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Radikale oder gemäßigte Klimaproteste – was bewegt Twitter?

Klimaaktivsten der “letzten Generation” oder von “Extinction Rebellion” sind bekannt für ihre Störaktionen. Doch wie viel Aufmerksamkeit verursachen solche Protestformen? Die DW hat dazu Millionen von Tweets untersucht.

Ab kommenden Montag (24.4.) soll Berlin durch Protestaktionen “lahmgelegt” werden, so haben es die Klimaschutz-Aktivisten der Gruppe Letzte Generation angekündigt. Und in London haben Klimaaktivisten der Gruppe Extinction Rebellion (XR) für das Wochenende davor (22./23.4.) zu einem massiven Klimaprotest vor dem britischen Parlament aufgerufen – genannt: “The Big One”.

Das ist ein überraschender Taktikwechsel, war die Gruppe doch bislang vor allem für Aufmerksamkeit erregenden zivilen Ungehorsam bekannt, wie dem Überschütten von Gemälden mit Suppe oder dem Festkleben von Aktivisten auf öffentlichen Straßen.

Ab kommenden Montag (24.4.) soll Berlin durch Protestaktionen “lahmgelegt” werden, so haben es die Klimaschutz-Aktivisten der Gruppe Letzte Generation angekündigt. Und in London haben Klimaaktivisten der Gruppe Extinction Rebellion (XR) für das Wochenende davor (22./23.4.) zu einem massiven Klimaprotest vor dem britischen Parlament aufgerufen – genannt: “The Big One”.

Dieser Art des Protests, der den Alltag stören soll, hat sich unter anderen auch die in Großbritannien ansässigen Gruppe Just Stop Oil angeschlossen. So bewarfen zwei Klimaschützerinnen der Gruppe im Oktober 2022 Vincent van Goghs berühmtes Sonnenblumengemälde von 1888 in der Londoner National Gallery mit Tomatensuppe. Das Kunstwerk war durch Glas geschützt, beschädigt wurde lediglich der Rahmen.

Radikale oder gemäßigt – über welchen Klimaprotest wird mehr gesprochen?

“Als Phoebe und ich diese Suppe geworfen haben, haben mehr Menschen über die Klimakrise gesprochen, als zu dem Zeitpunkt, als drei Millionen Menschen durch die Überschwemmungen in Pakistan vertrieben wurden”, sagt Anna Holland, eine 21-jährige Aktivistin von Just Stop Oil der Deutschen Welle (DW). “Und das ist ein solider Beweis dafür, dass störende Aktionen unglaublich effektiv sind.”

Aber sind sie das wirklich mehr als herkömmliche Protestformen wie etwa Klima-Demonstrationen?

Um das herauszufinden, hat die DW 4,6 Millionen Einträge auf Twitter analysiert, die von 30 großen englischsprachigen Nachrichtenkanälen veröffentlicht wurden. Betrachtet wurde der Zeitraum zwischen dem 20. August 2018 – als die schwedische Klimaaktivistin und Initiatorin der Bewegung Fridays for Future, Greta Thunberg, ihren Klima-Schulstreik begann – und dem 20. Februar 2023.

Untersucht wurden insgesamt 2483 Nachrichten-Tweets, in denen Proteste zum Thema Klima und Umwelt erwähnt wurden. Anschließend wurde das Maß an Interaktion – in Form von Antworten, Zitaten, Likes und Retweets – mit dem Interaktionsmaß von anderen Tweets verglichen, die von derselben Nachrichtenorganisation in derselben Woche veröffentlicht wurden.

Die Analyse zeigt deutlich die medialen Zyklen der Klimaberichterstattung: Das Volumen an Tweets über Klimaproteste steigt während offizieller Foren, Gipfeltreffen und globaler Veranstaltungen wie den Klimakonferenzen der Vereinten Nationen (UN) oder dem Weltwirtschaftsforum.

So wurden die meisten Tweets zum Thema Klimaaktivismus in der Woche des UN-Klimagipfels im September 2019 gepostet. Insgesamt waren es 167, von denen sich viele auf das berühmte Zitat “wie könnt ihr es wagen?!” von Greta Thunberg bezogen. Mit diesen emotionalen Worten hatte Thunberg in ihrer Rede die Staats- und Regierungschefs der Welt für das “Märchen vom ewigen Wirtschaftswachstum” gerügt.

