in den Himmel von Yamoussoukro, dieser seltsam ruhigen Hauptstadt der Elfenbeinküste, fernab vom Trubel der Wirtschaftsmetropole Abidjan. In den geometrisch angelegten Parkanlagen vor dem Haupteingang ziert eine weiße Friedenstaube die Weltkugel. Fast ebenso imposant wie die Architektur ist der Name der dort ansässigen Institution: Félix-Houphouët-Boigny-Stiftung für Friedensforschung.

Jetzt hängen 20 Meter lange Stoffbahnen über den gläsernen Fassaden des Gebäudes – bedruckt mit dem Konterfei der Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel. Es ist ein ganz besonderer Rahmen für die Rückkehr von Merkel nach Afrika, ein gutes Jahr nach ihrem Ausscheiden als Bundeskanzlerin. Am Mittwoch hat sie in der selbsternannten “Welthauptstadt des Friedens” den Félix-Houphouët-Boigny-UNESCO-Friedenspreis 2022 für ihren Beitrag zur Bewältigung der Flüchtlingskrise in Empfang genommen.

30 Meter ragt das helle, monumentale Gebäude in den Himmel von Yamoussoukro, dieser seltsam ruhigen Hauptstadt der Elfenbeinküste, fernab vom Trubel der Wirtschaftsmetropole Abidjan. In den geometrisch angelegten Parkanlagen vor dem Haupteingang ziert eine weiße Friedenstaube die Weltkugel. Fast ebenso imposant wie die Architektur ist der Name der dort ansässigen Institution: Félix-Houphouët-Boigny-Stiftung für Friedensforschung.

“Niemand verlässt sein Land ohne einen Grund”, sagte Merkel bei der Preisverleihung vor mehreren Tausend Menschen, darunter der ivorische Präsident Alassane Ouattara und, in Vertretung des Schirmherren des Preises und ehemaligen senegalesischen Staatschefs Abdou Diouf, Senegals Präsident Macky Sall. Auch Schülerinnen und Schüler aus der Region waren anwesend.

“Dialog ist die Waffe der Starken”

Es gehe darum, die Ursachen für Flucht und Migration anzugehen, sagte Merkel – und das erfordere eine sehr enge Zusammenarbeit. Sie verwies dabei auf bestehende, enge Partnerschaften auch zur Elfenbeinküste – etwa im Rahmen der deutschen Strategie “Compact with Africa”. Im Lichte aktueller Krisen, auch in der Ukraine, appellierte Merkel, Konflikte friedlich zu lösen. “Dialog ist die Waffe der Starken, nicht der Schwachen”, sagte sie.

Überall in Yamoussoukro säumen riesige Plakate von Angela Merkel die Straßen, die Altkanzlerin ist längst zum Stadtgespräch geworden: “Ich habe in der Zeitung gelesen, dass sie den Félix-Houphouët-Boigny-Friedenspreis erhält. Sie hat ihn verdient, weil sie eine großartige Frau ist. Sie hat viele Aktionen für den Friedens durchgeführt”, sagte eine Einwohnerin am Tag vor der Preisverleihung im DW-Interview. Und eine andere fügte hinzu: “Sie ist eine wirklich bewundernswerte Frau. Wir würden gerne so werden wie sie.”

Die Menschen in den Straßen von Yamoussoukro zeigen Begeisterung für die jetzt neu gekürte Botschafterin des Friedens: “Sie war eine echte Führungspersönlichkeit. Sie hat viel geleistet. Sie hat auch dazu beigetragen, dass Migranten nach Europa gekommen sind und hat die Tür für mehrere Tausend geöffnet”, lobte ein Einwohner im DW-Interview.

Die Jury des nach dem früheren Präsidenten der Elfenbeinküste benannten Félix-Houphouët-Boigny-Friedenspreises zeigte sich beeindruckt vom Mut Merkels im Jahr 2015, Deutschland für Flüchtlinge zu öffnen. Mit ihrem heute legendären Ausspruch “Wir schaffen das!” in der Bundespressekonferenz am 31. August 2015 hieß die damalige Bundeskanzlerin Flüchtlinge ausdrücklich willkommen – und erntete dafür Anerkennung und Kritik.

“Die gesamte Jury war von ihrer mutigen Entscheidung aus dem Jahr 2015 berührt, mehr als 1,2 Millionen Flüchtlinge insbesondere aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und Eritrea aufzunehmen”, sagte der Präsident der Jury und Friedensnobelpreisträger 2018, Denis Mukwege zur Begründung am UNESCO-Sitz in Paris. Es sei eine Lektion, die Merkel der Geschichte hinterlasse.

