Kultur

Etgar Keret – Meister der Kurzgeschichte

Er gehört zu den Superstars der israelischen Literaturszene. Eine Ausstellung im Jüdischen Museum in Berlin widmet sich nun dem Werk und der Biografie Etgar Kerets.

Es kommt nicht oft vor, dass Buchautorinnen oder -autoren zu Lebzeiten ganze Ausstellungen gewidmet werden. Israels Literatur-Star Etgar Keret wird diese Ehre nun zuteil: Ab dem 21. Oktober präsentiert das Jüdi­sche Museum Berlin (JMB) zusammen mit Keret “Inside Out”: Neun Kurzgeschichten, ausgehend von seiner eigenen Biografie und den Erinnerungen seiner Mutter, werden erstmals öffentlich vorgestellt. Die Texte er­zählen vom Familienalltag in Israel und von den trau­ma­ti­schen Kriegs­erleb­nissen und Gewalt­er­fah­rungen der 1934 in Polen ge­borenen Mutter.

Kerets Texte werden in der Ausstellung von aus­gewählten Ob­jekten aus den Sammlungen des Jüdischen Museums ergänzt. Außerdem zu sehen sind Auftrags­arbeiten von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, die in Ko­ope­ra­tion mit Keret ent­standen sind. “Das Zusammen­spiel von Er­inne­run­gen, Objekten und künstler­ischen Installa­tionen er­öffnet Be­sucher*innen neue, emotions­geladene Assoziations­räume, die be­wusst mit klas­si­schen Er­wartungen an einen Museums­besuch brechen”, heißt es auf der Museums-Website. Die Audios der Texte, ebenfalls verfügbar auf der Website des JMB, hat Keret selbst auf Hebräisch und Englisch eingesprochen, die deutschen Übersetzungen spricht der deutsche Schriftsteller Daniel Kehlmann, der mit Etgar Keret befreundet ist.

Es kommt nicht oft vor, dass Buchautorinnen oder -autoren zu Lebzeiten ganze Ausstellungen gewidmet werden. Israels Literatur-Star Etgar Keret wird diese Ehre nun zuteil: Ab dem 21. Oktober präsentiert das Jüdi­sche Museum Berlin (JMB) zusammen mit Keret “Inside Out”: Neun Kurzgeschichten, ausgehend von seiner eigenen Biografie und den Erinnerungen seiner Mutter, werden erstmals öffentlich vorgestellt. Die Texte er­zählen vom Familienalltag in Israel und von den trau­ma­ti­schen Kriegs­erleb­nissen und Gewalt­er­fah­rungen der 1934 in Polen ge­borenen Mutter.

Der 1967 als jüngstes von drei Kindern in Ramat Gan geborene Etgar Keret ist ein international gefragter und preisgekrönter Bestsellerautor. Er lebt in Tel Aviv und lehrt an der Ben-Gurion-Universität. Im Laufe seiner literarischen Karriere hat er Romane, Sachtexte, Graphic Novels und Drehbücher verfasst und für renommierte Zeitungen wie die “New York Times” oder “Le Monde” geschrieben.

Schriftsteller, Drehbuchautor und Filmemacher

2007 realisierte er nach dem Drehbuch seiner Frau, der Filmemacherin Shira Geffen, den Film “Jellyfish” über das multikulturelle Leben in Tel-Aviv. Der Film wurde 2007 bei den Filmfestspielen von Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Gemeinsam mit seiner Frau hat er auch die preisgekrönte Miniserie “Mein sprechender Goldfisch” kreiert, die im deutsch-französischen TV-Sender ARTE lief.

Am bekanntesten ist Keret jedoch für seine Kurzgeschichtensammlungen, darunter “Gaza-Blues”, “Plötzlich klopft es an der Tür”, “Die sieben guten Jahre. Mein Leben als Vater und Sohn” oder “Tu’s nicht. Storys”. Sein deutscher Schriftsteller-Kollege Maxim Biller nannte Etgar Keret einmal “den besten Kurzgeschichten-Autor seit Kafka und Hemingway”.