Fast die Hälfte der Tweets, die sich auf dieses Ereignis bezogen, gehörte zu den beliebtesten Tweets, die von den jeweiligen Nachrichtenkanälen in dieser Woche veröffentlicht wurden. Ähnliche Muster zeigten sich bei Ereignissen wie dem Weltwirtschaftsforum und weiteren UN-Klimakonferenzen. Während solcher Großereignisse zieht das Thema Klimaaktivismus in der Regel die meiste Aufmerksamkeit der Medien auf sich.

“Der Zeitpunkt scheint viel wichtiger zu sein, als wir dachten”, sagt James Ozden vom Social Change Lab. Die in London ansässige Organisation untersucht soziale Bewegungen, um Wege zur Förderung eines positiven sozialen Wandels zu finden. “Wenn sich die Medien mit dem Thema beschäftigen, ist es viel einfacher, Aufmerksamkeit für die entsprechende Botschaft zu bekommen.”

Obwohl Klimaproteste nur einen kleinen Teil der Tweets ausmachen, die von Nachrichtenkanälen veröffentlicht werden, rufen sie unverhältnismäßig viel Interaktion hervor. Oft gehören sie zu den erfolgreichsten Tweets der Woche. Ein Drittel der Tweets über Klimaaktivismus gehörte zu den zehn Prozent der erfolgreichsten Tweets der jeweiligen Kanäle.

Klimaproteste lassen sich in zwei Kategorien einteilen: in Proteste mit Störaktionen des öffentlichen Lebens und in Proteste ohne solche Aktionen.

Erstere, zu denen etwa die Verunstaltung von Kunstwerken, Verkehrsbehinderungen oder die Stürmung öffentlicher Gebäude gehören, machten 33 Prozent der Tweets zu Klimaprotesten aus. Zu den nicht störenden Aktionen gehören etwa die Teilnahme von Aktivisten an offiziellen Veranstaltungen, öffentliche Reden und legale Kundgebungen. Tweets über solche Ereignisse machten 67 Prozent aller Tweets über Klimaproteste aus.

Vergleicht man die durchschnittlichen Interaktionsraten der beiden Kategorien, zeigt sich: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tweet besonders erfolgreich ist, ist doppelt so hoch, wenn er sich um Klimaproteste ohne Störaktionen dreht.

Dies zeigt: Geht es darum, Diskussionen auf Twitter zu entfachen, sind Störaktionen nicht effektiver als “normale” Aktionen, wie etwa Demonstrationen.

“Herkömmliche Klimaproteste funktionieren, wenn die mediale Berichterstattung den Klimawandel bereits ein wenig in den Fokus genommen hat. Der Protest mit Störaktionen, wie etwa das Suppenwerfen, funktioniert dann, wenn die Medien über andere Themen berichten und sich der mediale Fokus erst dadurch auf den Klimawandel richtet”, sagt Ozden vom Social Change Lab.

Viele Aktivisten, die an Störaktionen beteiligt waren, werden in den sozialen Medien dafür kritisiert, dass sie ihrem eigenen Image schaden. Doch sie selbst sehen das nicht unbedingt so.

“Für mich ist es wichtig, dass die Regierung keine neuen Öl- und Gaslizenzen in Großbritannien vergibt. Das Einzige, was mir wichtig ist, ist eine Zukunft, in der ich Kinder großziehen kann und mich nicht schuldig fühle, weil ich sie in eine Zukunft voller Tod, Hunger und Krieg gebracht habe”, sagt Anna Holland von Just Stop Oil.

Um zu verstehen, wie Menschen auf Tweets über Klimaproteste reagieren, wählte die DW die Tweets mit den höchsten Interaktionen aus – und zwar zu Protesten mit Störaktionen, zu Protesten ohne Störaktionen sowie eine zufällige Stichprobe von Tweets zu verschiedenen Themen, um einen Vergleich zu ermöglichen. Alle Antworten auf diese Tweets wurden als “negativ” oder “positiv” eingestuft.