Auch UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay würdigte Merkels Einsatz. “Frieden schaffen besteht auch aus dem Öffnen von Türen für die, die leiden”, erklärte sie. “Die Entscheidung der Jury erinnert daran, dass die Aufnahme und die Art und Weise, wie wir mit Migranten und Flüchtlingen umgehen, ein zentrales Anliegen ist.”

Mit ihrer Willkommenspolitik hat Merkel es jetzt in die illustre Reihe der Preisträger geschafft, die 1991 mit den Südafrikanern Nelson Mandela und Frederik Willem de Klerk begann. Doch zumeist wurden diese am Sitz der UNESCO in Paris verliehen, die den Preis kuratiert und heute auch die Stiftung des ivorischen Staatsgründers Félix Houphouët Boigny verwaltet. Dass Merkel als dritte Preisträgerin überhaupt den Preis am Sitz der Stiftung in Yamoussoukro erhält, hat also einen hohen Symbolwert.

Tatsächlich feiert die Félix-Houphouët-Boigny-Stiftung in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen, 30 Jahre nach dem Tod des ersten Präsidenten der Elfenbeinküste, der sich besonders für die Stärkung der Bildung einsetzte. In der Elfenbeinküste, die in ihrer jüngeren Geschichte vom Bürgerkrieg geprägt ist, steht Houphouët-Boigny für den friedvollen Aufbruch nach der Unabhängigkeit – ein Image, das er mit dem Bau einer Moschee und  einer gigantischen Basilika zu untermauern suchte und mit seiner Stiftung weiter ausbauen konnte.

Jean-Noël Loucou, Generalsekretär der Stiftung, sieht die Aufgabe der Organisation in der Friedensforschung und, dann in der Bildung. Es gehe darum, eine Kultur des Friedens und demokratische Werte zu vermitteln, sagte er der DW. “Was die politischen Konflikte in unserer Subregion betrifft, so haben viele Verhandlungen hier in den Räumlichkeiten stattgefunden, bei denen die Stiftung einen Beobachterstatus hatte”, sagte Loucou der DW.

Der Preis ist mit 150.000 US-Dollar (122.000 Euro) dotiert. Auch eine Goldmedaille und eine von der UNESCO-Generaldirektorin unterzeichnete Urkunde gehören dazu. Das Preisgeld stiftete Merkel der ivorischen Vereinigung zur Hilfe für Kinder in Not.

Angela Merkel posiert im September 2015 mit Flüchtling Anas Modamani für ein Selfie (Foto: Sean Gallup/Getty Images)
Migration: Flüchtlinge gehen auf dem Gelände der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung in Brandenburg zur Anmeldung (Foto: Patrick Pleul/ZB/dpa/picture alliance)

30 Meter ragt das helle, monumentale Gebäude in den Himmel von Yamoussoukro, dieser seltsam ruhigen Hauptstadt der Elfenbeinküste, fernab vom Trubel der Wirtschaftsmetropole Abidjan. In den geometrisch angelegten Parkanlagen vor dem Haupteingang ziert eine weiße Friedenstaube die Weltkugel. Fast ebenso imposant wie die Architektur ist der Name der dort ansässigen Institution: Félix-Houphouët-Boigny-Stiftung für Friedensforschung.

Jetzt hängen 20 Meter lange Stoffbahnen über den gläsernen Fassaden des Gebäudes – bedruckt mit dem Konterfei der Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel. Es ist ein ganz besonderer Rahmen für die Rückkehr von Merkel nach Afrika, ein gutes Jahr nach ihrem Ausscheiden als Bundeskanzlerin. Am Mittwoch hat sie in der selbsternannten “Welthauptstadt des Friedens” den Félix-Houphouët-Boigny-UNESCO-Friedenspreis 2022 für ihren Beitrag zur Bewältigung der Flüchtlingskrise in Empfang genommen.

“Dialog ist die Waffe der Starken”

“Niemand verlässt sein Land ohne einen Grund”, sagte Merkel bei der Preisverleihung vor mehreren Tausend Menschen, darunter der ivorische Präsident Alassane Ouattara und, in Vertretung des Schirmherren des Preises und ehemaligen senegalesischen Staatschefs Abdou Diouf, Senegals Präsident Macky Sall. Auch Schülerinnen und Schüler aus der Region waren anwesend.

Es gehe darum, die Ursachen für Flucht und Migration anzugehen, sagte Merkel – und das erfordere eine sehr enge Zusammenarbeit. Sie verwies dabei auf bestehende, enge Partnerschaften auch zur Elfenbeinküste – etwa im Rahmen der deutschen Strategie “Compact with Africa”. Im Lichte aktueller Krisen, auch in der Ukraine, appellierte Merkel, Konflikte friedlich zu lösen. “Dialog ist die Waffe der Starken, nicht der Schwachen”, sagte sie.