In der Berliner Ausstellung arbeitet Keret die Erinnerungen seiner Mutter und seine eigene Kindheit auf. Seine in Polen geborenen Eltern Efraim und Orna Keret sind Holocaust-Überlebende. Sein Vater hatte sich mit seiner Familie zwei Jahre in einer Höhle versteckt, seine Mutter war mit ihrem Vater aus dem Warschauer Ghetto geflohen. Er wurde als Untergrundkämpfer beim Warschauer Aufstand getötet und gab seiner Tochter die Aufgabe mit auf den Weg, “den Krieg zu überstehen und dafür zu sorgen, dass unser Name lebendig bleibt”. Nach einer Zeit in Waisenhäusern in Polen und Frankreich wanderte Kerets Mutter als einzige Überlebende ihrer Familie nach Israel aus, wo sie Kerets Vater Efraim kennenlernte. Die Geschichte seiner Eltern haben Kerets Kindheit und Jugend stark geprägt. Beide waren Vorschriften von Obrigkeiten gegenüber sehr skeptisch eingestellt, und so  ließen sie ihren Kindern meist freie Hand. So blieb Etgar der Besuch der weiterführenden Schule freigestellt, weil dort zu starre Regeln herrschten.

Während seines Militärdienstes, der für Keret sehr deprimierend war, wurde er laut einem Interview im Magazin “The New Yorker” nachhaltig von Franz Kafkas Roman “Die Verwandlung” beeinflusst. Er begann mit dem Schreiben und fand in der literarischen Form der Kurzgeschichte sein bevorzugtes Genre. Keret beweist in seinen Geschichten eine hohe Affinität für das Absurde und durchbricht darin oft die Grenzen zwischen Realität und Fantasie – ihre Logik folge Träumen, wie er einmal gegenüber der Frankfurter Rundschau sagte. 1992 veröffentlichte er mit “Pipelines” seinen ersten Kurzgeschichtenband. Und schon die zweite Geschichtensammlung von 1994, “Missing Kissinger” (dt. “Gaza-Blues”, 1996), machte ihn berühmt.

Obwohl er sich selbst nicht als politischen Menschen sieht, hat er in seinen Gastbeiträgen für Tageszeitungen wie die “Süddeutsche Zeitung”, die “New York Times” oder “Le Monde” auch immer wieder kritisch auf die israelische Politik und den Nahostkonflikt geschaut. Gegenüber der DW äußerte sich Etgar Keret einmal im Rahmen der Deutsch-Israelischen Literaturtage mit dem ihm typischen Humor: “Ich sage oft, dass lesen im Prinzip den schwächsten aller menschlichen Muskeln trainiert: den Muskel der Empathie.”

Die Ausstellung “INSIDE OUT – Etgar Keret” ist vom 21.10.2022 bis 05.02.2023 im Jüdischen Museum Berlin zu sehen.

Außenansicht des Jüdischen Museums in Berlin Kreuzberg-Friedrichshain

Es kommt nicht oft vor, dass Buchautorinnen oder -autoren zu Lebzeiten ganze Ausstellungen gewidmet werden. Israels Literatur-Star Etgar Keret wird diese Ehre nun zuteil: Ab dem 21. Oktober präsentiert das Jüdi­sche Museum Berlin (JMB) zusammen mit Keret “Inside Out”: Neun Kurzgeschichten, ausgehend von seiner eigenen Biografie und den Erinnerungen seiner Mutter, werden erstmals öffentlich vorgestellt. Die Texte er­zählen vom Familienalltag in Israel und von den trau­ma­ti­schen Kriegs­erleb­nissen und Gewalt­er­fah­rungen der 1934 in Polen ge­borenen Mutter.

Kerets Texte werden in der Ausstellung von aus­gewählten Ob­jekten aus den Sammlungen des Jüdischen Museums ergänzt. Außerdem zu sehen sind Auftrags­arbeiten von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, die in Ko­ope­ra­tion mit Keret ent­standen sind. “Das Zusammen­spiel von Er­inne­run­gen, Objekten und künstler­ischen Installa­tionen er­öffnet Be­sucher*innen neue, emotions­geladene Assoziations­räume, die be­wusst mit klas­si­schen Er­wartungen an einen Museums­besuch brechen”, heißt es auf der Museums-Website. Die Audios der Texte, ebenfalls verfügbar auf der Website des JMB, hat Keret selbst auf Hebräisch und Englisch eingesprochen, die deutschen Übersetzungen spricht der deutsche Schriftsteller Daniel Kehlmann, der mit Etgar Keret befreundet ist.