Ab kommenden Montag (24.4.) soll Berlin durch Protestaktionen “lahmgelegt” werden, so haben es die Klimaschutz-Aktivisten der Gruppe Letzte Generation angekündigt. Und in London haben Klimaaktivisten der Gruppe Extinction Rebellion (XR) für das Wochenende davor (22./23.4.) zu einem massiven Klimaprotest vor dem britischen Parlament aufgerufen – genannt: “The Big One”.

Das ist ein überraschender Taktikwechsel, war die Gruppe doch bislang vor allem für Aufmerksamkeit erregenden zivilen Ungehorsam bekannt, wie dem Überschütten von Gemälden mit Suppe oder dem Festkleben von Aktivisten auf öffentlichen Straßen.

Radikale oder gemäßigt – über welchen Klimaprotest wird mehr gesprochen?

Dieser Art des Protests, der den Alltag stören soll, hat sich unter anderen auch die in Großbritannien ansässigen Gruppe Just Stop Oil angeschlossen. So bewarfen zwei Klimaschützerinnen der Gruppe im Oktober 2022 Vincent van Goghs berühmtes Sonnenblumengemälde von 1888 in der Londoner National Gallery mit Tomatensuppe. Das Kunstwerk war durch Glas geschützt, beschädigt wurde lediglich der Rahmen.

“Als Phoebe und ich diese Suppe geworfen haben, haben mehr Menschen über die Klimakrise gesprochen, als zu dem Zeitpunkt, als drei Millionen Menschen durch die Überschwemmungen in Pakistan vertrieben wurden”, sagt Anna Holland, eine 21-jährige Aktivistin von Just Stop Oil der Deutschen Welle (DW). “Und das ist ein solider Beweis dafür, dass störende Aktionen unglaublich effektiv sind.”

Aber sind sie das wirklich mehr als herkömmliche Protestformen wie etwa Klima-Demonstrationen?

Um das herauszufinden, hat die DW 4,6 Millionen Einträge auf Twitter analysiert, die von 30 großen englischsprachigen Nachrichtenkanälen veröffentlicht wurden. Betrachtet wurde der Zeitraum zwischen dem 20. August 2018 – als die schwedische Klimaaktivistin und Initiatorin der Bewegung Fridays for Future, Greta Thunberg, ihren Klima-Schulstreik begann – und dem 20. Februar 2023.

Die mediale Berichterstattung ist entscheidend für ein Thema

Untersucht wurden insgesamt 2483 Nachrichten-Tweets, in denen Proteste zum Thema Klima und Umwelt erwähnt wurden. Anschließend wurde das Maß an Interaktion – in Form von Antworten, Zitaten, Likes und Retweets – mit dem Interaktionsmaß von anderen Tweets verglichen, die von derselben Nachrichtenorganisation in derselben Woche veröffentlicht wurden.

Radikaler Klimaprotest erzeugt nicht die meiste Aufmerksamkeit

Die Analyse zeigt deutlich die medialen Zyklen der Klimaberichterstattung: Das Volumen an Tweets über Klimaproteste steigt während offizieller Foren, Gipfeltreffen und globaler Veranstaltungen wie den Klimakonferenzen der Vereinten Nationen (UN) oder dem Weltwirtschaftsforum.

So wurden die meisten Tweets zum Thema Klimaaktivismus in der Woche des UN-Klimagipfels im September 2019 gepostet. Insgesamt waren es 167, von denen sich viele auf das berühmte Zitat “wie könnt ihr es wagen?!” von Greta Thunberg bezogen. Mit diesen emotionalen Worten hatte Thunberg in ihrer Rede die Staats- und Regierungschefs der Welt für das “Märchen vom ewigen Wirtschaftswachstum” gerügt.

Fast die Hälfte der Tweets, die sich auf dieses Ereignis bezogen, gehörte zu den beliebtesten Tweets, die von den jeweiligen Nachrichtenkanälen in dieser Woche veröffentlicht wurden. Ähnliche Muster zeigten sich bei Ereignissen wie dem Weltwirtschaftsforum und weiteren UN-Klimakonferenzen. Während solcher Großereignisse zieht das Thema Klimaaktivismus in der Regel die meiste Aufmerksamkeit der Medien auf sich.

Wie reagieren Twitter-User auf radikale, und wie auf  “normale” Klimaproteste?