Überall in Yamoussoukro säumen riesige Plakate von Angela Merkel die Straßen, die Altkanzlerin ist längst zum Stadtgespräch geworden: “Ich habe in der Zeitung gelesen, dass sie den Félix-Houphouët-Boigny-Friedenspreis erhält. Sie hat ihn verdient, weil sie eine großartige Frau ist. Sie hat viele Aktionen für den Friedens durchgeführt”, sagte eine Einwohnerin am Tag vor der Preisverleihung im DW-Interview. Und eine andere fügte hinzu: “Sie ist eine wirklich bewundernswerte Frau. Wir würden gerne so werden wie sie.”

Die Menschen in den Straßen von Yamoussoukro zeigen Begeisterung für die jetzt neu gekürte Botschafterin des Friedens: “Sie war eine echte Führungspersönlichkeit. Sie hat viel geleistet. Sie hat auch dazu beigetragen, dass Migranten nach Europa gekommen sind und hat die Tür für mehrere Tausend geöffnet”, lobte ein Einwohner im DW-Interview.

Ivorer über Angela Merkel: “Eine großartige Frau”

Die Jury des nach dem früheren Präsidenten der Elfenbeinküste benannten Félix-Houphouët-Boigny-Friedenspreises zeigte sich beeindruckt vom Mut Merkels im Jahr 2015, Deutschland für Flüchtlinge zu öffnen. Mit ihrem heute legendären Ausspruch “Wir schaffen das!” in der Bundespressekonferenz am 31. August 2015 hieß die damalige Bundeskanzlerin Flüchtlinge ausdrücklich willkommen – und erntete dafür Anerkennung und Kritik.

Merkel hinterlässt eine Lektion

“Die gesamte Jury war von ihrer mutigen Entscheidung aus dem Jahr 2015 berührt, mehr als 1,2 Millionen Flüchtlinge insbesondere aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und Eritrea aufzunehmen”, sagte der Präsident der Jury und Friedensnobelpreisträger 2018, Denis Mukwege zur Begründung am UNESCO-Sitz in Paris. Es sei eine Lektion, die Merkel der Geschichte hinterlasse.

Auch UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay würdigte Merkels Einsatz. “Frieden schaffen besteht auch aus dem Öffnen von Türen für die, die leiden”, erklärte sie. “Die Entscheidung der Jury erinnert daran, dass die Aufnahme und die Art und Weise, wie wir mit Migranten und Flüchtlingen umgehen, ein zentrales Anliegen ist.”

Mit ihrer Willkommenspolitik hat Merkel es jetzt in die illustre Reihe der Preisträger geschafft, die 1991 mit den Südafrikanern Nelson Mandela und Frederik Willem de Klerk begann. Doch zumeist wurden diese am Sitz der UNESCO in Paris verliehen, die den Preis kuratiert und heute auch die Stiftung des ivorischen Staatsgründers Félix Houphouët Boigny verwaltet. Dass Merkel als dritte Preisträgerin überhaupt den Preis am Sitz der Stiftung in Yamoussoukro erhält, hat also einen hohen Symbolwert.

Um den Frieden verdient gemacht

Tatsächlich feiert die Félix-Houphouët-Boigny-Stiftung in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen, 30 Jahre nach dem Tod des ersten Präsidenten der Elfenbeinküste, der sich besonders für die Stärkung der Bildung einsetzte. In der Elfenbeinküste, die in ihrer jüngeren Geschichte vom Bürgerkrieg geprägt ist, steht Houphouët-Boigny für den friedvollen Aufbruch nach der Unabhängigkeit – ein Image, das er mit dem Bau einer Moschee und  einer gigantischen Basilika zu untermauern suchte und mit seiner Stiftung weiter ausbauen konnte.

Jean-Noël Loucou, Generalsekretär der Stiftung, sieht die Aufgabe der Organisation in der Friedensforschung und, dann in der Bildung. Es gehe darum, eine Kultur des Friedens und demokratische Werte zu vermitteln, sagte er der DW. “Was die politischen Konflikte in unserer Subregion betrifft, so haben viele Verhandlungen hier in den Räumlichkeiten stattgefunden, bei denen die Stiftung einen Beobachterstatus hatte”, sagte Loucou der DW.

Der Preis ist mit 150.000 US-Dollar (122.000 Euro) dotiert. Auch eine Goldmedaille und eine von der UNESCO-Generaldirektorin unterzeichnete Urkunde gehören dazu. Das Preisgeld stiftete Merkel der ivorischen Vereinigung zur Hilfe für Kinder in Not.

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