Schriftsteller, Drehbuchautor und Filmemacher

Der 1967 als jüngstes von drei Kindern in Ramat Gan geborene Etgar Keret ist ein international gefragter und preisgekrönter Bestsellerautor. Er lebt in Tel Aviv und lehrt an der Ben-Gurion-Universität. Im Laufe seiner literarischen Karriere hat er Romane, Sachtexte, Graphic Novels und Drehbücher verfasst und für renommierte Zeitungen wie die “New York Times” oder “Le Monde” geschrieben.

2007 realisierte er nach dem Drehbuch seiner Frau, der Filmemacherin Shira Geffen, den Film “Jellyfish” über das multikulturelle Leben in Tel-Aviv. Der Film wurde 2007 bei den Filmfestspielen von Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Gemeinsam mit seiner Frau hat er auch die preisgekrönte Miniserie “Mein sprechender Goldfisch” kreiert, die im deutsch-französischen TV-Sender ARTE lief.

Am bekanntesten ist Keret jedoch für seine Kurzgeschichtensammlungen, darunter “Gaza-Blues”, “Plötzlich klopft es an der Tür”, “Die sieben guten Jahre. Mein Leben als Vater und Sohn” oder “Tu’s nicht. Storys”. Sein deutscher Schriftsteller-Kollege Maxim Biller nannte Etgar Keret einmal “den besten Kurzgeschichten-Autor seit Kafka und Hemingway”.

In der Berliner Ausstellung arbeitet Keret die Erinnerungen seiner Mutter und seine eigene Kindheit auf. Seine in Polen geborenen Eltern Efraim und Orna Keret sind Holocaust-Überlebende. Sein Vater hatte sich mit seiner Familie zwei Jahre in einer Höhle versteckt, seine Mutter war mit ihrem Vater aus dem Warschauer Ghetto geflohen. Er wurde als Untergrundkämpfer beim Warschauer Aufstand getötet und gab seiner Tochter die Aufgabe mit auf den Weg, “den Krieg zu überstehen und dafür zu sorgen, dass unser Name lebendig bleibt”. Nach einer Zeit in Waisenhäusern in Polen und Frankreich wanderte Kerets Mutter als einzige Überlebende ihrer Familie nach Israel aus, wo sie Kerets Vater Efraim kennenlernte. Die Geschichte seiner Eltern haben Kerets Kindheit und Jugend stark geprägt. Beide waren Vorschriften von Obrigkeiten gegenüber sehr skeptisch eingestellt, und so  ließen sie ihren Kindern meist freie Hand. So blieb Etgar der Besuch der weiterführenden Schule freigestellt, weil dort zu starre Regeln herrschten.

Aufarbeitung der Kindheit

Während seines Militärdienstes, der für Keret sehr deprimierend war, wurde er laut einem Interview im Magazin “The New Yorker” nachhaltig von Franz Kafkas Roman “Die Verwandlung” beeinflusst. Er begann mit dem Schreiben und fand in der literarischen Form der Kurzgeschichte sein bevorzugtes Genre. Keret beweist in seinen Geschichten eine hohe Affinität für das Absurde und durchbricht darin oft die Grenzen zwischen Realität und Fantasie – ihre Logik folge Träumen, wie er einmal gegenüber der Frankfurter Rundschau sagte. 1992 veröffentlichte er mit “Pipelines” seinen ersten Kurzgeschichtenband. Und schon die zweite Geschichtensammlung von 1994, “Missing Kissinger” (dt. “Gaza-Blues”, 1996), machte ihn berühmt.

Kafka als Ausweg

Obwohl er sich selbst nicht als politischen Menschen sieht, hat er in seinen Gastbeiträgen für Tageszeitungen wie die “Süddeutsche Zeitung”, die “New York Times” oder “Le Monde” auch immer wieder kritisch auf die israelische Politik und den Nahostkonflikt geschaut. Gegenüber der DW äußerte sich Etgar Keret einmal im Rahmen der Deutsch-Israelischen Literaturtage mit dem ihm typischen Humor: “Ich sage oft, dass lesen im Prinzip den schwächsten aller menschlichen Muskeln trainiert: den Muskel der Empathie.”

Die Ausstellung “INSIDE OUT – Etgar Keret” ist vom 21.10.2022 bis 05.02.2023 im Jüdischen Museum Berlin zu sehen.

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