“Der Zeitpunkt scheint viel wichtiger zu sein, als wir dachten”, sagt James Ozden vom Social Change Lab. Die in London ansässige Organisation untersucht soziale Bewegungen, um Wege zur Förderung eines positiven sozialen Wandels zu finden. “Wenn sich die Medien mit dem Thema beschäftigen, ist es viel einfacher, Aufmerksamkeit für die entsprechende Botschaft zu bekommen.”

Obwohl Klimaproteste nur einen kleinen Teil der Tweets ausmachen, die von Nachrichtenkanälen veröffentlicht werden, rufen sie unverhältnismäßig viel Interaktion hervor. Oft gehören sie zu den erfolgreichsten Tweets der Woche. Ein Drittel der Tweets über Klimaaktivismus gehörte zu den zehn Prozent der erfolgreichsten Tweets der jeweiligen Kanäle.

Sind radikale Proteste hilfreich oder hinderlich für die Klimabewegung?

Klimaproteste lassen sich in zwei Kategorien einteilen: in Proteste mit Störaktionen des öffentlichen Lebens und in Proteste ohne solche Aktionen.

Erstere, zu denen etwa die Verunstaltung von Kunstwerken, Verkehrsbehinderungen oder die Stürmung öffentlicher Gebäude gehören, machten 33 Prozent der Tweets zu Klimaprotesten aus. Zu den nicht störenden Aktionen gehören etwa die Teilnahme von Aktivisten an offiziellen Veranstaltungen, öffentliche Reden und legale Kundgebungen. Tweets über solche Ereignisse machten 67 Prozent aller Tweets über Klimaproteste aus.

Vergleicht man die durchschnittlichen Interaktionsraten der beiden Kategorien, zeigt sich: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tweet besonders erfolgreich ist, ist doppelt so hoch, wenn er sich um Klimaproteste ohne Störaktionen dreht.

Dies zeigt: Geht es darum, Diskussionen auf Twitter zu entfachen, sind Störaktionen nicht effektiver als “normale” Aktionen, wie etwa Demonstrationen.

“Herkömmliche Klimaproteste funktionieren, wenn die mediale Berichterstattung den Klimawandel bereits ein wenig in den Fokus genommen hat. Der Protest mit Störaktionen, wie etwa das Suppenwerfen, funktioniert dann, wenn die Medien über andere Themen berichten und sich der mediale Fokus erst dadurch auf den Klimawandel richtet”, sagt Ozden vom Social Change Lab.

Viele Aktivisten, die an Störaktionen beteiligt waren, werden in den sozialen Medien dafür kritisiert, dass sie ihrem eigenen Image schaden. Doch sie selbst sehen das nicht unbedingt so.

“Für mich ist es wichtig, dass die Regierung keine neuen Öl- und Gaslizenzen in Großbritannien vergibt. Das Einzige, was mir wichtig ist, ist eine Zukunft, in der ich Kinder großziehen kann und mich nicht schuldig fühle, weil ich sie in eine Zukunft voller Tod, Hunger und Krieg gebracht habe”, sagt Anna Holland von Just Stop Oil.

Um zu verstehen, wie Menschen auf Tweets über Klimaproteste reagieren, wählte die DW die Tweets mit den höchsten Interaktionen aus – und zwar zu Protesten mit Störaktionen, zu Protesten ohne Störaktionen sowie eine zufällige Stichprobe von Tweets zu verschiedenen Themen, um einen Vergleich zu ermöglichen. Alle Antworten auf diese Tweets wurden als “negativ” oder “positiv” eingestuft.

Die Ergebnisse zeigen, dass zwar viele Menschen negativ auf Tweets zu Klimaprotesten reagieren, dass dies aber auch für Tweets zu anderen Themen gilt.

Außerdem erhalten Tweets über Störaktionen etwas mehr negative Antworten, aber die Spanne ist gering. Insgesamt sind die Antworten auf Tweets über Klimaproteste nicht so negativ wie die Antworten auf Tweets über andere Themen.

Außerdem erhalten Tweets über Störaktionen etwas mehr negative Antworten, aber die Spanne ist gering. Insgesamt sind die Antworten auf Tweets über Klimaproteste nicht so negativ wie die Antworten auf Tweets über andere Themen.

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